Betray your Idols feiert 10-jähriges Bandbestehen

Die Hardcore-Botschafter von Ahrweiler

Die Hardcore-Botschafter von Ahrweiler

Die Band Betray your Idols macht Hardcore mit Herz (v.l.n.r.): Erik Wollersheim (Gitarre), Philipp Wollersheim (Gesang), Daniel Plohmann (Gitarre), Stefan Gies (Schlagzeug) und Kristian Schmidt (Bass) . Thomas Biesenbach

Ahrweiler.Die Rock-Szene im Kreis Ahrweiler hat schon bessere Zeiten erlebt. In den 90er und Anfang der 2000er Jahre sprossen die Bands zwischen Rhein und Ring förmlich aus dem Boden. Wer genug Geld für das erste eigene Auto gespart hatte, kaufte sich davon erst mal eine E-Gitarre. Man gründete eine Band und wurde Teil einer großen Familie, deren Wohnzimmer die Kultkneipe 1. Diner war. Und Ahrrock? Das war wie Weihnachten im Kreise der Lieben und die Ahrweiler Hardcore-Szene, kurz AWHC, feierte sich selbst.

Und der große Freundeskreis förderte sich selbst, man wollte eben so sein wie die Lokalmatadore mit Namen wie „Nothing to prove“ oder „Zahnstein“. Viele Bands erblickten das Bühnenlicht der Ahrtal-Welt und je lauter sie waren, desto leiser gingen sie wieder.

Doch ist das alles Geschichte? Gibt es keine Vertreter der Rock-Zunft mehr? Doch, denn ein bisschen „Ahrtal-Hardcore“ ist noch da. Die Band Betray your Idols feiert Anfang Oktober ihren ersten runden Geburtstag. Seit zehn Jahren stehen die fünf Jungs um Frontmann Philipp Wollersheim mit ihrem Melodic Hardcore gemeinsam auf der Bühne und die Jungs sind heute erfolgreicher denn je. Ihnen ist etwas gelungen, was vielen AW-Bands nicht gelang: Den Kessel des Ahrtals zu verlassen. Heute touren Philipp Wollersheim, Kristian Schmidt, Daniel Plohmann, Erik Wollersheim und Stefan Gies durch deutsche Metropolen und belgische Klubs. Stets dabei: Ein guter Schuss Lokalpatriotismus für „ihr“ Ahrweiler.

Support für die Funken

Alles fing mit ein paar Gläsern Bier beim Geburtstagsumtrunk des Gitarristen Erik am 13. Oktober 2006 an. „Wir gründen eine Band“, sagten sich die Freunde in Feierlaune. Geeignete Mitstreiter waren schnell gefunden: Daniel Plohmann bediente die Gitarre, Philipp Wollersheim das Mikrofon und am Schlagzeug sorgte David Kortmann seinerzeit für Rhythmus. Und auch einen Namen hatte man schon: „Betray your Idols“. Der Name war gleich das bestimmende Motiv: Seine Idole zu betrügen, niemandem hinterher zu laufen, sein eigenes Ding machen, dazu zu stehen, was man tut und was man liebt.

„Eigentlich waren wir mit der Musikrichtung Melodic Hardcore ein bis zwei Jahre zu früh dran“, blickt Bassist Kris heute zurück. Doch dann wuchs die Bedeutung des schroffen Musikstils innerhalb der Rockszene und so trat auch die Band mehr in den Fokus von regionalen Rockliebhabern.

Zunächst mussten die Ahrweiler „ganz kleine Brötchen backen“. Ihren ersten öffentlichen Gig hatte Betray your Idols schließlich beim Feuerwehrfest. „Wir spielten gleich vor dem Auftritt der Großen Funken“, lacht Kris Schmidt. Einige bessere Plattformen sollten jedoch schnell folgen und die fünf bestritten Auftritte in der Zehntscheuer, im Jugendhaus oder im Rasthaus B9. Das waren damals die gängigen Bühnen und schon da hatte die Band eine große lokale Fanschar. Ein Erlebnis blieb jedoch besonders im Kopf: Der Auftritt bei „LA in Concert“ in Lantershofen. Bei dem ausverkauften Konzert tropfte der Schweiß förmlich von der Decke und die Masse feierte die Betray your Idols-Jungs frenetisch. Ein Erlebnis, dass bei den Musikern immer noch Gänsehaut verursacht.

