Die Buchbinderei in Maria Laach ist für Bruder Jakobus seit 2012 eine Herzensangelegenheit

Buchbindekurse erfreuen sich einer ständig wachsenden Nachfrage

11.01.2018 - 16:14

Maria Laach. Es ist in den Klöstern eine uralte Tradition, dass man Bücher geschrieben, gebunden und aufbewahrt hat, damit sich auch die Nachwelt aus dem Wissensschatz der Klöster bedienen konnte. Auch in der Abtei Maria Laach gab es seit den Anfängen im 12. Jahrhundert immer ein „Skriptorium“ und einen „Glutinator“, der die Bücher dann gebunden hat. Auch nach der Wiederbesiedlung 1892 wurde gleich wieder eine Buchbinderei eingerichtet. Später wurde die Buchbinderei für den 2015 verstorbenen Bruder Severin, der 1951 bei der Handwerkskammer Koblenz seine Meisterprüfung abgelegt hatte, eine Herzensangelegenheit. Nachdem er 66 Jahre lang die Buchbinderei in Maria Laach geleitet hatte, musste er seine Arbeit 2010 im Alter von 90 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

Bevor Bruder Jakobus die inzwischen verwaiste Buchbinderei im Jahr 2012 übernahm, hatte er allerdings schon einige Aufgabenbereiche übernommen und mit großem Engagement bewältigt. In einem ausführlichen Gespräch mit BLICK aktuell erzählte er einige Anekdoten aus seiner erlebnisreichen Vergangenheit. Nachdem er im Anschluss an seine Schuldbildung eine Schreinerlehre absolviert hatte, arbeitete er zunächst ca. zwei Jahre in einer Sargfabrik. Da in seiner Familie das Erlernen des Schreinerhandwerks über sechs Generationen hinweg Tradition war, war ihm auch das mitunter kunstvolle Bauen von Särgen nicht unbekannt. Als er dann 1987 einen zwei Jahre währenden Zivildienst in einem Franziskaner-Kloster absolvierte, beschloss er 1989 seinen Eintritt in den Franziskaner-Orden.

Nach seiner Ordensausbildung an verschiedenen Orten kam der Franziskaner 1994 als Gast in die Benediktinerabtei Maria Laach, um sein Meisterstück in der Kloster-Schreinerei anzufertigen. 1997 schloss er dann die Ausbildung zum Schreinermeister erfolgreich ab. Auf Anhieb war Bruder Jakobus von dem Benediktinerkloster und dem damaligen Abt Anno derart angetan, dass er 1995 aus dem Franziskanerorden austrat und am gleichen Tag bei den Benediktinern in Maria Laach eintrat. Selbstverständlich musste er dort die gesamte Ausbildung noch einmal durchlaufen, bis er dann im Jahr 2000 seine feierliche Profess ablegte.


Marmelade, Honig und Senf


Leider ging sein Wunsch, in der Laacher Schreinerei zu arbeiten, nicht in Erfüllung. Stattdessen fügte er sich der Anordnung von Abt Anno, beziehungsweise des damaligen Pater Benedikt, in der Schneiderei des Klosters Maria Laach zu arbeiten. Dafür absolvierte er eine klosterinterne Ausbildung zum Schneider im Franziskanerkloster Fulda bei Bruder Gerhard, der unter anderem als Maßschneider für die Frankfurter Banker arbeitete. Zurück in Maria Laach arbeitete er dann fünf Jahre in der Schneiderei und nähte dort die Ordenskleidung. 2002 übernahm er dann auch noch den Dienst im Klosterforum sowie die Leitung der Klosterküche. Zu dieser Zeit hatte der im vergangenen Jahr verstorbene Bruder Hilarius (Kloster-Gärtnerei) die Idee, ein klostereigenes Produkt zu schaffen, was dazu führte, dass Bruder Jakobus in eigener Regie alles, was an Obst in Maria Laach wuchs und was einige Besucher dem Kloster schenkten, zu Marmelade verarbeitete. Im Jahr 2011 waren es insgesamt fünf Tonnen, die an Marmelade, Honig und Senf zusammenkamen.


Bruder Jakobus musste erneut die „Schulbank“ drücken


Dass seine Gesundheit unter den vielen Aufgaben auf Dauer leiden würde, lag auf der Hand. Umso glücklicher war er, als der 2012 amtierende Abt Benedikt ihn von einigen Aufgaben befreite und ihm die Erlaubnis gab, die Leitung der Buchbinderei zu übernehmen. Allerdings musste Bruder Jakobus erneut die „Schulbank“ drücken und erlernte das Handwerk zunächst ein Jahr in der Landesbibliothek Koblenz und absolvierte anschließend diverse Kurse in Holland und Mainz.

Mit Enthusiasmus und Fleiß baute Bruder Jakobus die Buchbinderei zu einer Werkstatt aus, die sich heute durchaus sehen lassen kann. So konnte er bei der Auflösung einer alten Druckerei viele alte Bleischriften und Maschinen günstig erwerben und in die Buchbinderei integrieren. Außerdem arbeitet er gerne wieder in der angrenzenden, bereits im Jahr 2000 von ihm eingerichteten kleinen Schreinerei, die er seinerzeit für sein Hobby, den Orgelbau benötigte. Heute widmet er sich dagegen mit Vorliebe diversen Drechselarbeiten, wobei er hier sowohl seiner Fantasie als auch seinem Fachwissen freien Lauf lassen kann.

Heute werden in der Buchbinderei vorwiegend die Zeitschriften der Klosterbibliothek eingebunden. Allerdings kommen auch viele Kunden von außerhalb, die zum Beispiel das Einbinden von Zeitschriften wünschten oder Spezialaufträge, wie besondere Evangeliare und Gästebücher. Außerdem werden auf Wunsch mitunter arg in Mitleidenschaft gezogener Bücher fachkundig repariert beziehungsweise neu gebunden.


Buchbinderkurse sind eine besonders schöne Aufgabe


Als eine besonders schöne Aufgabe sieht Bruder Jakobus die von ihm gemeinsam mit Eva Quednow geleiteten Buchbindekurse, die sich einer ständig wachsenden Beliebtheit erfreuen. Eva Quednow aus Andernach ist gelernte Buchbinderin - Abschluss 1989, Raiffeisendruckerei Neuwied - und führt eine eigene Buchbinderei für Restauration und Neubindung.

Der Buchbindekurs startet mit einer Führung durch das Kloster und selbstverständlich auch durch die modernisierte, ehemalige Jesuitenbibliothek. Es schließt sich eine gemütliche Kaffeerunde an und dann geht es an die Arbeit. In einem Grundkurs erlernen die Teilnehmer das Herstellen eines Halbleinenbandes mit Fadenheftung und in einem aufbauenden Fortgeschrittenenkurs lernen die Teilnehmer unter anderem das „Bauen“ von Kästen, Schachteln und Mappen. Während alle Termine für März, April und Mai bereits ausgebucht sind, sind bei den Buchbinderkursen im Juni - Freitag, 15. bis Sonntag, 17. Juni - und den Folgemonaten noch einige Plätze frei. Die genauen Daten können unter www.maria-laach.de eingesehen werden.

Dass Bruder Jakobus im Jahr 2000 auch schon einmal eine alte Pfeifenorgel vollkommen restauriert hat, die von einem italienischen Orgelbauer ersteigert wurde, kann an dieser Stelle ebenso wenig weiter erläutert werden, wie die Tatsache, dass das Multitalent bei der Einrichtung einer Schreinerei in Peking/China behilflich war und heute noch in seiner knapp bemessenen Freizeit die chinesische Sprache erlernt. FRE

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