Mohamed Abdallah kämpft um die Weltmeisterschaft im K1-Boxen

Ein Sinziger boxt sich an die Spitze

Ein Sinziger boxt sich an die Spitze

Sympathischer Typ mit Durchschlagskraft: Mohamed Abdallah zu Besuch im Krupp Medienzentrum. ROB

Sinzig. Erst Deutscher Meister, dann Interkontinental-Meister und nun Europameister: Diese Titelsammlung liest sich wie der Lebenslauf eines Sportlers aus dem Teilnehmerfeld der Olympischen Spiele in Rio. Doch hinter diesen Erfolgen steckt kein abgehobener Superstar, sondern ein bescheidener und herzlicher junger Mann aus Sinzig mit jeder Menge Lokalpatriotismus. Mohamed Abdallah ist 22 Jahre alt und der Durchstarter im K1-Boxen. Nach den drei Titeln auf nationaler und internationaler Ebene innerhalb seines Verbandes hat der optimistische Sinziger ein Ziel: Der Weltmeistertitel muss her. Und dazu wird „Mo“, wie ihn seine Freunde nennen, schon bald Gelegenheit haben.

Seit knapp zehn Jahren lebt Mo im Kreis Ahrweiler, genauer gesagt in Sinzig. Seine Eltern stammen ursprünglich aus dem Libanon und nach einigen beruflich bedingten Wohnortwechseln hatte die Familie eine neue Heimat in der Barbarossastadt gefunden. Doch wie kommt ein junger Mann an eine martialische und recht spezielle Sportart wie das K1-Boxen? Im Alter von 14 Jahren fühlte sich Mo unzufrieden. Mit der Welt, mit sich selbst. Besonders sein damaliges Übergewicht macht dem sympathischen Hünen im Teenageralter sehr zu schaffen. Jegliches Selbstbewusstsein fehlte ihm und so sah sein ursprünglicher Plan vor, sich in einem örtlichen Fitnessstudio körperlich richtig „auszupowern“. „Aber das Fitnessstudio hatte an dem diesem Tag zu. Und ich wollte unbedingt loslegen“, erklärt Mo, der damals vor verschlossenen Türen stand. Doch auf der anderen Straßenseite war ein Boxgym- und das hatte geöffnet. Mo fasste sich ein Herz und betrat „Marmas Gym“ und somit eine neue Welt, die ihn sofort faszinierte. In seinem Coach Mario Mastromarino fand der junge Mann auch gleich eine Vertrauensperson, die ihn immer wieder aufs Neue motivierte. In unzähligen Stunden an der Boxbirne purzelten Mos Pfunde. Und gleichzeitig bemerkten die Verantwortlichen im Gym, dass das K1-Boxen für Mo weitaus mehr als ein Hobby darstellte. Coach Mastromarino erkannte das Talent und die vielversprechende Technik des Nachwuchskämpfers.

Eine furiose Premiere

Im Alter von 17 Jahren wagten die beiden einen großen Schritt: Der erste richtige Kampf stand an. Ein überregionaler Eventveranstalter hatte die Landskroner Festhalle in Heimersheim für eine Nacht zur Boxarena umgestaltet und zum ersten Mal sollte Mo hier im Ring antreten. Das Ergebnis: Knock-out schon nach wenigen Sekunden. Doch nicht Mo ging auf die Bretter, sondern sein eigentlich haushoch überlegener Gegner aus den Niederlanden. Für den Sinziger Sportler ein absolutes Erfolgserlebnis und Mo zeigt auch heute noch das Video des Fights, dass er natürlich auf seinem Handy stets abspielbereit hat. Euphorisiert von diesem grandiosen Erfolg folgte der nächste Kampf. Wieder gelang ihm ein Überraschungserfolg gegen einen eigentlich stärkeren Kontrahenten. „Ab da ging eigentlich alles von alleine“, resümiert Mo. Denn nicht nur sein leidenschaftlicher Kampfstil begeisterte die Boxfans in der Region. Auch seine optimistische und offene Art ließ seine Fangemeinde kontinuierlich wachsen. So musste Coach Mastromarino gar nicht mehr hausieren gehen um Kämpfe für Mo zu organisieren- die Veranstalter selbst kamen auf ihn zu. Mo füllte die Hallen und „1500 Zuschauer sind keine Seltenheit“, erklärt Mo nicht ohne Stolz. Und so wurde aus normalen Kämpfen schließlich Titelfights und Mo erkämpfte sich die Deutsche Meisterschaft, schließlich den Titel des Intercontinental-Champions und, in seinem härtesten Fight, wie er sagt, den Titel des Europameisters.

Mohammed ist wahnsinnig stolz auf seine Titel. Aber er ist vor allem stolz, dass er „aus sich was gemacht hat“. Denn das K1-Boxen hat ihm etwas zurückgebracht, was er im Teenager-Alter so sehr vermisste: Das Glücklichsein. „Das K1 befreit mich. Und ich habe mein Selbstbewusstsein wieder erlangt“, sagt Mo. Das merkt man: Der Fighter mit der rauen Schale hat einen richtig weichen Kern. Jeder seiner Freunde, darunter auch Ali Tuncer, der ebenfalls unter Übergewicht litt und durch die TV-Show „The Biggest Loser“ Bekanntheit erlangte, darf mit seinen Gürteln posieren als wären sie selber die Champs. Mo ist einfach eine Frohnatur teilt seinen Optimismus gerne.

Größere Rückschläge hat der Sinziger nicht zu beklagen und seine Siegesserie ist (nahezu) ungebrochen. Natürlich bleiben bei solch einem Sport Verletzungen dazu. „Nasenbeinbrüche, ein geplatztes Trommelfell, Muskelfaserrisse- das habe ich alles hinter mir.“ Mo lacht bei dieser Aussage, denn „das gehört einfach dazu“, wie der Kampfsportler betont, der ungemein viel Rückhalt aus seinem Freundeskreis und seiner Familie erhält. Ein besonders großer Fan ist – natürlich – seine Mutter. Die ist nicht nur total stolz auf ihren Sohn sondern sorgt am Herd auch für die richtigen Mahlzeiten, die ein Hochleistungssportler eben so braucht

Showdown im November

Auch heute ist der 22-jährige genauso motiviert wie vor acht Jahren als er zum ersten Mal „Marmars Gym“ betrat. Und sein Hunger auf neue Titel ist noch nicht gestillt. Am 19. November kommt es in der Rheinhalle in Remagen zu ultimativen Showdown und Mo boxt um den Weltmeistertitel. Hier wird der Gegner Taha Efe aus der Türkei sein und das verspricht einen Kampf auf technisch höchstem Niveau. Mo hat jedoch keine Scheu vor dem Kampf: „Mein Ziel? Ich werde den Titel nach Sinzig holen!“