Bedeutendes Integrationsprojekt startete beim Caritasverband Koblenz,der dafür unter 390 Bewerbern ausgesucht wurde

FAiR will Flüchtlinge in Lohn und Brot bringen

FAiR will Flüchtlinge in Lohn und Brot bringen

Zum Start des Integrationsprojekts FAiR trafen sich Organisatoren und Kooperationspartner beim Caritasverband.(V.l.) Anette Moesta (Vorsitzende Caritasverband Koblenz), Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein, Landrat Dr. Alexander Saftig, Rita Schneider-Zuche (Diözesan-Caritasveband), Martina Best-Liesenfeld (Caritasdirektorin Koblenz), Gregor Hülpüsch (Projektleiter FAIR), Andrea Müller de Merino ( FAiR-Mitarbeiterin Bereich interkulturelle Schulungen).HEP

Koblenz. Nicht nur im Sport, bei Geschäften oder wenn sich Menschen begegnen gibt es den Begriff fair, sondern jetzt auch im Verbindung mit Flüchtlingen. Dass man ihnen gegenüber fair sein sollte, ist selbstverständlich, aber jetzt werden Asylbewerber und Flüchtlinge auch noch von FaiR unterstützt.

Das Netzwerk-Projekt „Flüchtlinge und Asylbewerber integriert in die Region“ (FaiR) startete jetzt offiziell mit einer kleinen Feier in den Räumen des Caritasverbands Koblenz in der Hohenzollernstraße. Die Caritas hatte sich um dieses Projekt bemüht und war unter 390 Bewerbern vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ausgesucht worden. FAiR ist eines von 29 Projekten in der Bundesrepublik, das durch das BMAS und den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Rahmen der Integrationsrichtlinie Bund, Handlungsschwerpunkt „Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen“, gefördert wird.

Für Flüchtlinge und Asylbewerber hat die Unterbringung in Wohnungen Priorität, aber ebenso wichtig ist die Aufnahme und Integration in unsere Gesellschaft hoben Redner bei der FAiR-Auftaktfeier hervor.

Während einer Laufzeit von vier Jahren unterstützt das Projekt die Asylanten und Flüchtlinge bei der beruflichen Orientierung sowie Qualifizierung und Vermittlung in Schule, Studium, Ausbildung und Arbeit. Um dies bestmöglich umsetzen zu können, wurde ein Projektverbund gegründet, der zurzeit aus dem Caritasverband Koblenz und seiner Tochtergesellschaft CarMen GmbH, der Bénédict-Akademie Koblenz (Sprachschule), der Stadt Koblenz, dem Landkreis Mayen-Koblenz, der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen und dem Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz besteht. Des Weiteren kooperiert FAiR mit der HwK, IHK, dem Jobcenter Koblenz, diversen Arbeitgebern, der Carl-Benz-Schule und wird finanziell unterstützt vom rheinland-pfälzischen Sozialministerium, dem Bischöflichen Generalvikariat, dem Diözesan-Caritasverband Trier, der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mayen-Koblenz.

Koordination und Steuerung

Bei der Umsetzung des Projekts nimmt der Caritasverband Koblenz eine zentrale Rolle ein. Er ist verantwortlich für die Koordination und Steuerung des Projektverbundes mit seinen Kooperationspartnern und vertritt diese gegenüber dem BMAS. Aber auch Akquise, Beratung und Betreuung der Teilnehmenden in Form von Case-Management ist Aufgabe des Caritasverbandes, dessen Mitarbeiter die Teilnehmenden während der geplanten individuellen neunmonatigen Projektzugehörigkeit bei Bedarf z.B. in berufsbezogene Sprachkurse, berufliche Orientierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bei der CarMen, der HwK, IHK oder kooperierende Betriebe vermitteln. Um mögliche sprachliche Barrieren überwinden zu können, stehen dem Projekt Dolmetscher zur Verfügung.

Neben der teilnehmerbezogenen Arbeit wird das Projekt ergänzt, um die Förderung von Maßnahmen für Betriebe, öffentliche Institutionen und sonstige Einrichtungen, um den Zugang von Flüchtlingen zu Arbeit und Ausbildung strukturell zu verbessern. Hierzu werden den Einrichtungen im nördlichen Rheinland-Pfalz Seminare und Tagungen oder Workshops angeboten.

Martina Best-Liesenfeld, Direktorin des Caritasverbandes Koblenz, erläuterte die Finanzierung des Projekts: „Bei einem Kostenvolumen von insgesamt ca. 2,6 Millionen für die gesamte Laufzeit leisten daher das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Koblenz, der Landkreis , der DiCV und das Bistum eine aktive Kofinanzierung in Höhe von insgesamt 150.000 Euro, hinzu kommen passive Kofinanzierungsanteile der Arbeitsagentur und des Jobcenters MYK in Höhe von insgesamt rund 120.000 Euro.“

Unterbringung und Integration sind besonders für junge Flüchtlinge und Asylanten wichtig, meinte Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein. „Sie dürfen nicht das Gefühl haben, wir werden nicht gebraucht. Daher geben wir ihnen einen guten Start ins Leben und so sind die vielen Menschen eine Bereicherung.“

Landrat Dr. Alexander Saftig betonte: „Wohnraum für Flüchtlinge ist eine Megaaufgabe, die zweite ist die Integration. Daher haben wir im Landkreis beide Aufgaben getrennt und eine Integrationsbeauftragte und eine Koordinierungsstelle.“

Dass die Ursachen für Not und Vertreibung beseitigt werden, forderte David Langner, Staatssekretär im Mainzer Innenministerium: „Die Welle der Hilfsbereitschaft ist in Koblenz unglaublich stark. Wir müssen die Helfer unterstützen und die Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt heranführen. Wir können uns nicht auf Ehrenamtlichen ausruhen.“

Projektleiter Gregor Hülpüsch erläuterte FAiR: „Wir führen die Flüchtlinge über 9 Monate durch die Kooperationspartner, um zu erreichen, dass sie für Praktika aufgenommen werden, auch wenn jemand der deutschen Sprache noch nicht ganz so mächtig ist.“

Dass für Flüchtlinge und Asylanten das Beherrschen der deutschen Sprache immens wichtig ist, erklärten auch die beiden jungen Asylbewerber aus Albanien. Obwohl sie erst 18 Monate im Land sind, können sie schon gut Deutsch.  Der junge Mann ist seit 10 Jahren Journalist, bekam jedoch keine Arbeitsstelle im Raum Koblenz. „Wir wollten aber arbeiten und fanden in Münstermaifeld eine Wäscherei, die uns nach einem Probetag eingestellt hat. Wir vergleichen uns mit einem Baby, das auch viel lernen muss.“ Von Pfaffenheck nach Münstermaifeld fahren sie mit einem eigenen uralt Auto, denn der junge Albaner schaffte sogar die deutsche Führerscheinprüfung, für die er von den Anwesenden bewundert wurde. Schließlich würde mancher Deutsche, der seit vielen Jahren Auto fährt, die theoretische Führerscheinprüfung heute vermutlich nicht bestehen.