Kulturlant erobert Lantershofen

Ausbilder Schmidt aufFeldzug gegen schlechte Laune

Ausbilder Schmidt auf
Feldzug gegen schlechte Laune

Ausbilder Schmidt forderte „Weltfrieden. Notfalls mit Gewalt.“JOST

Lantershofen. Ausbilder Schmidt ist gefährlich, unberechenbar und leicht zu reizen - kein Wunder, dass vor seinem Auftritt im Lantershofener Winzerverein erst einmal ein Undercover-Agent des FBI das Publikum auf die kurz darauf ausbrechende Kasernenhof-Stimmung vorbereiten wollte. Leider hatte ausgerechnet Florian aus der dritten Reihe nicht gedient und musste deshalb im Laufe des Abends einige humorvolle Deftigkeiten über sich ergehen lassen. Denn hinter der Maske des Agenten steckte niemand anders als Holger Müller aus Idar-Oberstein, der sich auf der Bühne in den gefürchteten „Ausbilder Schmidt“ verwandelt. Dort stand er nun in Khaki-Hose, Springerstiefeln, braunen T-Shirt und rotem Barett und grinste hinter der antiken Sonnenbrille hervor. Feldflasche und Medi-Pack standen bereit für den Fall, dass einer der Zuhörer angesichts seiner martialischen Stimme in Schockstarre verfallen würde. Doch da hatte er nicht mit der knallharten Tapferkeit des Grafschafter Publikums gerechnet, das dank „Kulturlant“ einiges gewohnt und überhaupt nicht mehr schreckhaft ist. Selbst der angeblich vor der Tür geparkte Panzer rang ihnen nur ein müdes Schulterzucken ab. Schließlich waren sie vorgewarnt vom Namen des Programmes: „Weltfrieden. Notfalls mit Gewalt.“ Dafür schreckte er auch nicht zurück, obskure Gestalten wie Napoleon, Erich Honecker oder Klaus Kinski wiederzubeleben, um in deren Stiefelstapfen zu treten. Immer noch besser als seine jetzige Chefin Ursula von der Leyen, die der Bundeswehr einen völlig unpassenden Schmusekurs verordnet habe. Die Rekruten kurz vor Mittag mit einem Milchkaffee wecken - das, ist wahrlich nichts für einen knallharten Ausbilder, der nicht etwa nur einen Opel-Manta-Fuchsschwanz, sondern ein ganzes Wolfsrudel am Panzer hängen hat. Sollte er bei der Heimfahrt noch zwei Warnschüsse auf Bölingen abgefeuert haben, so ist dies einem vorlauten Zuschauer zu verdanken, der eben dies gefordert hatte. Ein verkraftbarer Kollateralschaden angesichts der zahlreichen Zwerchfelle, die an diesem Abend hoffnungslos überstrapaziert wurden, sodass ihre Besitzer mehrere Tage dienstunfähig waren.