Jürgen Kaiser stellte der Aktion Eine Welt die Erlassjahr.de-Kampagne vor

Auswege aus der Schuldenkrise sind möglich

Andernach. Als einen „Motor der Erlassjahr-Kampagne“ begrüßte Gernot Jonas den Referenten Jürgen Kaiser bei einer Veranstaltung der Aktion Eine Welt Andernach e.V.. Zunächst skizzierte Jürgen Kaiser Eckpunkte der zunehmenden Verschuldung: Aktuell sei der Schuldenstand von ca. 108 Ländern kritisch.

Durch die globalen Niedrigzinsen in den reichen Staaten des Nordens wurden Kapitalanlagen im globalen Süden relativ attraktiv, was zu wachsenden Kapitalströmen von Nord nach Süd führte.

Seit der Änderung der Zinspolitik in den USA fließe aber wieder vermehrt Kapital von Süd nach Nord ab. Wegen der globalen Nachfrageschwäche sind die Rohstoffpreise (zum Beispiel für Öl oder mineralische Rohstoffe) auf dem Weltmarkt massiv gesunken, was die Einnahmen der Staaten des globalen Südens verringert. Außerdem tragen schwache Regierungsführungen zur Verschuldung bei.

Wesentliches Ziel der Erlassjahr.de-Kampagne ist es, den Stimmen der armen Länder Gehör zu verschaffen und dazu beizutragen, dass die Gesellschaften des Nordens von der Schuldenkrise Kenntnis nehmen.

Privatpersonen und Firmen können in eine geordnete Insolvenz gehen.

Für Staaten fehlt aber ein faires, transparentes und rechtsstaatliches Entschuldungsverfahren. Jürgen Kaiser machte deutlich, dass auch die Länder des globalen Nordens von einer Entschuldung deutlich profitieren. Er sprach dabei von „Schuldenbummerangs“, die auf die Gesellschaften im Norden zurückwirken: Bei Überschuldung schwinden Absatzmärkte im Süden, die Armut fördert die Überausbeutung natürlicher Ressourcen, was den Klimawandel verstärkt, Armut steigert Fluchtbewegungen, soziale Konflikte können Staaten des globalen Südens politisch weiter destabilisieren, Korruption, Schwarzgeld- und Drogenökonomie nehmen zu.

Erlassjahr.de setzt sich als größtes entwicklungspolitisches Bündnis in Deutschland für eine gerechte Gestaltung der globalen Finanzbeziehungen ein und plant Aktionen anlässlich der Übernahme des G20-Vorsitzes durch Deutschland am 1. Dezember 2016 und des G20-Gipfels 2017 in Hamburg.