Neues Leben im Köllenhof Ließem

Gelungene Sanierung bringtneuen Schwung in das alte Haus

Gelungene Sanierung bringt
neuen Schwung in das alte Haus

Bürgermeisterin Renate Offergeld (li.) freut sich zusammen mit Tülün Kahlenberg vom DRK Wachtberg, Gero Nölken vom Ökumenischen Arbeitskreis und der Ehrenamtskoordinatorin Katja Ackermann über die gelungene Renovierung des ehemaligen Wohnhauses im Ließemer Köllenhof.JOST

Gelungene Sanierung bringt
neuen Schwung in das alte Haus

Nach der Renovierung erstrahlt der Ließemer Köllenhof in neuem Glanz.

Wachtberg-Ließem. Doppelten Grund zur Freude hatte Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD): der Ausbau des historischen Wohnhauses im Ließemer „Köllenhof“ ist abgeschlossen, dort hat zudem am 1. Januar die neue Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, Katja Ackermann, ihre Arbeit aufgenommen. Die fühlt sich jedenfalls pudelwohl dem frisch renovierten historischen Gebäude mit seiner bewegten Geschichte: „Das alte Haus bekommt neuen Schwung“, freut sie sich besonders über die gelungene Integration der neuen Technik in das historische Gebäude.

Gefördert wurde der Ausbau des Köllenhofs durch das nordrhein-westfälische Sonderprogramm „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“, was wiederum einer tollen Idee des ehemaligen Ersten Beigeordneten Jörg Ostermann zu verdanken sei, betonte Offergeld bei einer Pressekonferenz. Um die Kommunen bei der Integration von Flüchtlingen zu unterstützen, hatte das Land 2016 das Sonderprogramm aufgelegt. Die Zuschüsse sollten dabei insbesondere zur Verbesserung des Zusammenlebens aller im Quartier lebenden Menschen in Baumaßnahmen zur Daseinsvorsorge gelenkt werden.

Dringender Raumbedarf

für Unterrichtszwecke

und Beratungsangebote

Förderfähig war insbesondere der Umbau von Wohngebäuden für Zwecke der Bildung, der Freizeit und der Kultur. Weil für die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde Wachtberg dringender Raumbedarf für Unterrichtszwecke und Beratungsangebote bestand, habe man sich für das „Köllenhof-Projekt“ entschieden, erinnert sich Offergeld. Dort gibt es zwar mit dem Kultur- und Begegnungszentrum Köllenhof bereits eine Einrichtung, die die Aspekte der Bildung, Freizeit und Kultur in einer vorbildlichen Art und Weise abbilde. Allerdings habe sich gezeigt, dass aufgrund der intensiven anderweitigen Nutzung eine Verwendung für die Flüchtlingsarbeit nur bedingt möglich gewesen sei. So habe beispielsweise ein Sprachkurs wegen Raumproblemen vom Köllenhof in den Henseler Hof nach Niederbachem umgelegt werden müssen.

Daher sei es sinnvoll gewesen, weitere Räumlichkeiten im Köllenhof zu aktivieren. Das historische Wohnhaus der Fachwerkanlage war nach Übergang des Eigentums auf die Gemeinde Wachtberg noch nie genutzt worden. Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren zwar umfangreiche Sicherungsmaßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt, zu einem Umbau des Gebäudeinneren sei es jedoch nie gekommen. Dennoch habe es bereits Pläne gegeben, nach denen im Untergeschoss einen Raum mit 40 Quadratmetern Grundfläche sowie in beiden Stockwerken weitere vier Räume mit jeweils 20 Quadratmeter Grundfläche geschaffen werden konnten. Dies habe man nun die Tat umgesetzt.

Enge Abstimmung mit

der Unteren Denkmalbehörde

Dabei habe man sich eng mit der Unteren Denkmalbehörde und mit dem Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland abgestimmt, denn die historische Gebäudesubstanz sollte gewahrt und eine stilvolle Einbindung in das Gesamtobjekt gewährleistet werden. Die Heizungsanlage und die sanitären Einrichtungen wurden komplett erneuert. Für die fünf neuen Räume habe man ein vielseitiges Nutzungskonzept erarbeitet. Neben Sprachunterricht und Ehrenamtskoordination soll hier auch das Sanierungsmanagement des Quartiers Köllenhof ebenso vonstattengehen, wie Beratungsangebote für Flüchtlinge, Proberäume für die Musikschule oder Zimmer für die Vereinsarbeit. Nach einer gesamten Bauzeit von neun Monaten und Kosten von insgesamt 350.000 Euro wurde das ehemalige Wohnhaus mit 100 Quadratmetern Nutzfläche jetzt seiner Bestimmung übergeben. Die Förderung des Landes betrug 175.000 Euro.

Genutzt wird das renovierte Gebäude im Obergeschoss von der Rhein-Voreifel-Touristik und im Untergeschoss von der Ehrenamtskoordinatorin in der Flüchtlingshilfe in der Gemeinde Wachtberg, Katja Ackermann. Sie ist seit Mai 2017 mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von zehn Stunden aktiv, die Stelle ist bis Mai 2019 befristet. Sie koordiniert die mehr als 100 Wachtberger, die in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich aktiv sind. Neben den Sprachangeboten geht es hier vor allem um Freizeitbeschäftigungen, Nachhilfeunterricht, Unterstützung bei der Bürokratie, Familienpatenschaften, die Kleiderstube und die „Aktion Zugabe“. Nach wie vor werden Ehrenamtler gesucht, aber auch Wohnungen für Flüchtlinge sind Mangelware. Doch eine der wichtigsten Aufgaben sieht Ackermann darin, die Vernetzung innerhalb des Rhein-Sieg-Kreises bei der Flüchtlingshilfe auszubauen, damit man sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen könne.

Sanierung des Köllenhofes

begann schon im Jahr 1988

Dabei begann die Sanierung des geschlossenen vierflügeligen Anwesens bereits 1988, weil die denkmalgeschützte fränkische Hofanlage damals zu verfallen drohte. Aus dem früheren Bauernhof, der bis in die 1970er Jahre noch von dem ehemaligen Ließemer Bürgermeister Johannes Köllen bewirtschaftet worden war, wurde ein bis heute sehr beliebtes und gut angenommenes Kultur- und Begegnungszentrum für alle Wachtberger. In den Räumen befindet sich auch eine kleine Gemeindebibliothek.

Heute präsentiert sich der Köllenhof als schmuckes Anwesen mit einer langen Geschichte. So ist er schon in der bekannten Tranchot-Müfflingschen Kartenaufnahme von 1808/09 eingezeichnet. Als ehemals kirchliches Eigentum kam der Hof dann in Folge der Säkularisation „unter den Hammer“. Der Landwirt Anton Köllen kaufte den Besitz, der damals noch „Kesselshof“ hieß, Anfang des 19. Jahrhunderts. Sein neues Zuhause nannte er dann nach seiner Familie „Köllenhof“. Allerdings geht man davon aus, dass der frühere „Kesselshof“ schon vor dem Dreißigjährigen Krieg existierte. Ende der 1960er Jahre verkaufte die Familie Köllen neben dem Hof auch die nördlich gelegenen Felder und Obstgärten an den Landkreis Bonn, dem heutigen Rhein-Sieg-Kreis. Dort entstand dann zwischen 1972 und 1975 eine Neubausiedlung mit rund 270 Wohneinheiten, die im Volksmund nur der „Köllenhof“ heißt.