Stadtarchiv Lahnstein präsentierte sich zum Tag der Archive

Ausstellung ist weiterhinam Kaiserplatz zu sehen

Lahnstein. Viele interessierte Besucher nutzten den „Tag der Archive“, um einmal die Bestände und Räumlichkeiten des Stadtarchivs am neuen Domizil kennenzulernen. Der großzügige Benutzerraum mit Archivbibliothek, das Fotoarchiv, die Personenstandsregister und die Magazinräume mit den Aktenbeständen vom 14. bis 21. Jahrhundert konnten besichtigt werden. Zum Motto „Bürgerrechte und Demokratie“ wurden passende Archivalien vorgestellt und drei Themen auf Stellwänden herausgearbeitet: Bürgeraufnahmen, Lahnsteins Ehrenbürger sowie die „Wahlen von 1818 bis heute“.

Bürger- und Stimmrecht

galten nicht für alle Lahnsteiner

Nicht jeder volljährige Lahnsteiner hatte im 19. Jahrhundert automatisch das Bürgerrecht, und nicht jede Stimme zählte gleich viel. Diese beiden Grundsätze brachten viele Besucher zum Staunen. Erwachsene mussten bis 1918 noch einen Antrag an den Gemeinderat stellen, wollten sie das Bürgerrecht erwerben. Dazu mussten sie Vermögen und Besitz nachweisen, denn nicht jeder Antrag wurde „willfahren“, denn die Stadtoberen hatten bei fehlendem Vermögen Bedenken, ein mittelloser Neubürger würde bei Arbeitsplatzverlust durch Krankheit der Armenkasse zur Last fallen. Für die Aufnahme als Bürger musste eine Gebühr entrichtet werden, deren Höhe sich danach richtete, ob der Antragsteller aus Lahnstein, von auswärts oder aus dem „Ausland“ (also außerhalb des Herzogtums Nassau bzw. Königreichs Preußen) stammte. Auf einer weiteren Stellwand werden die 18 Bürger vorgestellt, denen seit 1899 das Ehrenbürgerrecht der Städte Niederlahnstein, Oberlahnstein bzw. Lahnstein verliehen wurde. Fünf weiteren Personen, denen im Dritten Reich diese Ehre zuteil wurde, wurde die Ehrenbürgerschaft, die mit dem Tod erlischt, nachträglich symbolisch aberkannt. Auch darauf wird eingehend eingegangen. Zum Thema Wahlen werden die verschiedenen Wahlmodi erläutert. Während seit 1919 die demokratischen Wahlgrundsätze einer allgemeinen, unmittelbaren, freien, gleichen und geheimen Wahl gelten, bestand zuvor ein Dreiklassenwahlrecht. Hier werden exemplarisch für Niederlahnstein die Wahlen zum Erfurter Reichstag 1850 vorgestellt, als 461 männliche Bürger abstimmen durften, die nach Steueraufkommen von 27 Gulden bis ein Heller und ein Kreuzer geordnet waren, und die Stimmen der 31 obersten so viel zählten wie die Stimmen der 342 untersten Wähler. Für Oberlahnstein wird die Wahl im Jahr 1907 erläutert: Von 8500 Einwohnern hatten 1261 Bürger das Wahlrecht. Der alphabetischen Liste ist eine Nummer vorangestellt, aus der ablesbar ist, wer welcher Klasse angehörte. Je geringer die Zahl, desto reicher war der Mann. An erster Stelle standen die Fabrikanten Anton Lessing sowie Otto und Ernst Gauhe von der Maschinenfabrik Gauhe und Gockel auf dem Gelände des heutigen Globus-Warenhauses. An Datenschutz hatte damals noch keiner gedacht, denn diese Listen wurden in der Lahnsteiner Zeitung veröffentlicht.

Das Frauenwahlrecht und

sein Einfluss auf die Mandate

1919 schlug die Stunde der Frauen. Inwiefern sich das passive Frauenwahlrecht in Lahnstein ausgewirkt hat, wird an den Ergebnissen der Kommunalwahlen seit 1919 gezeigt. So lag die Frauenquote in der Stadtverordnetenversammlung bzw. seit 1946 in beiden Stadträten südlich und nördlich der Lahn durchschnittlich bei drei Mandaten (in den 1950er-Jahren in Niederlahnstein gar bei null) und hat erst im aktuellen Stadtrat eine Quote von immerhin 25 Prozent erreicht. Die fünf Ausstellungstafeln sind noch bis Juni 2018 im Souterrain der Kaiser-Wilhelm-Schule zu sehen. Sämtliche ausgestellten Schriftstücke sind transkribiert und erläutert, damit auch ungeübte Leser den Inhalt lesen und verstehen können. Pressemitteilung

der Stadt Lahnstein