Güterzüge im Dreiminutentakt zwischen Bonn und Koblenz

Hölle auf Rädern

Hölle auf Rädern

Foto: Pro Rheintal e. V.

Weißenthurm. „Alle drei Minuten ein Zug, das hält keiner mehr aus. Wer zehn bis zwanzigmal in jeder Nacht durch den ohrenbetäubenden Bahnlärm und die damit einhergehenden Erschütterungen aufschreckt, wenn er überhaupt kurz einschlafen kann, wird seelisch und körperlich zerstört. Was wir derzeit erleben ist die „Hölle auf Rädern““ so Hermann Winter aus Weißenthurm, der seit über 70 Jahren an der Bahn lebt und zum Beispiel in der Nacht vom 13. auf den 14. August je Stunde zwanzig und mehr Züge gezählt hat. Es sind wohl drei Faktoren, die derzeit zu dieser massiven, zusätzlichen Gefährdung der Gesundheit und Einschränkung der Lebensqualität der linksrheinischen Bahnanwohner führt. Einmal bedingen wohl Bauarbeiten am rechtsrheinischen Bahnkörper die Umleitung vieler Güterzüge auf die linke Rheinseite. Darüber hinaus mag auch der niedrige Wasserstand des Rheins, der nur noch eine halbe Beladung der Frachtschiffe zulässt, zur Verlagerung des Güterverkehrs vom Schiff auf die Schiene erfordern. Verschärft wird diese Situation möglicherweise durch die derzeit extrem niedrigen Ölpreise und den damit verbundenen Zwang, dass billige Öl insbesondere aus den Häfen Antwerpen und Rotterdam abtransportieren zu müssen. Bei allem Verständnis für diese Situation greift nun aber auch Enttäuschung und Wut bei den betroffenen Menschen um sich, bei denen verdorbene Sommerferien noch das kleinere Übel darstellen. Wie kann es sein, so fragen sich viele, dass noch vor wenigen Wochen unsere Umweltministerin Ulrike Höfken im Rahmen einer aktuellen Literaturstudie medienwirksam feststellte, dass Bahnlärm krank macht und man dennoch die Menschen einer solchen Gesundheitsgefährdung aussetzt. Was ist noch glaubwürdig und integer, wenn Wort und Tat in so eklatanter Weise auseinanderklaffen? Auch die Deutsche Bahn AG treffen massive Vorwürfe, zeige sie doch wieder einmal fehlende Flexibilität und Handeln nach Gutsherrenart. „Wir Bahnanwohner sind es gewohnt, mit Rücksicht auf den Bahnbetrieb oft die „Faust in der Tasche“ zu halten und zusätzliche massive Belastungen wie Nachtarbeiten am Gleisbett zu ertragen. Wenn das aber, was wir nun schon seit einer Woche erleiden, nach Eröffnung des St. Gotthard-Tunnels zur Regel werden sollte, steht uns eine Katastrophe bevor. Durch die aktuelle Erfahrung ist nun ganz klar: Züge im drei bis fünf Minutentakt, hält kein Mensch mehr aus! Im Mittelrheintal bahnt sich somit eine menschliche Tragödie an, die unsere verantwortlichen Politiker unter allen Umständen verhindern müssen.“ erklärt Rolf Papen, der Vorsitzende der weißenthurmer Bürgerinitiative gegen Bahnlärm.

Pressemitteilung Weißenthurmer Bürgerinitiative gegen Bahnlärm

Anmerkung der Redaktion

Eine Stellungnahme der Deutschen Bahn wurde angefragt und wird ggf. nachträglich ergänzt.