Letztes Konzert der Wiener-Klassik-Saison

Große Empfindsamkeitund schöne Melodien

Große Empfindsamkeit
und schöne Melodien

Violinistin Ervis Gega und die Klassische Philharmonie Bonn fesselten mit Max Bruchs erstem Violinkonzert. MO

Bad Neuenahr. „Das war mal etwas anderes,“ stellte Heribert Beissel am Ende des Abschlusskonzerts der Wiener-Klassik-Reihe 2016/2017 im Kurtheater von Bad Neuenahr fest. Zuvor hatte der Chefdirigent mit „seiner“ Klassischen Philharmonie Bonn Johannes Brahms Symphonie Nr. 3 in F-Dur interpretiert. Und nicht nur das: Auch Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper „Oberon“ und Max Bruchs Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 in g-Moll standen auf dem Programm.

Auch wenn man nicht zuerst an Bruch, Brahms oder von Weber denkt, wenn man „Wiener Klassik“, passten diese Komponisten respektive ihre Werke doch ins Bild. Schließlich hat Heribert Beissel in sein Programm der Reihe, mit der er seit gut 30 Jahren in Bad Neuenahr gastiert, immer wieder auch Zeitgenossen und Schüler der „Wiener Klassiker“ Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn eingeflochten. Große Empfindsamkeit und viel Feingefühl legten das Orchester sowie Solistin Ervis Gega an der Violine bei ihren Realisierungen der populären Kompositionen an den Tag.

Bruch selbst soll sich geärgert haben, dass sein erstes Violinkonzert so beliebt war und seine anderen beiden deshalb weniger beachtet wurden.

Ervis Gega begeisterte

Auch die rund 700 Zuhörer in Bad Neuenahr waren mehr als bloß entzückt und spendeten entsprechend langen Beifall für das Werk und die Ausführenden, insbesondere für Violinistin Ervis Gega. Die langjährige Konzertmeisterin der Klassischen Philharmonie Bonn war bereits beim vergangenen Weihnachtskonzert mit dem Orchester und Beissels Leitung beim Januar-Konzert innerhalb der Wiener-Klassik-Reihe im Kurtheater solistisch in Erscheinung getreten. Die Professorin an der Musikhochschule Mainz, die schon in jungen Jahren mit ihrer Familie aus Albanien nach Deutschland kam, bewies, warum von einem Fachmagazin als „Talent mit Seltenheitswert“ genannt wurde und warum das Publikum ihr schon bei ihren vorangegangen Auftritten in Bad Neuenahr zugejubelt hatte.

Mit den ersten langen Bogenstrichen und sanftem Vibrato und dann gefühlvoll ansteigenden Tönen hat Gega ihr Publikum schnell gefesselt. Vom „Allegro moderato“ bis zum „Allegro energico“ überzeugte sie mit der Beherrschung ihres Instruments.

Ein Übriges taten das Zusammenspiel mit dem Orchester, bei dem beide Seiten dank ihrer gemeinsamen Erfahrungen aufeinander bauen konnten, sowie der Charakter des Werks: Melancholie und Weltschmerz aber auch große Dramatik vereint Bruch in seinem Violinkonzert, das auch mit vielschichtiger Harmonik und die farbige Orchestrierung aufwartete.

Was das Orchester technisch zu leisten vermag, hatten die mehr als 50 Musiker bereits bei der Oberon-Ouvertüre zum Auftakt hörbar gemacht. Eine fantastische Welt der Elfen, Ritter, Kalifen und Märchenwesen tat sich vor den geistigen Augen der Zuhörer im vollen Kurtheater auf, nachdem der Ruf des „Zauberhorns“ erklungen war. Und noch ein Lieblingsstück vieler Klassik-Fans hatten sie im Gepäck: Johannes Brahms‘ dritte Sinfonie.

Sie wies vielfältige Züge auf: sprunghaft, unruhig, trübselig, aber auch energetisch, manchmal schroff und nochmal aufbegehrend im letzten Satz vor den verhalteneren letzten Takten. Zum wiederholten Mal fiel der Applaus für die Akteure sehr lang aus.

Zugabe der Solistin

Als Zugabe gab es von der Solistin das Adagio aus der ersten Solosonate von Johann Sebastian Bach, ganz allein von der Violine vorgetragen. Und vom Dirigenten gab es zum Abschluss an die Zuhörer gewandt und auch im Namen des Orchesters einen „großen Dank, dass Sie immer da waren“. Beissel sprach von einer „schönen, fast freundschaftlichen Beziehung“ zum Bad Neuenahrer Publikum nach den vielen Jahren mit der Wiener Klassik im Kurtheater. Die Reihe wird im Kurtheater fortgesetzt mit dem Auftaktkonzert der Saison 2017/2018 am Donnerstag, 19. Oktober , um 20 Uhr. Infos unter Tel. (0 26 41) 9 17 55 40, www.das-heilbad.de.