KAB-Studienfahrt im Oktober 2014

Großartige Erlebnisse in Hamburg

Großartige Erlebnisse in Hamburg

Die Mitreisenden lernten in Hamburg viele soziale Einrichtungen der Stadt kennen. Privat

Adenau. Kann man in einer 1, 8-Millionen-Metropole sinnvoll leben? Was verbindet Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauungen und Wertehaltungen? Wie geht die Stadt mit den großen Umwälzungen in der Bevölkerungsentwicklung, der demografischen Entwicklung, den sich wandelnden Familienbildern um? Welche Projekte, Aufbrüche und Wege werden in diese Stadt diesbezüglich gelebt. Und natürlich: Das Schöne, das Weltoffene, das Faszinierende an dieser Stadt. Das waren wesentliche Fragestellungen und Perspektiven dieser Studienfahrt.

Eine gut 20-köpfige TeilnehmerInnengruppe war bei dieser Studienfahrt des Bildungswerkes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Trier e.V. und Mitglieder des Ortsverbandes Reifferscheid/Rodder dabei und die konnte die Freie und Hansestadt in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit erleben. Unter der Leitung von Martin Mohr (Bezirkssekretär der KAB Mittelrhein/ kommissarischer Bezirkssekretär des KAB-Landesbezirks Saar), sowie Rita Kaiser (KAB Ortsverband Reifferscheid bei Adenau) und mit Arche Noah Reisen/ Trier als Reiseveranstalter war die Gruppe wunderschön im Mercure-Hotel Am Volkspark untergebracht.

Von dort aus ging es bereits am Morgen nach der Ankunft zum Besuch des Redaktionshauses des Andere-Zeiten e.V. , insbesondere beliebt und bekannt durch den beliebten Kalender „Der andere Advent“. Eine schöne, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlende kleine Backsteinvilla mitten in einem Alleen-Wohngebiet. „Wir sind kein Verlag, sondern ein Raum für neues Denken“, beschrieb es Kai-Uwe Scholz, Redeakteur bei www.anderezeiten.de . „Und es dauert bei uns durchaus lange, bis wir ausgesucht, durchdacht, nachgespürt haben, bis wir einen Artikel, oder einen Spruch auf den Weg bringen“, so der Journalist. Im angrenzenden Gemeindesaal der evangelischen Christiansgemeinde kam die Gruppe dann mit Kai-Uwe Scholz noch zu einem Austausch zusammen. „Zu unserem Rhythmus gehört auch das zyklische Denken, wir bewegen uns im Kirchenjahr. Alles hat seine Zeit und wir haben eben nicht alles in unserem Leben selbst in der Hand; es gibt ein Immer-Wiederkehren“, so Scholz, „wir begleiten Menschen anders“.

Was macht

Hamburg lebenswert?

„Was macht Hamburg lebenswert?“ war dann die Thematik, über die am frühen Nachmittag mit Thomas Pfitzmann vom Referat Senioren und Demografischer Wandel der Stadt Hamburg in der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz gesprochen wurde.

Pfitzmann erläuterte das international bekannte Demografie-Konzept „Hamburg 2030“.

Bei herrlichem, sonnigem und lauem Herbstwetter brach die Studiengruppe dann zur Stadtrundfahrt mit Ausstiegen auf. „Sinnvolleben und arbeiten - wie geht das in Hamburg?“ Jörn Löding, ein Hamburger Original erzählte bei der Stadtführung durch die Speicherstadt: „1892 wurde beim Umbau der Stadt keiner der vertriebenen Arbeiter gefragt, wo er bleibt“

„Sinnvoll leben und arbeiten“

Das Thema der Hafenrundfahrt der Studienfahrt am nächsten Morgen. „In den inzwischen 4 Containerterminals des zweitgrößten Containerhafen weltweit sind es nur noch 90 Sekunden für Zu- und Entladung und 36-48 Stunden an Umschlagzeit. Da ist nicht mehr viel mit Seefahrerromantik“, erklärte Barkassenführer Felix. Wir wurden also aufmerksam, dass sich hinter der spektakulären und atemberaubenden Kulisse und den beeindruckenden Abläufen und Bewegungen im Hafen die Soziale Frage des 21. Jahrhunderts deutlich wird.

