Erste Musiknacht „Schön Tön“ in sieben Kneipen ein voller Erfolg - Fast 500 Musikfans brachten die Innenstadt zum Brodeln

Ganz Sinzig tanzte und swingte

Ganz Sinzig tanzte und swingte

Im Laguna am Kirchplatz rockte die vierköpfige Band „Jonah Gold & his Silver Apples“. RÜ

Ganz Sinzig tanzte und swingte

Die Cover-Band „Oben ohne“ verwandelte die Traditions-Gaststätte in der Koblenzer Straße in einen musikalischen „Hexenkessel“.

Ganz Sinzig tanzte und swingte

In der ArtAhrBar in der Alten Druckerei konnte man „Lassix“ hören.

Ganz Sinzig tanzte und swingte

Im exotisch wirkenden Biergarten der Osteria traten „Two Tribes“ auf.

Ganz Sinzig tanzte und swingte

Im Eifler Hof boten „Chris Ka u Lena B“ (Lena B nicht im Foto) dem Publikum Evergreens.

Sinzig. Eine ganze Stadt tanzte, swingte und hatte viel Spaß in gerammelt vollen Kneipen. Die erste Sinziger Musiknacht „Schön Tön“ lies die Barbarossastadt regelrecht brodeln. So was hatte man seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Das 3 × 7 Konzept des Bürgerforums Sinzig (sieben Kneipen, sieben Bands für sieben Euro) erwies sich als Knüller und Publikumsmagnet. Man hatte das Gefühl, die Musikfans nicht nur in Sinzig, sondern in der ganzen Region hätten auf eine solche Veranstaltung regelrecht gelauert. Die AG Kultur und Feste in Bürgerforum mit Manfred Ruch, Achim Gottschalk, Melanie Brücken, Rosi Mozisch und Ulli Martin hatte den Nagel wirklich perfekt auf den Kopf getroffen.

Und das Wetter spielte ebenso perfekt mit. Denn getanzt und gefeiert wurde in eine laue Sommernacht hinein. In dieser Hinsicht schoss man den Vogel im Fetenfest gemachten, fast schon etwas exotisch wirkenden Biergarten der Osteria ab. Bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn war diese Location im Wortsinne gesammelt voll. Das Publikum gab sich fröhlich, zufrieden und regelrecht tiefenentspannt. Bestens zur Atmosphäre in der Osteria passte das Popduo Two Triebes. Die beiden Künstler Kima und Jimix stehen kurz vor der Veröffentlichung ihrer Debüt-Single „Send My Message“, aus deren Teilerlös sie ein Jugendflüchtlingsprojekt unterstützen wollen. Das Duo bot dem Publikum Evergreens der Popgeschichte bis zur Moderne. Bis weit nach Mitternacht wurden im Biergarten der Osteria Zugabe um Zugabe gefordert.

Wiedersehen

mit guten Bekannten

Im Eifler Hof gab es ein Wiedersehen mit guten Bekannten, es hieß Chris Knabe featuring Lena Barreto. Zu hören waren bekannte Songs aus Rock, Pop, Country, Soul und Blues. Das Repertoire reichte von Mark Knopfler über ZZ Top bis Elvis Presley und Johnny Cash. Als Duo mit Lena Barreto und Chris Knabe hatte das Publikum beim Interkulturellen Fest 2015 in Sinzig begeistert.

Im Laguna am Kirchplatz rockte die vierköpfige Band „Jonah Gold & his Silver Apples“ mit einer bemerkenswerten Mischung aus richtig dreckigen Underground Rock, Blues und Neandertaler Beat, der seine Punkwurzeln nicht wirklich verleugnen konnte. In Laguna ergab sich zum Konzertbeginn eine besondere Situation. Denn viele Gäste waren auf die Außenterrasse zum Essen gekommen, kauften aber die Eintrittsbändchen sozusagen freiwillig. „Die brauchen wir heute Abend ja noch sowieso noch“, hieß es nur lapidar zur zarten Nachfrage der Kassenbesatzung des Bürgerforums.

Volle Hütte auch in der Alten Schmiede: Die Band kannte man bereits vom Sprudelnden Sinzig – als Vorgruppe von Still Collins. Jetzt verwandelte die Cover-Band „Oben Ohne“ die Traditions-Gaststätte in der Koblenzer Straße in einen musikalischen „Hexenkessel“. Spencer Davis Group, Manfred Mann, Bryan Adams oder die Commitments – das sind nur ein paar Namen aus dem Programm der fünfköpfigen Truppe.

In der ArtAhrBar in der Alten Druckerei gab es Lassix: das sind vier erfahrene Musiker aus Bad Honnef, die Oldies in neuen und raffinierten Arrangements präsentieren. Paint it Black als Rumba, Lady Madonna als Samba: So hat man die Hits der 60er und 70er garantiert noch nie gehört. Das Quartett hatte genau die richtige Musik für einen loungigen Frühlingsabend in der bereits legendären Location der Alten Druckerei dabei. Die Musiker kannten die Location bestens, hatte man doch schon bei der Vernissage der ArtAhr aufgespielt.

