Viel Neues aus dem tik

Prozess-Theater - Der Weg ist das Ziel

Prozess-Theater - Der Weg ist das Ziel

Um sich innerhalb der neuen Rollen „kennenzulernen“, buchte das tik-Ensemble bei der FBS Andernach einen Kochkurs unter der Leitung von Vera Josten. privat

Andernach. Am Freitag, 9. Mai, ab 16 Uhr, ist die Theatergruppe tik in den Andernacher Rheinanlagen aktiv. Unter dem Titel „Auf den Tisch gekommen“ beteiligt sie sich erneut mit einer abstrakten Form des Straßentheaters an der diesjährigen „Tischtransaktion Rheinland-Palz“. Dieses landesweite Kunstprojekt, rund um die Kultur der Gastfreundschaft, wurde von der Burgbrohler Künstlerin Karin Meiner in Kooperation mit ihrem Künstlerkollegen Boris Nieslony ins Leben gerufen. Auch das tik lebt die Kultur der Gastfreundschaft, indem es die Zuschauer anschließend zum Verweilen und Plauschen einlädt. Näheres wird noch bekannt gegeben.

Nachdem das tik-Jugendensemble sein Stück „Da Waren's nur noch neun“ von Erwin Walter an vier Terminen erfolgreich präsentieren konnte, werden die Theaterräume in den kommenden Wochen verstärkt vom Erwachsenenensemble genutzt. Die Erwachsenen arbeiten erstmalig an einer völlig neuen Idee, dem Prozesstheater. Der Wunsch der Gruppe ist es, den Fokus auf experimentelle Theaterarbeit zu legen und dabei möglichst viele Elemente aus den zahlreichen, professionellen Theater Workshops des BDAT zu nutzen. Zum Einstieg unternahm man Ende 2013 gemeinsam eine Reise an das Mainzer Staatstheater, um sich von den aktuell laufenden Projekten inspirieren zu lassen. Dort inszenierte Anna Scherer, Tochter der tik Regisseurin Karin Scherer, mit Laienschauspielern jeden Alters das experimentelle Theater Projekt: „Den Teufel an die Wand spielen“. Sie nahm dabei Bezug auf Mephistopheles aus Goethes Faust, dieses Stück wurde zeitgleich am Mainzer Theater aufgeführt. Es ist ein außergewöhnlich ergreifendes, interkulturelles Stück entstanden. Teilweise wurde das Publikum mit in das Spiel einbezogen, die Schauspieler kamen in greifbare Nähe heran: Es schien, als spielten die Darsteller um ihr Leben. Durch die emotionale Tiefe des Spielens zeigten sich die Zuschauer anschließend tief berührt. Anna Scherer studierte in Mainz Theaterwissenschaften und war bereits während ihrer Ausbildung am Staatstheater Mainz als Theaterpädagogin beschäftigt. Der Ausflug zur Mainzer Bühne brachte den gewünschten Erfolg: Tatsächlich sprudelten anschließend die Ideen in den Köpfen der Beteiligten. Innerhalb kurzer Zeit entsprangen deren Fantasie einige ungewöhnliche Lebensgeschichten. Die Ensemblemitglieder stellten sich nun der Aufgabe in eine neu kreierte Identität zu schlüpfen. Nun galt es sich untereinander zu entdecken, die erdachten Identitäten zu verinnerlichen.

Um dies zu erreichen, sich innerhalb der neuen Rollen „kennenzulernen“, buchte das tik-Ensemble bei der FBS Andernach einen Kochkurs. Dieser wurde von der Gesundheitsberaterin Vera Josten mit viel Engagement und Freude durchgeführt. Die Idee funktionierte: Wie sich fremde Menschen üblicherweise in Gruppen begegnen, machte man sich auch hier zunächst miteinander bekannt und kam dann beim Kochen und Essen mit der Zeit ins Gespräch. Auch die Kursleiterin Vera Josten musste sich ein wenig unter die Spielenden begeben, hsie meisterte diese Herausforderung mit Bravour. In den folgenden Wochen waren neben Abstechern ins Land der Träume auch Gefühlsausbrüche und viele weitere Facetten Bestandteil der Theaterarbeit. Wohin die experimentelle Reise das Team führen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Sicher bleibt es jedoch spannend, die Gruppe wird sich weiter ausprobieren. Voraussichtlich wird das Ergebnis Ende Sommer 2014 zu sehen sein.