„Ein Fremder ist ein Freund, den wir noch nicht kennen“, sagte dann auch Rosi Mühlenbein in der Internationalen Seemannsmission „Duckdalben“ (unbedingt anklicken: www.duckdalben.de ). Ein weiterer Höhepunkt der KAB-Studienfahrt „Sinnvoll leben in einer Großstadt“ nach Hamburg. „Wir behandeln den Kapitän so wie den Öler und die Gewährleistung von Kommunikation, Begegnung und Gespräch ist unsere Hauptaufgabe“ so die ehrenamtliche Mitarbeiterin; wir päppeln Seeleute (10% sind Frauen) wieder auf“. Seeleute seien oft einsame Menschen, monatelang abgeschnitten zu ihrer Familie; eine unglaublich harte Arbeit auf See, die allzu oft nur schlecht oder sogar gar nicht entlohnt wird, mit harten und oft gefährlichen Situationen und Arbeitsbedingungen in der oft strengen Hierarchie an Bord, erläuterte die begeisterte Ehrenamtliche den Besuchern und führte sie durch einen Hobbyraum mit Billard und Tischkicker, eine Lesestube, einen kleinen Andachtsraum, in dem fernöstliche Spiritualität wie auch der muslimische Gebetsteppich oder der Christliche Altar gleichberechtigt ihren Platz haben.

Reichhaltiges Kulturprogramm

Domprobst em. Nestor Kuckhoff empfing die Teilnehmer am nächsten Morgen in der Mariendom-Gemeinde. Der Bischofssitz des erst 1995 gegründeten Bistums Hamburg liegt mitten im Stadtteil St. Georg, der von multikultureller Vielfalt geprägt ist. Der emeritierte Domprobst führte die Gruppe durch die helle Kathedrale und erzählte dabei ganz viele auch dunkle Seiten, die sich im sozialen Leben des Gemeindeumfeldes abspielen. Die gescheiterten Beziehungen, die hohe Obdachlosigkeit, die Einsamkeit vieler Menschen, die wachsen-de Armut.

In der Krypta berichtete der Geistliche: „In dieser Unterkirche haben wir vor wenigen Jahren ein Columbarium eingerichtet; in Urnen Bestattete haben in diesen kleinen Fächern in der Wand ihre ewige Ruhe. Mit den Einnahmen können wir wiederum unsere Gemeindecaritas und die damit verbundene Sozialarbeit finanzieren“. http://www.oekumenisches-forum-hafencity.de /

Sinnvoll leben

zwischen Generationen

Am Nachmittag wurde die Hausgemeinschaft des Ökumenischen Forums der Hafen-City besucht: „Wir verstehen uns nicht als „Superkirche“. Aber die hier bereits Wohnenden und Arbeitenden suchen und schätzen unsere Kom-munikations- und Vernetzungsarbeit“, so Agnes und Georg Franitza, seit 2 Jahren hier Bewohner/In und Mitgestalter/in. Nach Mittagsgebet, Kaffee und einer Tour durch die Wohn- und Begegnungsräume konnten die Besucher einen beeindruckenden Überblick auf die immer noch im Werden begriffene Hafen-City genießen. „Sinnvoll leben zwischen Generationen“ - die anschließende Ortsbegehung in der Hafen-City. Das größte und futuristische Städtebauprojekt Europas. Wohnungen für 1 Mio Euro locker zu haben. Normal verdienende Familien haben hier kaum eine Chance. „Es ist zum Teil wenig menschlich“, so Agnes Franitza.

„Sinnvoll leben in einer Großstadt“:

Die Hamburg-Studiengruppe war auch im sich stark im Wandel befindlichen ehemaligen Arbeiter-Stadtteil Barmbeck angelangt. Elgin Erkal von www.stattreisen-hamburg.de gab zwischen ehemaligen Fabrikgebäuden, dem Bohrkopf des ersten Elbtunnels und neu gebauten „Mittelstandsquartieren“ (für Familien mit Durchschnittseinkommen völlig unerschwinglich!) packende Erläuterungen zur sozialgeschichtlichen Entwicklung. „Typisch für Barmbeck waren im angehenden 20. Jahrhundert die „Problocks“, selbst organisierte Lebensgemeinschaften der Arbeiterfamilien mit mehreren Generationen in genossenschaftlicher Hand“, so Erkal. Wir stellten in der Diskussion fest, dass dieses bewährte Modell heute mehr denn je richtungsweisend ist.

Auf dem Rückweg zum Hotel besucht die Gruppe dann noch den „Michel“, die Hauptkirche St. Michaelis zu Hamburg.

Es erklärt sich ja fast von selbst, dass die Reisenden mit diesen herausragenden Eindrücken im Gepäck unmittelbar vor der Abreise noch den Hamburger Fischmarkt „mitnehmen mussten“.

Auch der Vorsitzende des KAB- Ortsverbandes Reifferscheid/Rodder Peter Kaiser war begeistert von den vielen Eindrücken der gesamten Fahrt, den netten Menschen, guten Gesprächen und tollen Organisation. Mit Sicherheit ist bei der nächsten Fahrt der Ortsverband Reifferscheid/Rodder wieder mit einigen Mitgliedern dabei, so der Vorsitzende Kaiser.