Benefizkonzert des Rotary Club beglückt die Besucher und bringt stattlichen Erlös für Mädchenwaisenschule in Kabul

Gospelchor singtvergnügt, erlöst und befreit

Gospelchor singt
vergnügt, erlöst und befreit

Der 2006 gegründete Gospelchor der Evangelischen KirchengemeindeBad Neuenahr füllte den Altarraum von Sankt Laurentius aus. Foto: -FIX-

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit Unterstützung der Heilbadgesellschaft präsentierte der Rotary Club Bad Neuenahr-Ahrweiler am vergangenen Freitag ein Benefizkonzert in der Laurentiuskirche. Eingeladen hatte man den Gospelchor der Evangelischen Kirchengemeinde. Eine gute Wahl, wie die vielen strahlenden Gesichter im Publikum, bei den Ausführenden und den Veranstaltern am Ende zeigten. Denn es gab nicht nur beglückenden Gesang, sondern auch einen stattlichen Erlös für ein Hilfsprojekt in Afghanistan zu beklatschen.

Der Altarraum war gut ausgefüllt, nachdem alle Chormitglieder dort stehend Platz genommen hatten. Begleitet wurde das vielköpfige Ensemble von Christoph Anselm Noll am Klavier, Thea-Marie Eppich an der Violine und Jakob Zenzen an der Percussion. Als die Leiterin des Chores, Kantorin Andrea Stenzel, die Arme zum Dirigat erhob, war es mucksmäuschenstill im gut gefüllten Gotteshaus. Eine zarte, einzelne Stimme hob ab: „Kumbaya, my Lord – komm zu mir, mein Gott.“

Someone´s singing,

Lord, kumbaya

Dann fiel der Chor mit ein und gemeinsam betete, weinte und sang man zu Gott und mit Gott. Einen schöneren Auftakt hätte es nicht geben können als dieses Spiritual aus dem Jahr 1926.

Dr. Heinz J. Krönke, Präsident des Clubs, erzählte in der folgenden, kurzen Begrüßungsansprache, dass die Rotarier schon 12.000 Euro für das Projekt, die Unterstützung des Mädchenwaisenhauses mit Schule in Kabul, gesammelt hätten. Durch den Verkauf der 350 Eintrittskarten kam nun noch eine stattliche Summe für „Fatemazul Zahra“ hinzu. Die private Schule, die keine staatliche Förderung erhält, soll dafür eine neue Küche mit Wasserversorgung erhalten. Ziel ist es, den 335 Mädchen, die ohne Eltern aufwachsen müssen, ein Zuhause und Bildung zu geben. Zwei Rotarier waren im letzten Jahr in Kabul, um sich ein persönliches Bild von der Lage zu machen. Ein Video mit Filmaufnahmen dieses Besuchs war im Kirchenraum zu sehen.

Der Gospelchor hatte ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm mitgebracht. Allen Titeln wohnte als Bindeglied der tiefe Glaube und die Spiritualität inne. Als Beispiel mag der Titel „Now“ dienen. Die Botschaft darin lautet: Wann ist der richtige Zeitpunkt, Gott zu loben? Jetzt! Das tat man mit perfektem, mehrstimmigem Gesang. Wann ist der richtige Zeitpunkt, etwas zu verändern, Gott heilen zu lassen? Jetzt! Das stand als Botschaft für den Benefizabend.

Von Leonhard Cohen

bis Delta Air Lines

Doch Andrea Stenzel hatte auch Modernes im musikalischen Gepäck. „Hallelujah“ von Leonhard Cohen, die Hymne des verwirrten Königs David wusste zu begeistern. Genauso wie „Adiemus“, ein Lied, das der Waliser Karl Jenkins 1994 für einen Werbespot der amerikanischen Fluggesellschaft Delta Air komponierte. Die Sprache, die darin verwendet wird, gibt es gar nicht, Jenkins hat sie erfunden, die Silben und Worte dienen nur dazu, die Stimme als Instrument in den Vordergrund treten zu lassen, eindrucksvoll.

Ein weiterer Höhepunkt der Popsong „You raise me up“: Du ermutigst mich, wenn du kommst, bin ich erfüllt. Das steht quasi sinnbildlich für den Gospelgesang, denn viele Chormitglieder empfinden genau das, eine Nähe zu sich selbst und gleichzeitig zu Gott, wenn sie singen.

Grußwort des afghanischen

Generalkonsuls

Anschließend trat Sayed Niamatullah Sayer ans Mikrophon. Der Generalkonsul der Islamischen Republik Afghanistan in Bonn war als Ehrengast anwesend und bedankte sich in gebrochenem, aber ziemlich perfektem Deutsch für die großzügige Unterstützung. Er sei selbst im Krieg geboren, gebe aber die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft seines Landes nicht auf.

„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ konstatierte Hans-Dieter Hüsch, und der Chor tat es ihm gleich. Der 2005 verstorbene Kabarettist war nicht nur ein scharfzüngiger Gesellschaftskritiker, sondern stand auch für die Liebe als zentrales Element des christlichen Glaubens. Der Funke war längst auf das begeisterte Publikum in der Laurentiuskirche übergesprungen und so ernteten die beseelten Ausführenden reichlich Applaus nach jeden vorgetragenen Stück.

Zwei Ausflüge ins Afrikanische standen nun an: Das Vater unser auf Suaheli („Baba Yetu“) und „Amezaliwa“ aus Tansania, beides schon ein Vorgeschmack auf das Weihnachtsprogramm 2018.

Mit Michael Jacksons „We are the world“ endete ein wunderbares Konzert, das allen Beteiligten ein Lächeln auf die Gesichter zauberte. Wenn auch die Welt an diesem Abend nicht gerettet werden konnte, ein paar Wunden wurden geheilt. Stehende Ovationen und ein kölsches „Kumm jot heim“ als Zugabe.