Neujahrsempfang der Wirtschaft:

Führungswechsel an der IHK-Spitze

IHK stellte neue Präsidentin und Nachfolgerin von Manfred Sattler vor - Festvortrag von Prof. Claus Hipp -

25.01.2017 - 08:00

Koblenz. Erstmals steht eine Frau als Präsidentin an der Spitze der Industrie- und Handelskammer Koblenz: Susanne Szczesny-Oßing ist die Nachfolgerin von Manfred Sattler. Bereits seit 2013 war Susanne Szczesny-Oßing Vizepräsidentin der IHK Koblenz gewesen. Im Rahmen der IHK-Vollversammlung, der sich der Neujahrsempfang der Wirtschaft anschloss, wurde die 52-jährige Familien-Unternehmerin aus Mündersbach (Westerwaldkreis) nun auch offiziell in ihrem neuen Amt vorgestellt. Die geschäftsführende Gesellschafterin der EWM Industry GmbH und Aufsichtsratsvorsitzende der EWM AG wird für die fünfjährige Periode der IHK-Vollversammlung von 2017 bis 2021 dem zehnköpfigen IHK-Präsidium ehrenamtlich vorstehen.


Verabschiedung von Manfred Sattler


Doch bevor sich die neue Präsidentin im Rahmen des Neujahrsempfangs an die Gäste aus Politik und Wirtschaft wandte, verabschiedete die IHK gebührend ihren langjährigen Vorsitzenden Manfred Sattler, der diese Funktion seit 2007 innehatte. Stellvertretend für das Präsidium ließ Hildegard Kaefer die Amtszeit von Sattler Revue passieren, der 1996 erstmals in einer Vollversammlung gewählt wurde. Bereits im Jahre 2006 habe Sattler im Rahmen einer Diskussion zur Notwendigkeit der Mittelrheinbrücke mit den Worten „Wer Infrastruktur säht, wird Wachstum ernten“ einen Schwerpunkt seines Handelns betont. Zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident hätten ihn jedoch zunächst interne Angelegenheiten beschäftigt. In diese Zeit sei auch die Neubesetzung des Hauptgeschäftsführer-Postens gefallen: „Doch in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit konnten Sie sich auf ihre Mitstreiter im Präsidium voll und ganz verlassen. Es gelang Ihnen, das Orchester IHK Koblenz wieder zu formen und zu verbinden“, so Hildegard Kaefer. „Wichtig war Ihnen in Ihrer Amtszeit die Regionalisierung der IHK Koblenz voranzutreiben und eine größtmögliche Transparenz bei den finanziellen und strategischen Entscheidungen zu legen“, so das Präsidiumsmitglied.

Mit einer sachlich-sympathischen Ansprache verabschiedete sich Manfred Sattler schließlich von den Anwesenden als Präsident der IHK. „Mir hat es immer großen Spaß gemacht, diesen Job auszufüllen, weil ich zur Unterstützung ein hervorragendes Team hatte“, so Sattler, der auf die zielgerichtete Zusammenarbeit im Präsidium, den Vollversammlungen sowie mit allen IHK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinwies.

„Meiner Nachfolgerin wünsche ich die gleiche Unterstützung, die ich in den zurückliegenden 11 Jahren erhalten habe. Vielleicht schafft sie es, einen Traum zu realisieren, einen Wunsch, den ich von Beginn an hatte, nämlich den Mitgliedern noch deutlicher mitzuteilen, dass es sich lohnt, Mitglied der IHK zu sein. Denn die IHK kämpft für den Mittelstand, für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Und das ist ein Kämpfen und nicht nur ein Verwalten“, so Sattler.

Mahnende Worte richtete er an die vielen anwesenden Repräsentanten der Politik: „Die Welt hat sich gewandelt und sie wird sich weiter wandeln. Darauf müssen wir immer wieder neue Antworten finden. Die Politik fordere ich auf, in unserem Deutschland, aber insbesondere in Rheinland-Pfalz, Rahmenbedingungen zu schaffen, zu erhalten und zu verbessern, die es der Wirtschaft ermöglichen, im Wettbewerb mit der globalen Herausforderung erfolgreich zu sein“, so Sattler, der auch auf eines seiner wichtigsten Anliegen einging: „Alle reden über Digitalisierung. Wenn wir nicht dabei sind, werden wir Nachteile haben. Wir dürfen in Deutschland nicht den Anschluss verlieren. Dies bedeutet Veränderungen und ein neues Miteinander. Und da reichen 50 MB Breitband überhaupt nicht aus“, so der scheidende Präsident, der ein flächendeckendes Netz an ausreichender Kapazität forderte.

