Rathauserstürmung in Lahnstein

Die Narren regieren

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Das Dreigestirn der Stadtspitze ist gefesselt,die Stadtkasse ist leer. Der Oberbürgermeister verhandelt jetzt für die Freilassung.

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Lahnstein. Dunkle Wolken hängen Schwerdonnerstag über dem Rathaus, denn die Lahnsteiner Tollitäten, Prinz Dirk I von Blitz und Funken und Lahno-Rhenania Anna I, sind gekommen, um den Oberbürgermeister aus dem Rathaus rauszuschmeißen und die Regentschaft über die Stadt Lahnstein zu übernehmen. Weil klar ist, dass es schwer werden würde, das aus Oberbürgermeister Peter Labonte, Bürgermeister Adalbert Dornbusch und Beigeordnetem Sebastian Seifert bestehende Dreigestirn zu überwältigen, haben sie Verstärkung angefordert.

Echte Freunde halten zusammen, und so stehen ihnen eine Vielzahl an Abordnungen befreundeter Vereine aus nah und fern zur Seite. Dazu gehören die Närrische Turmgarde 1980 als Veranstalter der Rathauserstürmung, das Carneval Comité Oberlahnstein, der Niederlahnsteiner Carneval Verein, die Prinzengarde Blau-Weiß Lahnstein und viele mehr. Unterstützung gibt es sogar vom Osterspaier Carnevals-Club, von der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft und aus der rheinland-pfälzischen Narrenmetropole Mainz.

on dort sind Mitglieder der Kürassier-Garde der Brunnebutzer und der Ranzengarde nach Oberlahnstein gekommen.

Bevor die Erstürmung angegangen wird, liefert sich der sichtlich stark gealterte Oberbürgermeister, sich noch siegessicher aus dem Rathausfenster lehnend, ein Wortgefecht mit den Mitgliedern der Närrischen Turmgarde, die ihr 1. Vorsitzender Boris Reuter anführt. Vor allem die leeren Kassen der Stadt nehmen die Gardisten kritisch aufs Korn.

Der Oberbürgermeister spielt das Problem herunter. Es sei doch gar nicht so schlimm, andere Städte stünden viel schlechter da – man solle nur mal nach Braubach schauen. Überflüssige Gemeinden wie diese sollten ganz schnell geschlossen werden, setzt er noch eins drauf - der Nachbarstadt, Lahnsteins närrischem Erzfeind, einen Seitenhieb verpassend. Die Stadtspitze in Lahnstein dagegen habe genügend Ideen, um „Lahnstein first“ durchzusetzen. Für die folgende Verbal-Attacke müssen sich die Turmgardisten erst noch stärken.

Die mit Lanzen bewaffnete Reiterei versorgt sie mit vom Seil herabgestoßenen Fleischwurstringen. Dazu das Lied von der Fleischwurst, vorgetragen von Karl Krämer, dieses Mal mit Akkordeon-Begleitung. Jetzt greift die Turmgarde ein letztes Mal an. Ihr Vorwurf: Die Stadt wolle den Bürgern ihr gutes Geld nun auch noch für die Straßenreinigung aus der Tasche ziehen und zugleich ein nagelneues Stadtviertel bauen. „Der OB mitsamt den Koryphäen wird nun betteln gehen“, sieht die Turmgarde schwarz. „Ja, die Kasse ist leer, es ist ein Graus“, gibt Labonte zu, aber Lahnstein müsse für die BUGA 2031 fit gemacht werden. „Wird der OB nun senil, oder bleibt er noch ewig agil?“, fragen die Attackierenden und fordern sicherheitshalber mal den Zaster des Ministers, obwohl das Geld doch eigentlich für den „Stadtumbau West“ genutzt werden soll. Irgendwann hat Labonte genug vom Streiten. Nur hetzen und verletzen, das bringe doch nichts. Die Lahnsteiner Fassenacht soll besser mit guter Laune, Humor und Freude gefeiert werden. Aber freiwillig will er das Rathaus keinesfalls aufgeben, zumal er die Garden als wenig kämpferisch einschätzt. Da hilft der Turmgarde nur eine List. Sie verwandelt das Stadthaus in das „Caritas Altenzentrum St. Martin“ und entsendet dorthin eine Truppe unverdächtig aussehender Alter, die die drei von der Stadtspitze überwältigen und festnehmen sollen. Ein guter Schachzug, wie sich herausstellt, denn schon kurze Zeit später wird das Gespann, die Hände in einem hölzernen Joch gefesselt, herausgeführt - die leere Stadtkasse neben sich. Jetzt hat die Turmgarde natürlich alle Trümpfe in der Hand und kann für die Freilassung der Gefangenen Forderungen stellen.

Ein Kästchen Bier aus Lahnstein, was Labonte anzubieten hat, ist ihr entschieden zu wenig. Nach langem Hin und Her einigt man sich schließlich auf fünf Kästen Bier und Trost-Küsschen von Lahno-Rhenania Anna für den Oberbürgermeister. Im Beisein der Kindertollitäten Felix II. und Hannah I. übergibt hernach der frei gelassene, aber abgesetzte Labonte Arbeitszimmer und Schreibtisch an die Tollitäten, auf dass sich Prinz Dirk bis zum Ende der närrischen Tage als Chef im Ring, möglichst kassenfüllend betätigen möge. Die erfolgreiche Rathauserstürmung wird in fröhlicher Runde mit Sekt, Quarkbällchen und Fleischwurst-Brötchen gefeiert.