In Bachem wird der Mai mit einem Baum begrüßt

Gemeinsamkeit macht stark

Gemeinsamkeit macht stark

Der Bachemer Maibaum wird aufgestellt.FIX

Bachem. Wenn ein Junggesellenverein mal gerade 15 aktive Mitglieder hat und der Ort nicht groß ist, so wie das in Bachem der Fall ist, dann dürfen auch Ehemalige und Auswärtige (aus Ahrweiler) mit Hand anlegen. Der 22 Meter lange Stamm wurde schon eine Woche vorher gemeinsam mit dem der Walporzheimer Junggesellen und den Ahrweiler Junggesellen aus den 4 verschiedenen Huten im Wald rund um Godeneltern gefällt und auf dem Parkplatz am Fahrradweg abgelegt. Am letzten Apriltag wird der Maibaum aufgestellt. Doch ein Baum ist erst einer, wenn er eine stattliche Krone hat. Diese Spitze gehörte einer zierlichen Kiefer und wird an dem Stamm befestigt, solange dieser noch auf dem Boden liegt.

Eine kleine Fahne findet zwischen den Ästen Platz und dann heben die Männer um den Präsidenten Thomas Wassy mit einem „hauu hoch“ den Baum so weit an, dass die Spitze auf einem Bock aufliegt. So kann man gut mit einer Micke, wie sich die beiden am oberen Ende zusammen gebundenen Stangen nennen, darunter gehen und anheben. Nun liegt die Last auf diesen Stangen und jedes Mal, wenn ein „hauu hoch“ ertönt, drücken die Männer die Stangen zusammen und damit den Stamm höher. Schließlich kommt noch eine Micke dazu und dann wieder eine. Dafür braucht man viele Leute; denn das Gewicht ist nicht zu unterschätzen!

So kommt es, dass auch „Nicht-Junggesellen“ und Kammeraden aus Ahrweiler den Baum mit hoch stämmen. Zwischendurch wird immer wieder mal eine Verschnaufpause eingelegt, um die Kehlen zu befeuchten. Dann heißt es zum wievielten Mal „hauu hoch“ und der Winkel ändert sich wieder.

Auf dem Parkplatz finden sich inzwischen immer mehr Neugierige ein.

Auch die Radfahrer machen Rast und gesellen sich zu den Dorfbewohner, die ganz gelassen das Geschehen verfolgen. Sie wissen: Es kann noch dauern, denn der Umsatz an der Wurst- und Bierbude muss auch stimmen. Um 19 Uhr gruppiert sich der Männerchor und singt den Mai an. Die Lieder sind fröhlich und viele der Anwesenden stimmen mit ein.

So ein Junggeselle hat es am heutigen Tag nicht leicht; denn für ihn hat er erst angefangen. Wenn der Baum gerade im Loch steht, wird eine Versammlung abgehalten, bei der die Versteigerung der Mädchen aus dem Dorf ansteht. Die Liste liegt schon vor und die Auswärtigen mussten Ihre Freundinnen aus Bachem schon mit einem Kasten Bier und zwanzig Euro freikaufen.

Nur, wenn sie den Obolus geleistet haben, dürfen sie ihrer Angebeteten selbst einen Maibaum stellen. Ansonsten machen die Ortsansässigen ohne zögern Kleinholz draus.

Auf dem Parkplatz hört man immer noch „hauu hoch“ bis um 20.40 Uhr der Baum endgültig kerzengerade im Loch steht und rundum mit Holz verkeilt ist. Nach gründlicher Begutachtung schreiten sie zum nächsten Akt, dem Versteigern. Noch in der Nacht ziehen sie in den Wald, um Birken zu schlagen. Diese werden mit bunten Bändern geschmückt und bei „ihren“ gesteigerten Mädels am Haus festgebunden. Dies ist ein uralter Brauch und es wäre schön, wenn dies noch viele Jahre erhalten bliebe. Die nächsten Aktion starten an der Annakirmes. Der Eingang der St. Annakapelle wird mit einer langen Tannen-Girlande geschmückt und die Glocken aus dem Glockenturm erklingen in einer Melodie. Die Glocken werden an diesem Tag von Hand angeschlagen. Die Junggesellen richten auch die Kirmes vor der alten Schule aus.

Sie sind Mitglied in der Junggesellen-Schützengesellschaft und marschieren beim Ahrweiler Schützenfest mit. An Weinfest und Karneval ist es ihnen eine Ehre, mit Stand und Wagen dabei zu sein. Auch das Martinsfeuer wird von den „Männern“ aufgebaut und abgebrannt. Schön, dass noch Traditionen gepflegt werden.