Pädagogen aus Südpolen erneut zu Besuch bei der IGS Pellenz

Aus Partnern werden Freunde

Aus Partnern werden Freunde

Mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, wie hier auf der Festung Ehrenbreitstein, wurde den Gästen die Vielfalt der Region vor Augen geführt.privat

Pellenz. Die aktuellen Spannungen inmitten von Europa zeigen deutlich, wie wichtig ein kooperativer Austausch mit unseren europäischen Nachbarn ist. Vor diesem Hintergrund ist die deutsch-polnische Partnerschaft, die vor einem guten Jahr an der Integrierte Gesamtschule (IGS) Pellenz mit einem ersten Besuch der polnischen Projektpartner startete, nicht hoch genug zu bewerten. Was damals als zeitlich befristetes bilaterales Comenius-Regio-Projekt unter dem Titel „Konfliktsituationen im Schulalltag und Unterstützungsformen für Lehrer“ startete, hat sich längst zu einem sehr vertrauensvollen, intensiven und sehr konkreten Dialog entwickelt. Dies betrifft gleichermaßen die regionale Kooperation zwischen den drei rheinland-pfälzischen Projektpartnern (ADD Koblenz, schulpsychologischer Dienst und Integrierte Gesamtschule Pellenz in Plaidt) als auch den Austausch mit den polnischen Pendants.

Dank der guten Vorarbeit bei den beiden vorangegangenen Projekttreffen fanden die Teilnehmer in Plaidt schnell den Wiedereinstieg in den gewaltpräventiven Diskurs. Bereits der erste Workshop zum „Regellernen am Beispiel eines Fortbildungskonzeptes zur Prävention von Unterrichtsstörungen“ deutete an, dass der Schwerpunkt bei diesem dritten Projekttreffen auf den Unterstützungsmöglichkeiten des schulpsychologischen Dienstes bei der Bewältigung schulischer Konfliktsituationen liegen würde. Inhaltlich passend dazu erwies sich der parallel stattfindende Studientag des Lehrerkollegiums der IGS Pellenz. Dieser widmete sich der Vertiefung der konfrontativen Pädagogik und griff damit ein zentrales Thema des Comenius-Regio-Projektes auf: Professionelles Konfliktmanagement.

Thematisiert wurde natürlich auch die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit der beiden beteiligten Schulen, der Integrierten Gesamtschule Pellenz in Plaidt und des Lyzeums Jan-Mateijko in Wieliczka. In Plaidt werden ab diesem Schuljahr speziell ausgebildete Schüler in der Streitschlichtung eingesetzt. Zusätzlich werden Schulsanitäter erstmals selbstständig kleinere Blessuren versorgen. Diese Maßnahmen dienen, wie die Projekte Klassenrat, Schulbusbegleiter und Bewegte Pause der Stärkung der Schülermitverantwortung und sind damit bestens geeignet, gewaltpräventiv zu wirken. Außerdem fördern all diese Maßnahmen den Aufbau eines Demokratieverständnisses.

Der Besuch des Landespräventionstags, der in diesem Jahr unter dem Motto „Scham und Menschenwürde – Neue Wege in der Gewaltprävention“ stand, offenbarte den polnischen Gästen schließlich das ganze Spektrum rheinland-pfälzischer Präventionsangebote. Die diesjährige Fokussierung auf die grundlegende Bedeutung von Scham als einer schmerzhaften und oft übersehenen Emotion, bereicherte die nachfolgenden bilateralen Gespräche. So wurde deutlich, dass das Thema „Scham“ für den Schulbereich unbedingt stärker aufgegriffen werden muss, denn unerkannte Schamgefühle können das Klima einer Schule nachhaltig negativ beeinflussen. Wichtig ist daher ein konstruktiver Umgang mit der Scham als der „Wächterin der Menschenwürde“.

Der letzte Tag stand dann ganz im Zeichen der schulpsychologischen Dienste, deren Aufbau, Ausstattung und Aufgabenbereiche in beiden Ländern sehr unterschiedlich gestaltet sind. Personelle und organisatorische Struktur, Kooperationsformen sowie spezielle Präventionsprojekte des rheinland-pfälzischen Dienstes wurden vorgestellt. Darüber hinaus wurden die Aufgaben und die Rollen von schulpsychologischem Dienst und Schulaufsicht bei schulischen Krisensituationen an konkreten Beispielen erörtert. Im Zusammenhang mit der Thematik Lehrergesundheit und Umgang mit Belastungen bei Lehrern stellten die Schulpsychologen nicht nur die verschiedenen rheinland-pfälzischen Anlaufstellen vor, sondern stiegen direkt in die Beratung zur Planung eines entsprechenden Studientages an der IGS Pellenz im nächsten Schuljahr ein.

Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm sorgte dafür, dass die inhaltlich anspruchsvolle Arbeit versüßt wurde. Eine Schifffahrt auf dem Rhein, der Besuch des Geysirs und des Geysirzentrums und ein Koblenzer Stadtrundgang mit Seilbahnfahrt auf die Festung Ehrenbreitstein führten den Gästen die Vielfalt unserer Region vor Augen. Für kulinarische Genüsse sorgte nicht zuletzt eine Einladung des Landrats, Herrn Dr. Alexander Saftig, bei der dieser sich über den Stand des Projekts informierte.

Eines ist nun allen Beteiligten klar: Freundschaften wollen gepflegt werden und dies gelingt am besten durch gemeinsame Projekte. Nicht von ungefähr geht es im letzten Projekttreffen bereits um die Planungen der Zeit nach dem Comenius-Regio-Projekt – dann allerdings auch mit Beteiligung der Schülerinnen und Schülern.