Die Rot-Weißen-Husaren starteten den Andernacher Sitzungsreigen

Ein Abend voller Spontanität,Natürlichkeit und Zusammenhalt

Ein Abend voller Spontanität,
Natürlichkeit und Zusammenhalt

Kommandeur-Auflauf bei der Verleihung des GroßenVerdienstordens an Carsten Meyer (rechts).

Ein Abend voller Spontanität,
Natürlichkeit und Zusammenhalt

Tobias Ibald aus Oppenhausen berichtetevon einer merkwürdigen Sprachstörung.

Ein Abend voller Spontanität,
Natürlichkeit und Zusammenhalt

Ein Abend voller Spontanität,
Natürlichkeit und Zusammenhalt

Jubilare eröffnen die Sitzung: DieWeckenbläser gibt es nun schon 60 Jahre.

Andernach. Die KG Rot-Weiße Husaren 1953 hat in diesem Jahr gleich vier Gründe zu feiern: Nicht nur, dass ihre beiden Prunksitzungen am Wochenende in der Mittelrheinhalle erlebbar den Geschmack des Publikums trafen, ihre Majoretts ziehen bereits ein halbes Jahrhundert bewundernde Blicke auf sich, seit nunmehr 60 Jahren vernimmt man am Rosenmontag die lauttönenden Fanfaren ihrer Weckenbläser und ebenfalls vor 60 Jahren stellten die Husaren zum ersten Mal ein Prinzenpaar. Der rot-weiße Jungspund im Reigen der Andernacher Traditionskorps ist schon lange erwachsen. Die ehemaligen „Südernacher“ können sich das Attribut „Tradition“ mit Recht zu Eigen gemacht.

Der Tanz – eine tragende

Säule des Husarenkorps

Acht Weckenbläser kündigten das über fünfstündige Unterhaltungsprogramm an, bevor der sich öffnende Vorhang den Blick auf das Bühnenbild freigab. Das Bühnenbau-Team unter der Leitung von Dieter Heuft ein bayrisches Stimmungsbild zum Motto „Hüttengaudi in Andernach“ geschaffen. Da erschloss sich den Sitzungsbesuchern, warum das Duo „Die Mickys“ kurz zuvor süddeutsches Liedgut anstimmte. Nach dem umjubelten Einzug des Musikzuges und des Elferrates sowie der Begrüßung durch Kommandeur Carsten Meyer, ließ es sich Sitzungspräsident Michael Steil nicht nehmen, protokollgerecht flankiert von den Ehrenkommandeuren Friedhelm Bodemann und Manfred Schmid, den im vierten Jahr amtieren Kommandeur Meyer mit dem Großen Verdienstorden der Husaren auszuzeichnen. Diese Ehrung wurde im späteren Verlauf auch noch der Tanzgruppen-Koordinatorin Heike Gebauer zuteil. Als die letzten Töne des Musikzuges unter Leitung von Tambourmajorin Sandra Schröter verklungen waren, zog die junge, aparte Gardegruppe die Blicke auf sich. Während bei der Jugend (11-16 Jahre) Synchronität und Ausdruck überzeugten, ertanzten sich die Kleinsten im Kinderballett ihre Zugabe, indem sie mit ihrem unbekümmerten und ansatzweise choreografischen Gewusel die Herzen des Publikums gewannen. Der Nickenicher Niklas Laux, der „zu Hause ist, wo der Schlüssel passt“ und der über Siegfried & Roy das Buch geschrieben hat „Man soll nicht alles so verbissen sehen“, sorgte für die ersten Lachsalven des Abends und Kim Riedel begeisterte als Kindersolomariechen mit ihrem Charme und Temperament. Die Stärke der Rot-Weißen-Husaren im Bereich ihrer tänzerischen Nachwuchsarbeit wurde auch beim Auftritt des Teenie-Solomariechens Tara Groß deutlich, dessen Darbietung mit einem Riesenapplaus honoriert wurde. Nürburgring-Stimmung im Dancefloor-Rhythmus vermittelte das Mittelballett, das als Rennfahrer und Streckenposten im roten Nebellicht wirbelte. Ob die im Sketch von Nina und Sebastian Schneider aufgezeigten, überzogenen Einsparungsmöglichkeiten im Karneval, wie zum Beispiel das Abzählen von Konfettischnipsel, der richtige Weg sind, erscheint sehr zweifelhaft. Dass die beiden Vortragenden aus den Reihen der Stadtsoldaten ihre Späße auf der Husaren-Bühne treiben, ist da sicherlich für das närrische Brauchtum schon eher zukunftsweisend. Tara Groß und Julian Frank steckten als Garde-Tanzpaar den Saal mit ihrem Tanzfieber, neuen Schritten und Hebungen an und erfreuten mit ihrer gelungenen Tanzdarbietung.

