Stationäres Hospiz im Ahrtal

Das letzte Zuhause

Einrichtung im Ahrtal informiert zum Welthospiztag am 8. Oktober über die Hospizidee und zieht erste Bilanz

02.10.2016 - 19:00

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wer denkt, das stationäre Hospiz im Ahrtal sei ein Ort der Stille, irrt. In der Einrichtung am Dorotheenweg gleich oberhalb des Krankenhauses Maria-Hilf in der Kreisstadt wird es auch mal laut und es wird gelacht. „Wir haben hier ganz viel Leben mit all seinen Facetten. Wir haben hier durchaus ruhige, aber auch ganz andere Momente, manches Leid und ganz viel tiefe Freude. Eigentlich ist es wie zu Hause“, sagen Pflegedienstleiterin Yasmin Brost und Anna Louen vom Sozialen Dienst des Hospizes: „Hier wurde die Fußball-EM geschaut. Wir haben Karneval gefeiert und auch schon einige Geburtstage.“ Das mutet für manche vielleicht seltsam in einer Stätte, in der der Tod nah ist.

„62 Gäste hat das stationäre Hospiz im Ahrtal von Januar bis September aufgenommen, zu 95 Prozent Tumorerkrankte. Und seit Februar sind alle zehn Einzelzimmer immer wieder belegt“, erklären Brost und Louen bei einer ersten Bilanz des Anfang 2016 eröffneten Hauses. Anlass ist der Welthospiztag, der unter anderem zum Ziel hat, die Hospizidee einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Es geht um die Begleitung unheilbar kranker Menschen in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens. Es geht aber auch um Schmerzfreiheit, Lebensqualität und Selbstbestimmtheit der Gäste, sagen die Hospiz-Mitarbeiterinnen. Auch deshalb sprechen sie von „Gästen“: „Der Gast entscheidet selber, was er möchte, was gemacht wird, und wir behandeln jemanden so wie einen Gast zu Hause, mit dem man eine schöne Zeit hat.“ Schließlich rühre das Wort „Hospiz“ von Gastfreundlichkeit. Viele Gäste hätten eine wahre Krankenhausodyssee hinter sich und seien deshalb oft erst angestrengt, aber zunehmend froh, endlich einen Ort zu haben, an dem sie ankommen und Luft holen könnten.


Fachkundige Unterstützung für Erkrankte und Angehörige


Das ist auch bei den Angehörigen zu bemerken, nachdem der Entschluss zugunsten des Hospizes gefallen sei. Angehörige können sich einbringen, auch Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen, tragen aber die Verantwortung nicht mehr alleine. Sie freuen sich, im Hospiz mit dem Gast soweit möglich die schönen Dinge zu genießen, weil dafür vorher oft kaum Kraft geblieben ist. Auf Wunsch können die Angehörigen auch mit ins Hospiz einziehen. Hierfür stehen Übernachtungsmöglichkeiten im Gästezimmer oder in einem separaten Angehörigenzimmer zur Verfügung.

Manchmal entschieden sich schwerstkranke Menschen auch zur Entlastung ihrer Angehörigen, ins Hospiz zu ziehen. Mehr als die Hälfte der bisherigen Gäste zogen aus dem Krankenhaus, insbesondere von der Remagener Palliativstation, ins Hospiz, sagt Brost: „Die Palliativstation dient oft der Krisenintervention. Sie nimmt mit dem Ziel der Wiederentlassung auf. Das Hospiz bietet die Versorgung bis zum Lebensende, als das letzte Zuhause.“ Um eine individuelle, bedarfsgerechte Pflege, die die aktuelle Tagesform und Wünsche des Gasts berücksichtigt, kümmern sich im Hospiz in der Kreisstadt zur Zeit 15 Pflegefachkräfte auf elf Vollzeitstellen, drei Hauswirtschaftskräfte und drei Kolleginnen in Sozialdienst und Verwaltung, ein FSJler und mehrere ehrenamtliche HospizbeleiterInnen des Hospiz-Verein Rhein-Ahr. „Zur Verstärkung unseres Pflegeteams sind wir weiter auf der Suche nach qualifizierten Pflegefachkräften, gerne mit Palliative Care Weiterbildung“, sagt Yasmin Brost. Hausärzte übernehmen die medizinische Versorgung, ein weiteres Angebot ist die Kunsttherapie und psychoonkologische Begleitung, welche wöchentlich stattfindet.


Zwischen Trauer und Frieden Abschied nehmen


Bewegt sind auch die Hospiz-Fachleute, wenn die Gäste sehr jung sind, einen langen Leidensweg hinter sich und noch kleine Kinder haben, „oder auch, wenn es Unstimmigkeiten in der Familie gibt, oder niemand da ist. Oder wenn jemand am Ende immer noch kämpft, keine Ruhe findet und nicht loslassen kann.“ Schöne Momente indes reichten von einem zufriedenen Lächeln bis zum ausdrücklichen Dank, „wie wohl sich Gäste und Angehörige bei uns fühlen oder gefühlt haben. Und auch wenn wir Angst oder Schmerz nehmen können oder hier vielleicht noch einmal ein klärendes Gespräch stattfinden konnte, das den Abschied einfacher gemacht hat.“ Im Juli hat das Hospizteam eine Gedenkfeier für die bis dahin 37 dort Verstorbenen mit deren Angehörigen gefeiert. Dabei wurden auch Steine mit den Namen der Verstorbenen beschriftet und später in den Garten des Hauses gelegt, „als Ausdruck dafür, dass etwas von ihnen hier bleibt“. Eine weitere Gedenkfeier dieser Art ist für den Totensonntag geplant.


