Erlös kommt Flüchtlingen zugute - „Flüchtlingsthema geht uns alle etwas an“

Benefizkonzert setzt klares Zeichen

Benefizkonzert setzt klares Zeichen

Zahlreiche Künstler traten beim Benefizkonzert in der Alten Synagoge auf. RERE

Benefizkonzert setzt klares Zeichen

Landrat Dr. Jürgen Pföhler sprach ein Grußwort.

Ahrweiler. „Solidarität mit Flüchtlingen“ - das braucht es in diesen Tagen und war auch der Titel eines besonderen Benefizkonzerts in der Alten Ahrweiler Synagoge. Dass auch die Politik mit an Bord ist, demonstrierten Landrat Jürgen Pföhler und der städtische Beigeordnete Rudi Frick mit ihrem Besuch. Eigentlich hatte auch die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke zugesagt, entschied sich aber aus aktuellem Anlass, an einer Kundgebung gegen Hooligans und Nazis in Ludwigshafen teilzunehmen. Und nicht nur die Politik war vertreten: Rund 100 Gäste lauschten den zarten wie bisweilen experimentellen Klängen der Musikgruppen, die kurzfristig ihre Zusage für das Konzert gaben. Für die gute Sache verzichteten die Musiker auf ihre Gage.

Cheforganisatorin Marion Morassi hatte nach eigenen Angaben kaum Mühe, die Musiker für einen Auftritt in der Synagoge zu begeistern. So vereinte sie an diesem Nachmittag eine bunte Musikerschar von ruhig bis rockig, von Spiritual bis Jugendrock, die auf ihre individuelle Weise das Publikum ansprach. Französische Chansons wechselten sich ab mit spirituellen Klängen und dem so genannten „Philosophenrap“ und ebenso starken Texten. Für die jüngere Generation ließ Silvan Dünker oder die Formation Rebel Musik die Gitarren und Stimmen klingen. Als Künstler zeigten auch Stephan Maria Glöckner, Andrea Neideck, die Great Spirit Singers und Saam Moosa ihr Können.

„Das Flüchtlingsthema

berührt uns alle“

Die Globalisierungsgegner von Attac - seit 2008 mit einer Kreisgruppe Ahrweiler etabliert - und Amnesty International Ahrweiler zeigten sich für die Organisation des Konzerts verantwortlich. Die Fäden in der Hand hatte hier Attac-Kreisgruppenchefin Marion Morassi; für Amnesty International war es Klaus Liewald. Beide sprachen zu Beginn des Konzerts - etwa Klaus Liewald, der bekannte: „Wir öffnen gerne das Haus für solche Veranstaltungen“, sagte Liewald, der gleichzeitig auch Vorsitzender des „Bürgerverein Synagoge“ ist. Marion Morassi forderte derweil auf, dass niemand wegsehen dürfe. „Das Flüchtlingsthema berührt uns alle“, erklärte sie.

So gingen auch die beiden anwesenden Politiker in ihren Grußworten auf das Thema Flüchtlinge ein. Im vergangenen Jahr seien 300 Flüchtlinge in den Kreis gekommen, für das laufende Jahre rechne man mit 400 bis 600 Menschen, erklärte etwa Landrat Jürgen Pföhler. „65 Prozent dieser neuen Flüchtlinge kommen aus Syrien“, wusste der Landrat zu berichten. „Diese Leute wollen so schnell wie möglich hier integriert werden, denn sie werden wohl nicht zurückkönnen in ihre zerstörte Heimat“, so Pföhler. Umso wichtiger seien Sprachkurse, doch die Betreuung durch versierte Lehrkräfte werde zu einem immer größeren Problem. Der Kreis werde daher in Kürze eine Initiative für niederschwellige Angebote ins Leben rufen, um zum Beispiel pensionierte Lehrer für diese Aufgabe zu gewinnen, kündigte der Landrat an.

Willkommenskultur schaffen

„Eine Willkommenskultur zu schaffen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe“, bekannte der CDU-Politiker. Auch der Beigeordnete der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Rudi Frick, appellierte an die Zuhörer: „Man kann sicher sagen: So viele Flüchtlinge wie in diesen Zeiten gab es noch nie. Nehmen wir diese Menschen mit offenen Armen auf.“ In die eigene Stärke vertrauen - so Frick - sei nun das oberste Gebot, Flüchtlinge mit „offenen Armen und Herzen“ empfangen ebenso wichtig und jedem das Gefühl vermitteln: „Du bist hier willkommen.“ Die Verwaltungsbehörden würden ihre Aufgaben bestens erledigen, zeigte sich der Stadtbeigeordnete überzeugt. „Alles andere müssen wir tun.“

Wachrütteln und nachdenken

National und international ging es zu beim Benefizkonzert - und bei allem sollte es ein Wachrütteln, ein Nachdenken sein, in Gedanken bei Millionen Flüchtlingen, die alles aufgeben müssen und in der Fremde neu anfangen. So steht über dem Erlös des Konzerts auch der klare Verwendungszweck „Flüchtlinge“ - die eine Hälfte für Flüchtlinge im Kreis Ahrweiler, im Speziellen zur Finanzierung von Sprachkursen sowie zur anderen Hälfte an den Verband Kurdischer Ärzte in Deutschland, die mit ihrer Arbeit Menschen auf der Flucht vor dem Islamischen Staat (IS) sind. Neben den Zuwendungen der Besucher füllte eine Tombola, Getränke- und Kuchenverkauf der Linksjugend in Ahrweiler sowie ein kleines Kaltes Büffet den Spendentopf, ehe das Konzert gegen Abend endete.