Was in 2007 klein begann, ist mittlerweile eine Andernacher Erfolgsgeschichte

Wohnmobiltouristen lieben den Stellplatz

Wohnmobiltouristen lieben den Stellplatz

Rund 100 Stellplätze stehen den Wohnmobil-Touristen insgesamt zur Verfügung. MKA

Wohnmobiltouristen lieben den Stellplatz

Wohnmobiltouristen lieben den Stellplatz

Wohnmobiltouristen lieben den Stellplatz

Andernach. Eigentlich ist er nichts anderes als ein öffentlich zugänglicher Stellplatz für Wohn- und Reisemobile. Hier dürfen „Komfort-Vagabunden“ in ihrem Fahrzeug ein oder mehrere Nächte gegen ein geringes Entgelt übernachten. Er hat nicht die Eigenschaften eines Campingplatzes, sondern ist lediglich ein Parkplatz im Sinne des Straßenverkehrsrechts. Unterhält man sich jedoch mit Nutzern des am Rhein, mit Blick auf die Leutesdorfer Weinberge, gelegenen Wohnmobil-Stellplatzes, gewinnt man den Eindruck, dieses Areal biete mehr als seine Kurzbeschreibung: fast 100 Stellplätze, Frischwasser - und Abwasserentsorgung mit „Holiday Clean“, sechs Stromsäulen mit jeweils vier Entnahmestellen, ganzjährige Öffnung.

„Blick aktuell“ sprach

mit Wohnmobil-Touristen

„Der zählt zu den schönsten Stellplätzen. Hier ist ein bisschen Abwechslung“, schwärmt Reinhard Schmid, der mit Frau Anni schon zum dritten Mal auf liebgewonnenen Touren zur Mosel einen Aufenthalt in Andernach einplante. Den Geysir besuchten beide noch nicht, aber bei der Kulturnacht (am Interview-Tag) sind sie immer wieder gerne dabei.

Aus dem Nachbarland Niederlande finden Joop und Ria Boer ebenfalls, schon zum dritten Mal, den Weg in die Bäckerjungenstadt. Sie schätzen die mit 200 Kilometern nur relativ kurze Reisestrecke und lieben den Blick auf den Rhein, die vorbeituckernden Schiffe, aber auch die „wunderbare“ Eifel. Der Besuch des Kaltwasser-Geysirs wäre ihnen „zu teuer“, sagt Ria. Aber in der Stadt kaufen die Boers auch schon mal Kleidung ein. Grundsätzlich gefällt ihnen der Stellplatz, sie bedauern jedoch das Staubaufkommen durch den Ladebetrieb im angrenzenden Rheinhafen.

Dieter und Barbara Heinz aus der Nähe von Unna wurden von ihrer, im Rheinland lebenden Tochter, auf Andernach aufmerksam gemacht. Nach fünf Besuchen haben sie speziell die etwas höher gelegene Stellplatz-Fläche liebgewonnen. Sie kaufen gerne Schuhe in der Altstadt. „Bestimmte Topflappen bekomme ich nur in Andernach“, lacht Barbara. Sie beklagen die zahlreichen Leerstände und das Erscheinungsbild der Rheinstraße, und Dieter vermutet gar einen „Trick“ beim Geysir-Spektakel. Im Kreise ihrer Wohnmobil-Freunde würde viel von dem schönen Platz in Andernach erzählt, berichten die Westfalen.

Peter Haak und Annemarie Müller aus Eschweiler besuchen Andernach mit ihrem Mobilheim schon zum zweiten Mal. Es sei ja auch ein schöner Platz, unmittelbar an der sympathischen Altstadt gelegen. Hier gebe es gute Einkaufsmöglichkeiten und eine einladende Gastronomie. Auf die Frage, warum man auf dem Stellplatz fast ausschließlich Wohnmobilisten im Alter 50+ anträfe, meint Peter: „Die Jüngeren haben noch nicht genug Geld (für das teure Gefährt) gespart oder (zwinkernd) nur noch nicht geerbt.“

Bei aller Zufriedenheit der Gäste: Mehr Stromanschlüsse und eine Dusche wünschen sich die meisten: „Dann braucht man seine eigene Dusche im Mobil nicht sauber zu machen“, so die Begründung von Peter Haak.

