Neujahrsempfang von Hospiz-Verein Rhein-Ahr und stationärem Hospiz im Ahrtal

Dem Tabuthema Tod ins Auge blicken

Dem Tabuthema Tod ins Auge blicken

Die Vorsitzende des Hospiz-Vereines Ulrike Dobrowolny und Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger .danktenbeim Neujahrsempfang den ehrenamtlichen HospizhelfernRÜ

Dem Tabuthema Tod ins Auge blicken

Unter der ebenfalls ehrenamtlichen Leitung von Ekaterina Londarenko am Klavier sang der neue Hospiz-Chorbeim Neujahrsempfang

Sinzig. Da, wo der Hospiz-Verein Rhein-Ahr vor 25 Jahren gegründet wurde, ist er zum Auftakt seines Jubiläumsjahrs auch zum Neujahrsempfang zusammen gekommen. Gemeinsam mit dem stationären Hospiz im Ahrtal, das zugleich auf sein erstes Jahr zurückblicken konnte, hatte er ins Sinziger Schloss geladen. Die große Resonanz freute nicht nur den Hausherrn, Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger, der die Mitarbeiter der Hospizbewegung auch als „stille Engel ohne Flügel“ bezeichnete.

Im Jahr 2016 hätten 45 ehrenamtliche Hospizbegleiter dem Verein in seiner Arbeit mit Sterbenden und deren Angehörigen 4728 Stunden ihrer Zeit geschenkt, erklärte die Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny. Im stationären Hospiz leisteten 14 ehrenamtliche Hospizbegleiter 724 Stunden. 358 Menschen im Kreis Ahrweiler seien im Jahr 2016 durch den Hospiz-Verein Rhein-Ahr begleitet worden. 146 davon starben Zuhause oder in Altenpflegeeinrichtungen, 27 im Hospiz im Ahrtal, 38 auf der Palliativstation Remagen und 31 Menschen im Krankenhaus.

45 ehrenamtliche

Hospizbegleiter

Dobrowolny drückte Dank aus allen, die in der Hospizbewegung im Kreis engagiert sind und durch ihre Unterstützung „dem Tabtuthema Tod ins Auge blicken“, weil diese einen Gegenkultur in einer Gesellschaft bilde, in der immer mehr Ellbogen, Selbstoptimierung und wirtschaftliche Interessen und immer weniger Empathie zählten. Gerade „in einer Zeit, in der die Ökonomie die Macht übernommen hat und weiter ausbaut, in der der Staat immer mehr zum Handlanger der Ökonomie geworden ist, ist Solidarität ein schweres Unterfangen geworden“, sagte Dobrowolny: „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod gibt Impulse für die Selbstsorgepraxis, die nicht nur an der Ökonomie ausgerichtet ist, sondern gerade durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben zu einer Entwicklung zu einem autonomen Leben führt.“

Ein Hospiz zur richtigen Zeit

an der richtigen Stelle

Auch das stationäre Hospiz in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde kurz nach seinem ersten Geburtstag gewürdigt. „Nach vielen Jahren des Wartens und einem langen, manchmal steinigen Weg ging für alle Beteiligten ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, und man kann jetzt schon sagen, dass sich das Warten gelohnt hat“, konstatierte der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch, der damit auch eine „Versorgungslücke“ im nördlichen Rheinland-Pfalz geschlossen sah. Und der kreisstädtische Beigeordnete Hans-Jürgen Juchem fand: „Mit dem stationären Hospiz ist es gelungen, einen wesentlichen Baustein der hospizlichen Versorgung in unserer Region zu verankern.“

„Wir haben das Hospiz zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle und in der richtigen Art und Weise errichtet“, bilanzierte Christoph Drolshagen, Geschäftsführer der Hospiz im Ahrtal gGmbH. Habe man vorsichtigerweise ursprünglich nur mit einer Dreiviertel-Auslastung im stationären Hospiz geplant, sei das Haus mit seinen zehn Plätzen gleichsam vom ersten Tag an fast voll belegt gewesen. 98 Menschen seien bis im Hospiz aufgenommen worden, fügte Hospiz- und Pflegedienstleiterin Yasmin Brost an und dankte „ihrem“ Team und unter anderem auch den „zehn unverzichtbaren ehrenamtlichen Helfern“. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Hospizbewegung haben sich auch zum neuen Hospiz-Chor zusammengetan, der sich ein Mal im Monat im Mehrzweckraum des stationären Hospizes trifft und der den Neujahrsempfang im Sinziger Schloss musikalisch mitgestaltete. Unter der ebenfalls ehrenamtlichen Leitung von Ekaterina Londarenko am Klavier sangen sie zur Melodie von Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ unter anderem „Freu dich über jede Stunde, die du lebst auf dieser Welt. Freu‘ dich, dass die Sonne aufgeht und auch, dass der Regen fällt“ und auch von der Berührung zwischen Himmel und Erde da, „wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu“. Das wiederum griff der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch auf und fand, dass die Hospizbegleiter eine wichtige und erfüllende Aufgabe übernähmen mit Begegnungen eben zwischen Himmel und Erde.