Majorettes halten über

Generationen zusammen

„Was der liebe Gott durch einen Fluss getrennt hat, soll der Mensch nicht mit einer Brücke verbinden!“, meinte Daniel Koll mit Blick nach Neuwied und räumte dann nach kurzem humoristischem Geplauder die Bühne für die Sensation des Abends. Zum 50-jährigen Jubiläum ihrer Majorettes war es den Husaren gelungen, generationenübergreifend rund 60 aktive und ehemalige Baton quirlende Tänzerinnen und Tänzer zusammenzuführen. Diese hatten seit dem Sommer vergangenen Jahres zweimal wöchentlich geprobt, um den spektakulären, gemeinsamen Auftritt möglich zu machen. Standing Ovation. ZUGABE!

Als dann auch noch die etwas heisere Tollität Prinz Thomas I. „et Blümo vom Blick“ und Ihre Lieblichkeit Bettina I. „die wirbelnde Gardemaus aus’m Hürtershaus“ mit ihrem Gefolge in die stimmungsbrodelnde Halle einzogen und Prinz Thomas zu seinem Prinzenliedes „Heut‘ tanzt dat Prinzenpaar“ Damen im Publikum persönlich zum Tanz aufforderte, wurde es Zeit für eine kraftspendende Sitzungspause. Gleich danach standen mit den acht „Schlawinern“ Stimmungsgaranten auf der Bühne, die mit Kölsch- und Eifelrock den Gute-Laune-Level weiter erhöhten. Auch dank der spontanen und sympathisch-chaotischen, musikalischen Improvisationen des singenden Sitzungspräsidenten Michael Steil, konnte ein technisches Problem, ohne Stimmungseinbuße überbrückt werden – am Ende tobte der Saal.

Bei den Vortragenden

setzt die KG überwiegend

auf „Gastarbeiter“

Dann Überraschung und Verwirrung. Ist das nicht die Stimme von Uschi Elers, die da aus dem Saal lautstark zu vernehmen ist? Sie wolle nur das „Stubbi-Pfand“ zurückbringen, das sich in den vielen Jahren ihrer Büttenas-Aktivität bei ihr angesammelt habe, rief die Erzkarnevalistin. Im vergangenen Jahr hatte sie ihren Abschied von der Bühne genommen, auf der sie nun für ein paar Minuten wieder stand und den verblüfften Präsidenten und das Publikum amüsierte. Seit 2015 ist Katharina Versch das Solomariechen der Husaren und bereicherte in diesem Jahr das Sitzungsprogramm mit ihrem Tanz zu einem Medley Kölscher Lieder. Aus dem Hunsrück war Tobias Ibald angereist, um bei seinen Andernacher Karnevalsfreunden ein medizinisches Referat zu halten. Seine originelle Schilderung einer, durch unterschiedlichste Geräuschimpulse geprägten, Sprachstörung, kam beim Publikum an. Seit 10 Jahren sind Luisa Karbach und Sebastian Schneider das Tanzpaar der Möhnen „Ewig Jung“. Auf der Bühne der Rot-Weißen-Husaren brillierten sie mit ihrer leidenschaftlichen, ausdrucksvollen und nahezu artistischen Präsentation. 23.30 Uhr – ein Zeitpunkt, den Vortragende fürchten, da die Aufmerksamkeit zu später Stunde meist nur noch wenig gegeben ist. Für den Thüringer Karnevalisten Bastian Thiel schien das jedoch kein Problem zu sein. Mit seinem gewinnenden Geplauder sicherte er sich die letzten Lachsalven des Abends. Gleich zwei Personen verkörperten die Tänzer des Männerballetts: Vorne Batman, hinten Joker mit Leuchtaugen – geht, wenn man auch mal rückwärts tanzt. Eine gelungene Programmnummer - mit viel Beifall belohnt. Angelehnt an den Schonsteinfeger-Tanz im Musical „Mary Poppins“ faszinierte dann, sozusagen als optisches Highlight des Abends, das Show-Ballett mit seinen augenfälligen Kostümen und einer wieder einmal einfallsreichen und anspruchsvollen Choreografie. Dass die 23 leidenschaftlichen Tänzerinnen die „Bretter, die die Welt bedeuten“ nicht ohne Zugabe verlassen durften, war absehbar.

Zu den Klängen des Musikzuges verabschiedeten sich alle Akteure des Abends von ihrem Publikum. Angelehnt an den Text des Husarenliedes gilt auch in dieser Session das Fazit: Die Husaren von Andernach halten treu am Rhein die Wacht und vergessen nie den echten Humor. Na, dann - ein Hoch dem Rot-Weißen Husarenkorps!