Spätestens seit diesem Tag hatte sich Betray your Idols einen Namen gemacht und man freundete sich mit Bands „von außerhalb“ an. So gelang es den Musikern auch über die Grenzen des AW-Kreises hinweg, Konzerte zu spielen. Aachen, Rheinbach oder kleinere Ortschaften im Westerwald- Der Blick über den Tellerrand war damals noch ganz vorsichtig. Außerdem nahm Betray your Idols ihre erste Platte auf. Die EP „Cotillion“ ging gut über die heimischen Ladentheken und verstärkte den Bekanntheitsgrad zusätzlich. Danach sollte noch die Platte „We are“ folgen. Das war um 2011 herum und dieses Jahr sollte für die mittlerweile etablierte Band eine Zäsur darstellen. David Kortmann an den Drums verließ die Band und Stefan Gies rückte nach.

Eine kreative Auszeit

Die Platte stellte auch gleichzeitig den Abschluss einer Phase dar und Philipp, Kris, Daniel, Erik und Stefan zogen sich zu einer kreativen Auszeit in ihren Proberaum im Ahrweiler Winzerverein zurück. „Wir haben so unser komplettes Programm umgestellt und neue Songs geschrieben“, so Kris Schmidt. Dieser frische Wind war auch aufgrund der personellen Veränderung nötig und gleichzeitig ein netter PR-Gag. Denn die Band war schon zu diesem Zeitpunkt bekannter, als es den Mitglieder selbst bewusst war. In den sozialen Netzwerken gierten die Fans nach neuem Stoff. Und das Comeback war groß: In der Ahrweiler Zehntscheuer stand die Formation mit neuem Drummer und neuen Songs auf der Bühne. Und so war wieder ihre Heimat Ahrweiler der Ausgangspunkt einer neuen Erfolgswelle. Im Eigenvertrieb steuerten die Musiker ihre Plattenverkäufe und suchten sich neue Konzerte ganz ohne die Hilfe einer professionellen Booking-Agentur. Das hatte Erfolg und Betray your Idols ging auf Deutschland-Tour und spielte auf Großfestivals wie dem „Mach 1“ oder der „Bonner Rockaue“. Zuletzt nahm eine neue Platte auf: „Broken Arrows“ heißt diese und ist vor allem im Internet ein bahnbrechender Erfolg. Einige Fachmagazine verteilten wohlwollende Kritiken und auch die Fanbase im Ausland wuchs stetig. „Da fragen uns Leute aus Ungarn bei Facebook: Wann kommt ihr mal nach Budapest? Ist das nicht irre?“, lacht Kris, dem man die Begeisterung für seine Sache immer wieder ansieht. Das ist es übrigens, was die Band immer wieder antreibt: Die Leidenschaft. Auch eine gewisse Dankbarkeit und Bescheidenheit ist Betray your Idols wichtig- man weiß ja, wie man angefangen hat. Und wo. „Wir haben Ahrweiler das alles zu verdanken“, sagt Kris. „Ohne AW geht es nicht.“ Und egal wo der nächste Gig ansteht, ob in der Schweiz, Belgien, Frankfurt, Hamburg... Die Jungs treffen sich immer noch im Proberaum in Ahrweiler bevor es „on the road“ geht.

Natürlich bekommen die Hardcore-Musiker auch eine Gage für ihre Auftritte- „hängen“ bleibt davon aber nichts. Alles was an Geld hereinkommt, bleibt in der Band und geht für Equipment drauf. Umso mehr freuen sich die Jungs über eine warme Mahlzeit oder Kaltgetränke an ihren jeweiligen Destination. Die Auftritte machen Kris und Co. immer noch soviel Spaß wie damals vor zehn Jahren. Denn grundlegend hat sich nichts geändert. Kris Schmidt zieht ein Fazit: „Wir begeistern das Publikum, indem wir als beste Freunde gemeinsam Musik machen und Spaß haben. Ist das nicht herrlich?“. Übrigens: Kaltgetränke und Musik gibt’s auch am 14. Oktober. Hier feiert Betray your Idols den runden Geburtstag mit einem großen Jubiläumskonzert in Bad Breisig.

Weitere Infos gibt’s auf der Facebook-Seite der Band: www.facebook.com/betrayyouridols.