BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler auf dem digitalen Gipfel

Erfolg mit Brückenwarnsystem

Erfolg mit Brückenwarnsystem

Die erfolgreichen Schüler mit der stellvertretenden Schulleiterin Gundi Kontakis (rechts) und dem begleitenden Lehrer Bernd Fissl (links). privat

Bad Neuenahr. „Industrie 4.0“; „Internet of Things“; „künstliche Intelligenz“, „Cyberwar“: Begriffe, die seit einigen Jahren die nationale und internationale politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Agenda (mit)bestimmen. Und doch nicht selten nur Chiffren für die gravierenden Umwälzungen, die die rasant voranschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche mit sich bringt. Bisweilen beschleicht einen allerdings der Eindruck, dass die sogenannte „digital gap“, will sagen, der Spalt zwischen den wenigen und vielleicht auch privilegierten „Digital-Experten“ auf der einen und der breiten Masse der Bürger auf der anderen Seite, eher größer wird als kleiner. Diese Erkenntnis ist sicherlich ein Grund dafür, dass „digitale Bildung“ einen immer wichtigeren Stellenwert nicht nur, aber vor allem auch für die Bildungspolitiker aller Couleur und aller Bundesländer hat.

So darf es nicht wundern, dass der diesjährige nationale IT-Gipfel in Saarbrücken dem Thema „Digitale Bildung“ einen eigenen Themen-Schwerpunkt einräumte (Motto:„Digitale Bildung einfach machen“) und auch die Adressaten der bildungspolitischen Anstrengungen, die Schülerinnen und Schüler, mit ins Boot holte. Dazu war im Vorfeld des Gipfels ein auf die Thematik zugeschnittener Schülerwettbewerb ins Leben gerufen worden: „IoT - Hackathon - Internet of Things“.

Neue Anwendungen für

Sicherheit und Umweltschutz

160 Schüler in 36 Teams aus 23 Schulen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz beteiligten sich daran, darunter auch zwei Teams der BBS des Landkreises unter Federführung von Studienrat Bernd Fissl. Es galt Projektideen zu entwickeln, wie man mit Hilfe vernetzter Mikroprozessoren neue Anwendungen entwickeln kann, die zum Beispiel für den Umweltschutz oder die Sicherheit einen echten Mehrwert bieten.

Um sowohl den pädagogischen als auch den inhaltlichen Ansprüchen gerecht zu werden setzten sich die Schülerteams Klassen- und Bildungsgang übergreifend zusammen. Schüler des beruflichen Gymnasiums Umwelttechnik und der Höheren Berufsfachschule IT arbeiteten in gemeinsamen Teams.

Internet mit Mehrwert für den eigenen Garten

Team 1, bestehend aus Daria Cremer (BGymT14), Erik Berreßem, Marcel Rann und Lasse Thies (alle HBF IT15) entwickelte die Grundlagen für ein sich selbst regulierendes Gewächshaus, in dem sich die Bewässerung aufgrund von Temperatur und Luftfeuchtigkeitsmessung gleichsam automatisch regelt, im Idealfall durch Einbeziehung auch der Wetterbedingungen außerhalb des Gewächshauses. Dazu plante man die Integration von online abrufbaren Wetterberichten. „Ein sehr praktikable Idee“, wie eines der Teammitglieder anmerkt: „Das Internet der Dinge kann auch im heimischen Garten einen ressourcenschonenden Mehrwert haben, Nachhaltigkeit im Kleinen sozusagen.“ Die Idee wurde allenthalben gelobt und ihre gute Umsetzbarkeit hervorgehoben.

Getreu dem Motto „There can only be one“, schaffte es aber nur eines der beiden BBS Teams bis nach Saarbrücken, gehörte also zu den vier Gewinnern des diesjährigen IT-Gipfel-Schülerwettbewerbs: Team 2.

Jennifer Knieps (HBF.IT16), Aaron Visang, Christian Surges (HBF.IT15) und Jakob Gabriel (BGYM.T14) und David Nelles (BGYM.T14) konnten sich mit der Projektidee eines „Brückenwarnsystems“ durchsetzen.

Dabei gilt es, durch die Nutzung verschiedener Sensoren den Schwingungszustand einer Brücke zu beobachten. Gerät die Brücke zu sehr in Schwingung, etwa aufgrund eines Unwetters, oder kommt es zu größeren Verschiebungen, etwa durch sich allmählich manifestierende bauliche Mängel, so bieten die Messungen valides Datenmaterial für eine dauerhafte oder zeitweilige Sperrung der Brücke.

Schüler erhielten Unterstützung von Experten

Zunächst wurde das Projekt am Umweltcampus Birkenfeld vor den Augen einer Fachjury vorgestellt und realisiert. Die erforderliche Hardware wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWI sowie diversen Sponsoren aus der Wirtschaft bereitgestellt. Dabei hatten die Schüler Gelegenheit mit sogenannten Coaches zusammenzuarbeiten. Diese arbeiten im „normalen“ Leben als Softwareentwickler oder Ingenieure bei namhaften Unternehmen der IT-Branche wie Oracle, T-Systems oder Ericson. Zusätzlich wurden die Schüler von IT-Studenten des Umweltcampus betreut.

Die Schüler zeigten sich begeistert von der guten und konstruktiven Zusammenarbeit mit den Experten. „Wir fühlen uns ernst genommen“, so eine Schülerin, „und das motiviert ungemein.“

Nach ihrer Abschlusspräsentation erhielten die Vertreter der BBS einen Klassensatz von 20 Microcontrollern der neuesten Generation, um mit deren Hilfe als Multiplikator die digitale Entwicklung im Unterricht an der BBS weiter voranzutreiben.

Ein weiteres Highlight für die Schüler war dann die abermalige Präsentation ihres Projekts im Rahmen des Themenparks „Bildung“ auf dem IT-Gipfel selbst. Hier wurde den Schülern aller Gewinner-Schulen die Möglichkeit eingeräumt, ihre Projekte gemeinsam zu präsentieren.

Da ließ es sich auch die versammelte Politprominenz nicht nehmen, den Schülern ihre Anerkennung auszusprechen. Die Ministerpräsidentin des Saarlands, Annette Kramp-Karrenbauer, fand sich persönlich am Stand des Hackathons ein, um mit den Schülern zu fachsimpeln. Die Staatssekretärin des BMWI, Brigitte Zypries, überreichte den Schülern eine Urkunde. Darüber hinaus gab es Geschenke der Sponsoren, zum Beispiel Fitnesstracker oder -uhren.

„Darüber haben sich die Schüler natürlich gefreut“, so Bernd Fissl von der BBS, „aber das war nicht das Entscheidende. Viel wichtiger“, so der Pädagoge weiter, „war die Erfahrung, dass sie mit ihren Ideen und Visionen nicht auf taube Ohren gestoßen sind.“ Denn das, was die Schüler laut Fissl geleistet haben, „sprengt den unterrichtliche Rahmen bei weitem und ist nicht selbstverständlich. Aber: Es hat sich gelohnt.“

Und auch die Schüler der BBS sind sich einig: „Insgesamt war das eine tolle Erfahrung für uns. Nicht nur, dass wir bekannte Leute getroffen haben und Bundeskanzlerin Merkel auch mal live erleben durften. Es war vor allem eine wunderbare Anerkennung für unser Arbeit.“