Heimatmuseum Sinzig

Auf Spurensucheim Heimatmuseum

Auf Spurensuche
im Heimatmuseum

Sinzig-Kenner Heinz Schmalz erläutert für die Umstehenden den „Weinlauf“ bei einem städtischen Fest. HG

Auf Spurensuche
im Heimatmuseum

Sinzig. Das freundliche Frühlingswetter tat das Seine dazu, um Besuchern der Barbarossastraße 35 ein erbauliches Kultur- und geselliges Erlebnis zu ermöglichen: Ein Park, so grün wie selten im Jahr, darin eine neugotische ehemalige Edel-Immobilie, genannt Schloss, die ihrerseits das Sinziger Heimatmuseum beherbergt – dreifach aufgestellt zeigt sich das Kulturensemble das ganze Jahr über. Beim 40. Internationalen Museumstag, der diesmal unter dem Motto „Spurensuche.

Mut zur Verantwortung!“ stand, hatte das generell eintrittsfreie Museum aber obendrein die frisch eröffnete Ausstellung „Sinzig – Zeugnisse aus 750 Jahren Stadtgeschichte“ zu bieten. Fünf Führungen verteilten sich über den Tag.

Allein drei davon galten der Präsentation zum Stadtjubiläum, die sich in elf Kapiteln, beginnend mit „Vom Reich zum Herzogtum Jülich-Berg“, über drei Etagen vom zweiten Stock bis ins Parterre zieht. Museumsleiterin Agnes Menacher fokussierte mit den Gästen die stadtgeschichtlich bedeutsamen Epochen, darunter 100 Jahre in der Pfandschaft der Erzstifte Trier und Köln, 234 Jahre Amt Sinzig im Herzogtum Jülich-Berg, das Kriege und Pest bringende 17. Jahrhundert, französische und preußische Zeit als auch das kaiserliche Sinzig und die Krisenzeiten in der Weimarer Republik.

Was war, was ist

Wenn eine Spurensuche Mut zur Verantwortung zeigen soll, dürfen auch die Schatten der jüngeren Vergangenheit mit dem Nationalsozialismus nicht fehlen.

Schlaglichter fallen außerdem auf die einstige Profilierung als „Bad Sinzig“, frühere Erwerbsquellen wie Wein, etwa vom Hellenberg oder Wadenberg, den der Weinhändler Arnold Bennerscheid vertrieb. Wer erinnert sich noch an die Sohlenfabrik Melangit und an die Weberei Nonn? Wer weiß, dass Friedrich Wilhelm von Schadow (1788-1862), Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie 1841 Gut Godenhaus erwarb und als „Ritter Schadow von Godenhaus“ geadelt wurde? Der Aufschwung im Wirtschaftswunderland der Nachkriegszeit sowie die aktuellen Sinziger Mineralquellen- und die Fliesenproduktion sind gleichfalls berücksichtigt.

Kellerführung

mit Taschenlampe

Eine Gruppe von Gästen begleitete Karl-Friedrich Amendt, Vorsitzender des museumsunterstützenden Denkmalvereins, bereits am Morgen durch die Dauerausstellung musealer Sammlungen, die neben Stadtgeschichte Skulpturen, Gebrauchsgerät, Möbel und Gemälde, frühgeschichtliche, fränkische und römische Zeit umfasst. In die Tiefe, genau 18 Treppenstufen abwärts, ging es dagegen mit Vorstandsmitglied Angelika Schneider.

Das war vor allem spannend für die Freunde Nick und Yaser, beide elf Jahre alt. Mit Taschenlampen leuchteten sie in den Kohlenschacht, entdeckten Lagerräume für Kartoffeln, Obst und Wein früherer Schlossbewohner.Sie stießen sogar auf gemauerte Spuren des Vorgängerbaus: Fundamentreste der ehemaligen Wasserburg der Herzöge von Jülich-Berg. Ein Gitter deutet auch auf eine frühere Nutzung als Gefängnis hin.

Zurück im Parterre ließen die beeindruckten Jungen den Blick von der Schlossterrasse im Park schweifen.

Dort nahmen zahlreiche Besucher die Gelegenheit war, sich bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen vom leckeren Kuchenbuffet wie Hausbewohner zu fühlen Selbst der Turmfalke ließ sich blicken. Er war wohl der Einzige, der das Ende des Museumstages herbeisehnte. Aus Sorge um seine Brut kreiste er immer wieder in den Lüften.