Weiberfastnacht in Polch

Bei eisiger Kälte die„Närrischen Paragraphen“ verlesen

Bei eisiger Kälte die
„Närrischen Paragraphen“ verlesen

Die Kinderprinzen brachten das Stadthaus in ihre Gewalt. AO

Bei eisiger Kälte die
„Närrischen Paragraphen“ verlesen

Der große Schlüssel zum Stadthaus wurde an das Prinzenpaar übergeben.

Bei eisiger Kälte die
„Närrischen Paragraphen“ verlesen

Die „Belagerung“ des Stadthauses war ein voller Erfolg.

Polch. Die Weiberfastnacht begann traditionell mit der Stadthauserstürmung und der anschließenden Schlüsselübergabe an das Kinderprinzenpaar. Eigens für diese Veranstaltung war auf dem Marktplatz vor dem Stadthaus ein Getränkestand aufgebaut worden, damit sich die fröhlichen Jecken mit heißen Getränken warmhalten konnten. Eingefunden hatten sich der Präsident des Vereins Akademie, Jörg Hallatsch, Kinderprinz Luca I. aus dem Haus der Fußballgötter und Kinderprinzessin Louisa I. aus dem Königshaus der Einhörner, die Abteilung der Funken, der Verein „Viedeler Möhnen“, das Viedeler Burregiment, die Studiosen, das Amazonencorps sowie Kapitän Heinz mit seiner Hostess Heidi samt der ganzen Traumschiffcrew, fest entschlossen, den Bürgermeister Gerd Klasen zu entmachten.

Pünktlich um 18.11 Uhr marschierten die Funken, angefeuert durch die Trommlerabteilung, auf den Marktplatz. Mit vereinten Kräften beschossen sie das Stadthaus unter großem Getöse mit Feuerwerksböllern, bis der Bürgermeister nach verzweifelter Gegenwehr schließlich die weiße Fahne schwenken musste.

Anschließend folgte die Erstürmung des Stadthauses durch die hartnäckigen Belagerer. Der Bürgermeister musste sich ergeben und überreichte den großen Stadthausschlüssel dem Kinderprinzenpaar. Daraufhin bedankte sich der Bürgermeister Gerd Klasen, der auch Vorsitzender des Vereins Akademie ist, bei allen Anwesenden für ihre Teilnahme. Er gab zu, dass es ihm und seinen Getreuen trotz größter Anstrengungen nicht möglich gewesen war, das Stadthaus länger zu verteidigen. Prinz Luca I. und Prinzessin Louisa I. dürfen den Schlüssel nun bis zum Aschermittwoch behalten, solange wie das närrische Regiment andauert. Anschließend wurden vor dem Stadthaus bei eisiger Kälte die „Närrischen Paragraphen“ verlesen: so geht die Polizeigewalt der Stadt Polch nun auf das Kinderprinzenpaar über. Alle „freudlosen Griesgrame“ sollen ab sofort verfolgt werden und „werden so lange festgesetzt, bis sie allen Mitgliedern der Prinzengarde einen ausgegeben haben!“ Auch wurden alle bestehenden Verordnungen der Stadt Polch außer Kraft gesetzt, um durch neue Verordnungen des Kinderprinzenpaares ersetzt zu werden.

Alle Gegner der neuen Verordnungen werden bis Aschermittwoch in das Verlies des Prinzenpalais gesperrt. Befürwortern werden dagegen alle Steuern und Abgaben erlassen, damit sie diese bei den Festen des Vereins Akademie in alkoholische Flüssigkeiten umsetzen können. Auch setzt die Sperrstunde aus, damit sich alle Polcher Jecken an den Theken versammeln können. Der ursprüngliche Brauch der Weiberfastnacht, der noch aus dem Mittelalter stammt, sieht vor, dass die Männer an diesem einen Tag den Frauen die Macht überlassen – daher der Begriff „Weiberfastnacht“. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es im Rheinland Brauch, dass die Frauen den Männern an diesem Tag die Krawatten, das Symbol für die männliche Macht, abschneiden. Anders jedoch in Polch: hier steht die „Machtübernahme“ durch die Jecken für die Zeit der närrischen Tage im Vordergrund, dies feiern Männer und Frauen hier ohne Unterschied gemeinsam.

Im Anschluss an die Stadthauserstürmung lud der Bürgermeister noch alle ein, im Viedeler Festzelt weiter zu feiern, um „zusammen noch ein paar schöne Stunden zu verbringen“. Bevor die Jecken dann zum Festzelt zogen, gab der Bürgermeister noch bekannt, dass seine Tochter am heutigen Tag ihren zwölften Geburtstag feierte, woraufhin ihr sofort von allen Anwesenden ein Ständchen gesungen wurde. In bester Stimmung feierten die Jecken dann im Viedeler Festzelt bis in die Nacht hinein.