Mit der Planung der ersten Musiknacht hat man beim Bürgerforum scheinbar alles richtig gemacht. Geduldig und mit viel Liebe zum Detail wurde der organisatorische Mammutaufwand aufgearbeitet. Man ließ sich auch nicht durch die vielen Skeptiker und Zauderer in der Stadt entmutigen. Letztlich passt die Planung wie die Faust aufs Auge. Dem Orga-Team und den Mitgliedern des Bürgerforums schlug am Abend in der Stadt viel Wohlwollen entgegen. „Das habt ihr gut gemacht, endlich ist mal wieder was los im Städtchen“, war eine sehr gern genutzte Redewendung.

Wiederholung erwünscht

Und es gab immer wieder besorgte Nachfragen, ob denn je eine Wiederholung möglich sei. Ist sie wohl. Denn 300 zahlende Besucher hätte das Bürgerforum gebraucht, um eine schwarze Null zu schreiben. Bei einer ersten Zählung am Samstagabend kann man auf 482 Besucher. Die Wiederholung von „Schön Tön“ scheint also sichergestellt.

Und es wird wohl auch etwas in der Kasse des Bürgerforums hängen geblieben sein.

Das Konzept ist dabei nicht neu, aber dass es sich in diesem Ausmaß in Sinzig umsetzen ließe und zu einem Supererfolg würde, damit hatten nicht unbedingt alle gerechnet. Die Auswahl der Bands, die allesamt perfekte Musik boten und dies in einem sehr breiten Spektrum, trug zum Erfolg der ersten Musiknacht in Sinzig ihr Übriges bei. Nicht alles gefiel allen, aber für jeden Geschmack war etwas dabei. Und das Tingeln zwischen den einzelnen Kneipen war ja auch ganz bewusster Teil des Konzeptes.

Publikum überwiegend

aus der Generation Ü 50

Erstaunliches tat sich beim Blick in die demografische Zusammensetzung des Publikums. Das rekrutierte sich überwiegend aus der Generation Ü 50. Lediglich in der Sisha-Bar Infinity Lounge traf man etwas mehr Jungvolk. Das Duo Simon und Ingo setzte dabei auf eigene anspruchsvolle und humorvolle Texte über Jobsuche und Liebeskummer und machte dabei aus seiner Liebe zum Poetry Slam keinen Hehl. Ansonsten konnte man aber auch die Schlagzeile nehmen: Die Rentner rockten die Sinziger Musiknacht. Das ältere Publikum weiß halt Liveauftritte und handgemachte Musik zu schätzen und stürmte die Kneipen. Nach Mitternacht gab es in Sinzig eigentlich nur zufriedene Gesichter mit festgefrorenem Dauergrinsen. Denn der Altersschnitt der Musikfans sorgte auch bei den Gastronomen für grundsolide Umsätze. Kein Weg führt an diesem Abend am Barbarossakeller vorbei. In der legendären Rockkultstätte brachte die Bonner Truppe Heart & Soul – die heißeste Blues-Brothers-Tribute-Band „östlich von Chicago“ das Gewölbe zum Beben. Ein satter Bläsersatz, mitreißende Gitarrenriffs und eine groovende Rhythm-Section sind die musikalischen Markenzeichen der elf Musiker aus Köln/Bonn/Neuwied. Die Gang mit der Musik aus den beiden Filmen und den zahlreichen Platten der Blues Brothers war auch der Opener der After-Show-Party mit DJ ab 1 Uhr im Barbarossakeller und zumindest dort wurde die „Schön Tön“ auch zu einer richtig langen Musiknacht, zufriedene Gesichter auch bei den auftretenden Bands. Denn die spielten vor bestens gelaunten, sehr wohlwollenden und begeisterungsfähigen Fans.

Leise Kritik gab es eigentlich nur von den Fußballfans. Denn die Musiknacht stand in Konkurrenz zum DFB-Pokalfinale. Aber meist lief in den Kneipen ja in irgend einem Eckchen ein Fernseher ohne Ton oder man half sich mit Livestream oder Liveticker an auf dem Smartphone. Die Macher der Musiknacht hatten diesen Konflikt durchaus einkalkuliert. Aber man hatte als Ausweichtermin eigentlich nur noch den 28. Mai und da hatten die Fußballkenner im Bürgerforum den FC Bayern im Champions League Finale gesehen. Wahl zwischen Teufel und Bezzelbub also. Die erste Sinziger Musiknacht „Schön Tön“ schreit regelrecht nach Wiederholung. Und die will das Bürgerforum in 2017 auch wieder liefern.