Auch die Helfer sind auf Unterstützung angewiesen


Das Hospiz ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Der Gesetzgeber verlangt, dass Hospize einen Teil ihrer Kosten mit Spenden aus der Bevölkerung bestreiten. Einen besonderen Wunsch hat das Hospiz im Augenblick: „Um das Leben im Hospiz mit wohltuenden Klängen zu bereichern, suchen wir ein Klavier. Das wäre ein schönes Geschenk für unser Haus“, so Ulrike Dobrowolny, Vorsitzende des Hospiz-Verein Rhein-Ahr.

Spendenkonten des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr: Kreissparkasse Ahrweiler (BLZ 577 513 10) Kto.-Nr. 512 129, IBAN: E53577513100000512129 - BIC: MALADE51AHR; Volksbank RheinAhrEifel eG (BLZ 577 615 91) Kto.-Nr. 102 615 700, IBAN: DE55577615910102615700 - BIC: GENODED1BNA.

Informationen gibt es online unter www.hospizimahrtal.de, www.hospizverein-rhein-ahr.de oder unter der Tel. (0 26 41) 91 87 50.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Eine Umleitung wird eingerichtet

Straßenschäden bei Neuwied: L 259 wird voll gesperrt

Neuwied. Im Zeitraum vom 02.04. bis voraussichtlich 19.04.2024 werden Instandsetzungsarbeiten am Überführungsbauwerk der L 259 über die B 42 zwischen Neuwied-Block und Heimbach-Weis durchgeführt. Die Fahrbahnbefestigung im Bereich des Überführungsbauwerks weist erhebliche Schäden in Form von Rissen und Belagsausbrüchen auf. mehr...

Die Betrüger wollten vermeintlich defekte Dachrinnen zu überhöhten Preisen reparieren

Bad Hönningen: Polizei unterbindet illegale Arbeiten

Bad Hönningen. Am gestrigen Nachmittag führten Beamte der Polizei Linz eine Kontrolle an einem Mercedes Vito durch. Dabei stellten sie fest, dass die beiden Insassen im Raum Bad Hönningen Hausbesitzern Reparaturarbeiten an Dachrinnen angeboten hatten, ohne über die erforderliche Reisegewerbekarte zu verfügen. Es kam zu keinem Vertragsabschluss an diesem Tag. mehr...

Regional+
 

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Alter Vorstand ist neuer Vorstand

Sinzig. In Sinzig fand Ende März die turnusmäßige Jahreshauptversammlung der Theatergruppe im Gasthaus „Zur Post“ statt. Der erste Vorsitzende, Wolfgang Staus, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und ließ das vergangene Theaterjahr Revue passieren. Auch die Chronistin Christine Alfter und der Kassierer Dirk Hansen trugen zum Rückblick bei, indem sie über vergangene Ereignisse und den Kassenstand berichteten. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Neulich im Kiosk

von Gregor Schürer

Gabriele Friedrich:
Ein echt blöder Artikel. ...
Thola2:
Sehr geehrter Herr Schürer, willkommen im Leben, willkommen in 2024! Und jetzt???? Was will mir der "Dichter" damit sagen?? Das Geschilderte ist ganz normal in Deutschland. Wollen Sie uns Belehren? Und: 8 Uhr "früh"?? Das können nur Studenten oder Arbeitslose behaupten. Ich "maloche" schon um...
K. Schmidt:
Danke für das Stichwort Weihnachtsmarkt. Zu diesen wurde, z.B. von der DUH, aber auch einigen Politikern, aufgefordert die Beleuchtung wegzulassen oder zu minimieren. Und am letzten Samstag wurde groß dazu aufgerufen, für eine Stunde soviele Lichter wie möglich abzuschalten, als Zeichen für Klimaschutz...
Julia Frericks:
Die Ramadan-Beleuchtungen in Köln und Frankfurt sind wegweisende Initiativen. Die Lichter sorgen für eine festliche Stimmung, egal welcher Religion ich angehöre. Eine Stimmung, die auch bei vielen Nicht-Christen aufkommt, wenn sie z.B. einen Weihnachtsmarkt besuchen. In Köln ging die Initiative für...
K. Schmidt:
Soviel Geld, wie der Steuerzahler für die kath. Kirchen Jahr für Jahr in die Hand nehmen darf (ich meine nicht den Kirchensteuerzahler, sondern wirklich jeden!), soviel Beleuchtung kann man für die anderen Glaubensrichtungen doch gar nicht aufstellen, sonst schaffen wir die Dunkelheit ja komplett a...

Kreishaushalte in der Krise

K. Schmidt:
Die meisten der Landrätinnen und Landräte gehören doch einer Partei an, die Fraktionen der Kreistage auch. Ein Apell des Landkreistages an die Landesregierung ist nett, aber doch nicht mehr als ein unnötiger Umweg. Die Parteien, die sich auf der Landkreisebene finden, sind am Ende die gleichen, die...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service