Abendmusik in St. Marien

Das Leben der Apostel inOrgelkompositionen geschildert

Das Leben der Apostel in
Orgelkompositionen geschildert

Dr. Dirk Pollerberg an der Orgel bei der Abendmusik. FA

Bad Breisig. Musik kann Fantasien erwecken, kann über das Gehör Bilder malen, Vorstellungen vor dem geistigen Auge aufbauen, kann Gefühle wie Freude, Trauer, sogar Liebe und Hass mit Tönen und Harmonien zeichnen - sogar Lebensangst, aber auch Hoffnung und Gottesglaube mit Akkorden, in Rhythmen und Dynamik aufbauen – wenn sie denn diese Ansprüche erfüllt. Dr. Dirk Pollerberg hatte sich die biblische „Apostelgeschichte“ vorgeknöpft und für die West-Orgel der Marienkirche in Töne gesetzt: Zwölf Stücke anspruchsvoller Orgel-Interpretationen befassten sich mit wesentlichen Details aus dem Leben Jesu und seiner Apostel Matthias, Stephanus, Paulus und Petrus. Wie es zu dem klassischen Charakter der Programmusik gehört, begleiteten verbale Erläuterungen, vorgetragen von Pastoralreferentin Christel Fassian-Müller, die einzelnen Episoden aus dem Leben der Apostel, die den Kompositionen zugrunde lagen.

Wer nun als Zeuge des Konzerts, die hier üblichen Töne barocker Orgelmusik erwartet hatte, musste umdenken: Dr. Dirk Pollerberg hatte bewusst den Stil moderner Film- (oder Fernseh-)Kompositionen gewählt, um die Szenen vor dem geistigen Auge des Zuhörers auferstehen zu lassen. „Der Abend möge verstanden werden als eine Entdeckungsreise in die großartige, farbige, und von Gott so reichlich ausgestattete Bilderwelt der Fantasie“, schreibt der Komponist im begleitenden Programm-Flyer. Also: Übersetzen der einzelnen Orgelstücke in bildhafte Vorstellungen war angesagt, und so entwickelten sich im Zusammenspiel zwischen verbaler Erläuterung und Musik Vorstellungen zu dem, was bei der „Himmelfahrt Jesu“ geschah, oder bei der „Wahl des Apostels Matthias“, bei der „Herabkunft des Heiligen Geistes“, bei der „Steinigung des Stephanus“, bei der „Bekehrung des Saulus zum Paulus“, bei der „Erweckung der Tabita durch Petrus“, bei der „Befreiung des Petrus aus de Kerker“, beim „Konzil der Apostel in Jerusalem“, bei „Milet-Caesarea in Jerusalem“, bei der „Verhaftung des Paulus“ und dessen „Auftritt vor dem Hohen Rat“ und seinem „Weg nach Rom“.

Es war sicher nicht leicht für den Komponisten, die entsprechende Tonmalerei zu den einzelnen, in der Dramatik recht unterschiedlichen Geschehnissen zu finden. Umso überzeugender war es, was er aus den Manualen und Registern der Bad Breisiger Barockorgel heraus holte: Meist farbenprächtige Tonläufe in jeweils zur Szene passender Dynamik, mal in bedrückendem Pianissimo, mal donnernd oder jubelnd und Siege verkündend. Die Gläubigen im Kirchenschiff hat Dirk Pollerberg jedenfalls mit seinen musikalischen Ideen und deren gekonnter Interpretation fasziniert, und sie dankten ihm und der Pastoralreferentin Christel Fassian-Müller mit lang anhaltendem Applaus.