Erfreuliche Entwicklung

Kristina Neitzert, Leiterin Tourismus & Stadtmarketing bei der Andernach.net GmbH, berichtet „Blick aktuell“ von einer erfreulichen Bilanz des vergangenen Stellplatz-Geschäftsjahres. Rund 17.400 Wohnmobil-Übernachtungen wurden gezählt. Bei durchschnittlich zwei Gästen je Wohnmobil geht man somit von fast 35.000 Übernachtungen pro Jahr aus. Übernachtungsgäste, hinter denen eine nicht zu unterschätzende Kaufkraft für die Andernacher Geschäftswelt steht. Untersuchungen zeigen nämlich, dass Wohnmobiltouristen, die auf Stellplätzen übernachten, gegenüber Campingplatz-Urlaubern im Durchschnitt mehr Geld am Übernachtungsort ausgeben. Mit der Einrichtung eines Wohnmobil-Stellplatzes versprechen sich Gemeinden nicht nur die Vermeidung von Übernachtungen im öffentlichen Verkehrsraum, sondern auch die Förderung ihrer lokalen Wirtschaft und damit eine Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen. „Allein der August hat, trotz mäßigem Wetter, 1.927 Wohnmobil-Übernachtungen gebracht und war damit auch in diesem Jahr besser als der Juli“, so Kristina Neitzert. „Für das gesamte Jahr erwarten wir wiederholt eine leichte Tendenz nach oben.“ Die Touristik-Fachfrau bestätigt die positiven Rückmeldungen der Gäste. Sehr viele kämen zum wiederholten Male, ursächlich wären meist persönliche Empfehlungen. „Der Platz wird aufgrund seiner Lage direkt am Rhein mit schönem Ausblick geschätzt, ebenso wie die Nähe zur Innenstadt und die Einkaufsmöglichkeiten.“ Neitzert unterstreicht auch die Bedeutung des Stellplatzes: „Wir sind sehr froh über die Erfolgsgeschichte des Platzes, da davon auszugehen ist, dass dies Gäste sind, die uns sonst nicht unbedingt erreicht hätten.“

Perspektive gGmbH trägt Sorge

Wohnmobiltouristen aus ganz Deutschland und vielen europäischen Ländern wie z.B. Belgien, Niederlande, Frankreich, Tschechien, Spanien, Großbritannien besuchten bereits den Wohnmobil-Stellplatz, dessen Bewirtschaftung in der Verantwortung der Andernacher Perspektive gGmbH liegt. Die Mitarbeiter dieser gemeinnützigen Gesellschaft für Bildung, Qualifizierung und Integration sorgen dafür, dass der Stellplatz immer sauber und gepflegt ist, und das seit dessen „Geburtsjahr“ 2007, als es zunächst nur zwölf Plätze dort gab. Das Übernachtungsangebot wurde daraufhin so gut angenommen, dass schon bald eine Erweiterung erfolgte. Mario Weißenfeld von der Perspektive gGmbH beschreibt den Arbeitsaufwand. Zweimal täglich werden Stellplatzgebühren kassiert, täglich der Abfall entsorgt und die Sauberkeit und Funktionsfähigkeit des Platzes sichergestellt. Den Personalaufwand schätzt er auf eine Tages-MAK (Mitarbeiter-Kapazität).

Waschmaschine kommt -

Dusche nicht

Planungen für die weitere Ausstattung des Platzes sind laut Perspektive-Geschäftsführer Karl Werf zunächst nicht vorgesehen. „Wünschenswert wären noch weitere Stromsäulen“, ergänzt er. Diese teure Investition falle jedoch in die Zuständigkeit der Stadt, von der die Perspektive den Platz gepachtet hat. Der Stellplatz, so Werf, wird mindestens kostendeckend geführt. Ein etwas höher liegender Stellplatzteil (36 Plätze) ist Gelände der Drünert Grundstücksgesellschaft, für das die Perspektive die Gebührenabwicklung und die Sauberhaltung übernommen hat. Wir sprachen Toni Roch (Drünert) auf den augenscheinlich geschaffenen, aber nicht geöffneten Sanitärbereich auf diesem Grundstück an. „Eine Waschmaschine und ein Trockner werden dort in Kürze zur Verfügung stehen. Im Hinblick auf den hohen Reinigungsaufwand werden wir auf die Öffnung der Dusche und die Einrichtung einer Toilette verzichten“, antwortet der Andernacher. Informationen zum Stellplatz findet man unter: http://www.perspektive-andernach.de/index.php/projekte-und-initiativen/2-uncategorised/33-wohnmobilstellplatz.html