Manfred Sattler ging auch auf seine persönliche Zukunft ein: „Vielfach wurde ich gefragt: Was machen Sie jetzt mit der gewonnenen Zeit? Zeit gewinnt man nicht, man setzt sie sinnvoll ein“, betonte der Unternehmer, der sich mehr seiner Familie widmen möchte: „Das, was ich als Vater meinen Kindern nicht zukommen lassen konnte, davon profitiert nun meine Enkelin“, so Sattler, der in diesem Zusammenhang auch auf sein Wirken in seiner Heimatgemeinde Wassenach als Bürgermeister hinweis.


Antrittsrede von Susanne Szczesny-Oßing


Die neue Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing griff in ihrer Rede die Forderung ihres Vorgängers für die Mittelrheinbrücke mit deutlichen Worten auf: „Es reicht nicht aus, in der Politik mal eben die Planung wieder aufzunehmen. Ich fordere die Landesregierung auf: Fassen Sie endlich einen fundierten Baubeschluss und einen klaren Zeitplan. Gerade das Mittelrheintal braucht dringend zukunftsweisende Investitionen.“

Susanne Szczesny-Oßing versprach, dass die IHK der Politik ein konstruktiver, aber auch ein sehr kritischer Partner bleiben wird: „Wir werden nicht müde werden, auf eine mittelstandsfreundliche Politik zu pochen. Und wir werden weiterhin, genauso wie mein Vorgänger, den Finger auch die Wunde legen.“ Dass sie dies auch durchaus ernst meint, wurde bei ihren kritischen Ausführungen zum Fördermittelabruf des Landes beim Ausbau der Infrastruktur deutlich.

„Wir dürfen uns im nördlichen Rheinland-Pfalz nicht abhängen lassen, sonst werden wir zerrieben zwischen den Ballungszentren Ruhr und Rhein-Main-Gebiet. Wir möchten daher nicht auf die Politik warten, das dauert uns nämlich zu lange, sondern vorran gehen und unsere Kammerregion zu einer noch stärkeren Wirtschafts- und Wissenschaftsregion machen“, betonte die neue Präsidentin.

Die verheiratete Unternehmerin und Mutter zweier Kinder ging auch auf die Berücksichtigung von Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft ein: „Ich bin keine Verfechterin der Quote, sondern der Meinung, dass sich Kompetenz und Können durchsetzen sollen. Aber weibliches Können braucht immer noch etwas mehr Unterstützung, um nach oben zu gelangen. Und vor allen Dingen braucht es das eigene Zutrauen der Damen. Ich möchte in dieser Hinsicht gerne Mut machen.“

Zum Abschluss ihrer rund 20minütigen Ansprache fasste die neue Präsidentin zusammen: „Die IHK ist und bleibt eine leistungsfähige Institution, die für das „Wir“ in dem Wort „Wirtschaft“ steht“. Die Anwesenden honorierten ihre Ausführungen mit lang anhaltendem Applaus.


Festansprache von Prof. Claus Hipp


Fast schon zur Nebensache avancierte die Festansprache von Prof. Claus Hipp, seines Zeichens Geschäftsführer des Nahrungsmittel- und Babykostherstellers und viele Jahre lang Präsident einer Industrie- und Handelskammer. Der 78-jährige Unternehmer kritisierte in seinen Ausführungen, die viele amüsante und heitere Annekdoten enthielten, vor allem die Gesetzesflut bzw. die Überregulierung in Deutschland. „Man könnte bei den vielen neuen Gesetzen, die immer wieder auf den Weg gebracht werden, einführen, dass für jede neue Vorschrift eine alte Vorschrift aufgehoben wird“, so Claus Hipp. Auch nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung stand der Senior-Unternehmer noch gerne für Einzelgespräche zur Verfügung. Gleiches galt auch für die neue Präsidentin und die insgesamt neun ehrenamtlichen IHK-Vizepräsidenten. Wiedergewählt wurden Dr. Lothar Ackermann (Idar-Oberstein), Thomas Bellersheim (Neitersen), Hildegard Kaefer (Sohren), Uwe Laue (Koblenz) und Rolf Löhmar (Urmitz). Neu im Präsidium vertreten sind fortan Matthias Ess (Bad Kreuznach), Alexander Kohnen (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Jens Geimer (Hachenburg) und Christian zur Hausen (Rengsdorf).

GH

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