Zeitreise zur Anfangszeit des Landkreises Linz vor 200 Jahren
Auf den Spuren des Landrat Philipp von Hilgers
Erpel. Trotz anfänglichem Regen fanden sich am Samstag gegenüber dem Haus des früheren Landrat Philipp von Hilgers mehr als 60 Interessierte ein, um auf einer „Zeitreise“ auf dem ehemaligen alltäglichen Weg von der Sebastianstraße 41 in Heister zum Rathaus in Erpel vor 200 Jahren zu machen und mehr über den Landrat und seine Arbeit zu erfahren. Bevor es um das angekündigte Thema der Zeitreise ging, wurde aber zunächst in einer Gedenkminute der Opfer des am Vortag verübten Attentats in München gedacht.
Stadtbürgermeister Dr. Faust aus Linz, sein Kollege Hauser aus Erpel sowie die Archivarin Andrea Rönz, die vor kurzem die sehens- und lesens-würdige Ausstellung und Broschüre „Der preußische Kreis Linz 1816-22“ im Linzer Rathaus erstellt und vorgestellt hatte, schlüpften nach den Grußworten und der Einführung in die Rollen der Bürgermeister vor 200 Jahren..
Mit der Kutsche von Heister nach Erpel zum Rathaus
Nach der Einführung traten der frühere Landrat und seine Frau (gespielt von Jan-Erik und Vera Burkard) aus dem markanten gelben Haus in der Sebastianstraße und nahmen in einer Pferdekutsche Platz, um die 1,3 Kilometer zum Rathaus zu fahren. Auf dem Weg dorthin gab es vor dem Bürgersaal einen Stop , bei dem der weitere Verlauf die Auseinandersetzung mit der Stadt Linz schauspielerisch dargestellt wurde. Bei der gezeigten Thematik ging es unter anderem um eine Bitte des Linzer Bürgermeisters Friedrich Adolf von Cocy, der „untertänigst“ bat, die Sitzungen bei Volksversammlung wie versprochen in der Kreisstadt zu halten, denn das dortige Schloss sei sein Dienstsitz. Darauf erwiderte von Hilgers, dass das als Dienstsitz vereinbarte Schloss „eine alte, traurige Burg“ sei, die nur notdürftig eingerichtet wurde. Es sei lächerlich, dass die Verwaltung dort Platz finde!
Verlegung der Kanzlei von Linz nach Erpel
Falls von Hilgers Versammlungen weiterhin in Erpel abhalten wolle, wollte von Cocy aber eine „Bitte an die Königliche Regierung in Koblenz“ senden, den Landrat anzuweisen, „in Zukunft alle Versammlungen an dem Kreishauptort zu veranstalten“. Schließlich habe die Stadt Linz als Kreishauptort auch Lasten wie zum Beispiel das Stabsquartier des II. Batallions des 9. Westfälischen Landwehr-Regiments“. Von Hilgers ließ sich davon aber nicht beeindrucken und erklärte, dass er schon ein Schreiben an die die Regierung geschrieben sowohl zur Beschleunigung der Geschäfte als auch seiner Bequemlichkeit die „Kreis-Kanzley von Linz“ nach Erpel verlegen zu dürfen. Entgegen seinem Vorschlag wurde von Hilgers aber angewiesen, sich regelmäßig auch in Linz aufzuhalten. Erwartungsgemäß geschah dies nicht, von Hilgers hatte aber festgesetzt, dass er nur von jetzt an bestimmten Tagen und Stunden in Amtsgeschäften“ zu sprechen sein.
Umzug nach Neuwied
Der folgende Bürgermeister Franz Kerp informierte dann von Hilgers, dass er im Namen der Bürgerschaft an das Staatsministerium geschrieben hatte, weil Gerüchte über die Vereinigung mit einem anderen Kreis kursierten. Er bat daher, die Stadt als Kreisstadt Landrat-Sitz beizubehalten. Der Landrat antwortete aber, dass der König bestimmt habe, die Kreise in Neuwied „für immer zu vereinigen.“ Dies geschah auch und von Hilgers zog nach Neuwied, wo er bis 1851 Landrat war.
Freundlicher Empfang in Erpel
Nach dem Spaziergang von Heister über die Sebastianstraße ging es für die Teilnehmer dann durch das Tor der Erpeler Ummauerung bis hin zum Rathaus, wo der „Landrat“ und die Teilnehmer an der Wanderung von zahlreichen Menschen – auch Fähndelschwenkern - begrüßt wurden.
Dort erläuterte man die damalige Auseinandersetzung aus Erpeler Sicht. Mit einem Imbiss und Getränken ging die Veranstaltung zu Ende. Die gelungene Wanderung war möglich, da vor kurzem die informative und bestens recherchierte Ausstellung von Andrea Rönz zum „preußischen Kreis Linz“ viele Berichte und Zitate wieder in das Bewusstsein der Menschen gebracht hat.
Dank ging auch an Cilly Adenauer und alle, die diese Zeitreise ermöglichten.