Förderverein Ahrweiler Freiheitswochen e.V.: Bremens Ex-Bürgermeister trifft auf Fußball-Europameisterin

„Demografischer Wandel – Miteinander der Generationen. Schaffen wir das?“

„Demografischer Wandel – Miteinander der Generationen. Schaffen wir das?“

Thema demografischer Wandel: Die erste Podiumsdiskussion der diesjährigen Ahrweiler Freiheitswochen hatte im Bad Neuenahrer Augustinum Henning Scherf, Celia Sasic und die Schülerin Lisa Offergeld zu Gast.privat

„Demografischer Wandel – Miteinander der Generationen. Schaffen wir das?“

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wenn Bremens ehemaliger Erster Bürgermeister Henning Scherf engagiert mit Fußball-Europameisterin Celia Sasic diskutiert, dann kann es richtig spannend werden. So geschehen bei der ersten Podiumsdiskussion der diesjährigen Ahrweiler Freiheitswochen im Bad Neuenahrer Augustinum. Zumal als Dritte auf dem Podium noch eine 16-jährige Calvarienberg-Schülerin, Lisa Offergeld aus Bad Breisig, die Sicht der jungen Leute einbrachte. Unter der Moderation der Journalistin Ebba Hagenberg-Miliu hieß das Thema, entsprechend dem Motto der Freiheitswochen, „Demografischer Wandel – Miteinander der Generationen. Schaffen wir das?“ Die Antwort der Drei auf dem Podium hieß nach intensiver Diskussion auf jeden Fall: Wir schaffen das. „Freiheit bedeutet für mich vor allem auch, mein Glück zu teilen, um eben diese Freiheit auch anderen zu ermöglichen“, resümierte die Schülerin zum Schluss unter großem Beifall.

Der Vollblutpolitiker Henning Scherf, inzwischen 79 Jahre alt, hatte mit Herzblut seine Perspektive für ein friedliches Miteinander der Generationen skizziert. Auf die von Moderatorin Hagenberg-Miliu ernüchternden demografischen Daten einer alternden Gesellschaft gerade im Kreis Ahrweiler konterte Scherf sofort mit einer Vielzahl von Projekten, in denen sich auch die ältere Generation unbedingt weiter in die Gesellschaft einbringen möge: Scherf berichtete mitreißend von seinem eigenen Engagement als Integrationshelfer, als „Großvater“ für Kinder einer alleinstehenden Flüchtlingsmutter und als langjähriger Pate einer Bremer Problemschule. „Nicht nur andere reden lassen, sondern sich selbst engagieren, das sind wir Älteren auch den jüngeren Generationen schuldig. Nur gemeinsam bauen wir weiter an einer friedlichen Gesellschaft in einem vereinten Europa“, betonte Scherf unter Beifall.

Die ehemalige Ausnahmefußballerin Celia Sasic lenkte den Blick auf die integrierende Kraft des Sports. Den Fußball habe sie schon als Vierjährige zielsicher für sich gewählt. Der Fußball habe ihr selbst die Chance gegeben, sich in diesem Mannschaftssport mit immer wieder neuen interessanten Menschen zusammenzutun, Fairness und Disziplin zu erfahren, auch Niederlagen zu verarbeiten, also fürs Leben unglaublich viel zu lernen. Fußball sei ein zutiefst internationaler Sport, bei dem ganz selbstverständlich Menschen verschiedener Herkunft miteinander trainierten und spielten. „Deshalb arbeite ich auch jetzt gerne weiter als DFB-Integationsbeauftragte, damit auch die jungen Nachwuchsspieler genau diese Chance bekommen können“, sagte die 29-jährige studierte Kulturwissenschaftlerin.

Auf die Frage der Moderatorin nach den Lebens- und Wohnmodellen der verschiedenen Generationen brach Sasic eine Lanze für den Zusammenhalt der Familien. Die 16-jährige Lisa Offergeld stimmte ihr gerne bei, schilderte aber auch die neuen Modelle in ihrem Umfeld, etwa das Leben in Patchworkfamilien oder von Alleinerziehenden. Henning Scherf weitete den Blick auf sein eigenes Lieblingsmodell, die Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft, in der er mit seiner Frau seit 30 Jahren lebt. Auch im Publikum äußerten sich begeisterte Verfechterinnen dieses Modells. Die Moderatorin holte mit Erna Bottner dann auch eine zufriedene Bewohnerin des Seniorenheims Augustinum mit in die Diskussion. Bottner schilderte überzeugend die für jeden möglichen differenzierten Angebote im Haus.

Dass das Thema Miteinander der Generationen vielen auf den Nägeln brennt, zeigte dann auch die weitere Publikumsdiskussion. Der Pflegenotstand war ebenso Thema wie der mögliche Einsatz von Robotern in der Pflege und eine drohende Altersarmut. Stimme denn die These des verstorbenen FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher vom „Methusalem-Komplott“, vom drohenden Kampf der Generationen, lockte Moderatorin Hagenberg-Miliu Henning Scherf noch einmal aus der Reserve. Nein, auf keinen Fall, antwortete der SPD-Politiker sofort. „Wir sollten in Verantwortung für unsere Gesellschaft unbedingt weiter aufeinander zugehen. Und dafür sehe ich auch in dieser Diskussion heute jede Menge gute Beispiele.“

Am Rande der gut besuchten Veranstaltung trugen sich Henning Scherf und Celia Sasic auch ins Goldene Buch der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein.