Nach zehn Wochen endete die Ausstellung „Bildersturm“ in der Linzer Kirche Sankt Martin

Die Ripley Sanct Thomas School rahmte die Finissage musikalisch

Die Ripley Sanct Thomas School
rahmte die Finissage musikalisch

Mit Jazz eröffneten die Instrumentalisten der Ripley Sanct Thomas School die Finissage

18.07.2017 - 08:44

Linz. Musikalisch begleitet von Kompositionen des Dattenberger Künstlers Josef Pröls, war Anfang Mai die Ausstellung „Bildersturm“ in der ehrwürdigen Emporenbasilika Sankt Martin von dem Vorsitzenden des Fördervereins, Peter Gillrath, eröffnet worden. Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ hatten sich mit dem Düsseldorfer Kunstprofessor Jörg Eberhard und seiner in Linz aufgewachsenen Ehefrau Edith Oellers, mit Angelika Ehrhardt-Marschall aus Remagen, dem Wahl-Linzer Mike Grunzke, der Linzer Keramikerin Sabine Moshammer, dem Künstlerehepaar Andrea und Josef Pröls, der Bad Honneferin Gabriele Pütz, dem Linzer Rainer Roßbach, dem Kurator des Linzer Kunstvereins, Michael Royen, der in Unkel arbeitenden Barbara Schwinges, den Linzerinnen Denise Steger und Sarah Thomsen, der Unkelerin Sybille Walenciak sowie der in Kasbach-Ohlenberg arbeitende Südafrikanerin Lois Michèle Wetzel und der gebürtigen Linzerin Ulla Windheuser-Schwarz Mitglieder des Linzer Kunstvereines und freie Kunstschaffende zusammengefunden, um sich im Lutherjahr mit diesem überaus komplexen und vielschichtigen Thema auseinanderzusetzen. Als Ausstellungsort bietet die katholische Pfarrkirche, die unter Erzbischof und Kurfürst Hermann von Wied selbst vom Bildersturm der Reformation betroffen war, eine wohl einzigartige Raumsituation für Arbeiten, die von Malerei und Grafik, über Plastik und Installation bis hin zur digitalen Fotografie reichten.

Letzte Gelegenheit, dies zu sehen, war bei der Finissage am Sonntagnachmittag, in deren Mittelpunkt ab 17 Uhr das Konzert der Instrumentalisten und des Chors der Ripley Sanct Thomas School stand. Begrüßen zu der Abschlussveranstaltung konnte Peter Gillrath, neben Stadtbürgermeister Hans-Georg Faust, der die Bildersturm-Ausstellung angeregt hatte, auch die Landtagsabgeordnete Ellen Demuth sowie den Musiker Josef Marschall. Der hatte am Samstag, 10. Juni, bei seinen „electronic manoeuvres“ neben elektronischen Transkriptionen bekannter Kompositionen von Bach über Debussy bis Ravel auch die elektronische Uraufführung von Gustav Holsts spätromantischer Komposition „Die Planeten“ dem Rahmenprogramm der Ausstellung beigesteuert, bevor zwei Wochen später die Musiker der Canon Slade School aus Bradshaw in Sankt Martin gastierten. „Ein Abschied von der Ausstellung ohne Musik wäre doch eine zu trockene Angelegenheit gewesen“, so Peter Gillrath, bevor er die Organistin Ann Burtonwood und den Dirigenten Don Gillthorpe der englischen Gäste aus Lancaster vorstellte. Sein Dank galt dem Land, das den Linzer „Bildersturm“ in den Kultursommer Rheinland-Pfalz aufgenommen hatte, der unter dem Motto „Epochen und Episoden“ steht, der Stadt für ihre finanzielle Unterstützung durch die „Stadtsparkasse Linz“-Stiftung und nicht zuletzt Denise Steger, der Kuratorin der Ausstellung, ohne deren Unterstützung der Förderverein die künstlerische Auseinandersetzung mit dem spannenden Thema „Bildersturm“ nicht gewagt hätte.

„Rund 3.900 Besucher haben die Bildersturm-Arbeiten besichtigt. Ihre begeisterten Kommentare im Gästebuch reichen von ‚unheimlich vielfältig‘ und ‚spannend‘ bis hin zu ‚atemberaubend‘ sowie: ‚eine wundervolle Ausstellung an einem wundervollen Ort‘“, berichtete Peter Gillrath, bevor die englischen Gäste mit anglikanischen Kirchenliedern und Jazz den Ausklang übernahmen. Zur Ruhe kommt die spätromanischen/frühgotischen Emporenbasilika hoch über der Bunten Stadt aber nicht, zumindest nicht lange. „Wir sehen uns hier schon in zwei Wochen wieder“, erinnerte der Vorsitzende des Fördervereins an die zweite Ausstellung im Luther-Jahr „500 Jahre Reformation in Linz am Rhein“. Offiziell eröffnet wird dieses allerdings erst am Samstag, 19. August, mit einer ökumenischen Vesper, die Pfarrer Lothar Martin Anhalt und Pfarrer Christoph Schwagermann ab 18 Uhr in Martins-Kirche halten. Die war selber Opfer des reformatorischen Bildersturms geworden, wie ein Dokument des Kölner Domkapitels vom November 1544 belegt, in dem gewaltsame Übergriffe „die Cruzifix daselbst“ und anderes Inventar der Kirche beklagt werden. „Ein Jahr später war es zu der skurrilen Situation gekommen, dass zwei Bürgermeister gewählt wurden, ein Altgläubiger und ein Reformanhänger, um so allen Parteien in der Stadt gerecht zu werden“, erinnerte Hans Georg Faust. Auf all diese Ereignisse wird Stadtarchivarin Andrea Rönz nach der Vesper eingehen, indem sie anhand zeitgenössischer Dokumente aus dem Stadt-, wie auch aus dem Pfarrarchiv sowie anhand von Bibeln und Messgewändern, Wandmalereien, Drucken und Skulpturen zunächst in die vorreformatorische Frömmigkeit, dann aber auch in die Reformationswirren der 1540-er Jahre im Erzbistum Köln einführen wird. Verantwortlich für diese reformatorischen Strömungen war Erzbischof und Kurfürst Hermann von Wied. Professor Stephan Lux von der Universität Trier spricht unter „emporung, ufroir und ungehorsam“ am Freitag, 25. August, ab 19.30 Uhr in Sankt Martin über „Die Reformation in Linz unter Kurfürst Hermann von Wied“ Nach dessen Absetzung kamen die reformatorischen Bestrebungen angesichts der Bemühungen seines Nachfolgers Adolf von Schaumburg zum Erliegen, sodass sich der Linzer Bürgermeister samt der Schöffen, des Rates und der Geschworenen 1548 auf Intervention Kaiser Karls des V. wieder zum alten Glauben bekannten.

Parallel zu der Ausstellung in Sankt Martin werfen Ausstellungsstücke in der evangelischen Kirche am Grabentor Schlaglichter auf die 1845 gegründete Kirchengemeinde. Über den „Protestantismus in der Diaspora- Die Gründung der evangelischen Kirchengemeinde in Linz“ spricht am Freitag, 20. Oktober, also zehn Tage vor dem Reformationstag, Andreas Metzing ebenfalls ab 19.30 Uhr, aber in der evangelischen Kirche. Beide Ausstellungen sind bis Sonntag, 3. November, jeweils mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. DL

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K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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