Thomas Trippen spendete Stammzellen bei der Stefan-Morsch-Stiftung

Hilfe für englischen Leukämiepatienten kommt aus Koblenz

Nachahmer werden am 12. und 31. Mai sowie am 8. Juni in Münstermaifeld, Urmitz und Polch gesucht

Hilfe für englischen
Leukämiepatienten kommt aus Koblenz

Stammzellspender Thomas Trippen aus Koblenz ist glücklich, dass er einem anderen Menschen helfen kann. Foto:

29.04.2016 - 12:27

Tischtennis spielen ist die Leidenschaft von Thomas Trippen. Der Koblenzer lebt auf, wenn er - leicht nach vorn gebeugt - am Tisch steht, den Schläger in der Hand und bereit fürs schnelle Ping-Pong. Ein guter Partner auch fürs Doppel. Seine Zuverlässigkeit ließ ihn nun zum Lebensretter werden: Als Stammzellspender für einen an Leukämie erkrankten Engländer.

Koblenz/Region. „Wenn der Mann das doch braucht“, lautet der lapidarer Kommentar des 30-Jährigen. Große Worte sind nicht sein Ding. Gleich zwei Mal war sein Einsatz gefragt, damit der ihm unbekannte 52-jährige Patient dank der Transplantation neue Hoffnung schöpfen kann. An so ein Match in zwei Sätzen hat Thomas Trippen gewiss nicht gedacht, als er sich während seines Wehrdienstes auch als Stammzellspender verpflichten ließ.

11.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Leukämie. Ohne eine Stammzellspende hätten sie kaum eine Chance gesund zu werden. Für sie sucht die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzell-Spenderdatei aus Birkenfeld, geeignete Spender für Knochenmark oder Stammzellen. Denn oft ist die Transplantation die einzige Chance fürs Überleben der Krebspatienten. Deshalb ist die Stiftung täglich in ganz Deutschland unterwegs, um Menschen dazu zu motivieren, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. „Typisierung“, lautet der Fachbegriff dafür.

Die Stiftung wird dabei vom Sanitätsdienst der Bundeswehr unterstützt, die bei ihren Blutspendeterminen auch die Typisierung anbietet. 2008 nahm der junge Wehrdienstleistende Thomas Trippen eine solche Gelegenheit wahr: „Blutspende und Typisierung in Idar-Oberstein“. In den folgenden Jahren dachte er nicht mehr daran. Bis zu dem Anruf fast acht Jahre später. „Volltreffer“, sagt Trippen. „Ich erfuhr, dass ich unter den Top 5 bin, dass meine genetischen Merkmale für einen Patienten passen.“

Der 30-Jährige ist heute im Sicherungsteam der Bahn AG im Einsatz und an den Gleisen im Mittelrheintal unterwegs. Den Ausgleich zum Job findet Trippen beim Tischtennisspielen. Neben der Gemeinschaft im Team bieten die sportlichen Erfolge mit der TTSG Weißenthurm-Kettig echte Lichtblicke und er kann sich „schön auspowern“.

Nachdem sich die Überraschung gelegt hatte, dass er als Stammzellspender infrage kommt, war für den Koblenzer klar: „Ich zieh` das durch!“ Die Voruntersuchung brachte grünes Licht und so legte sich Trippen in der Entnahmestation in Birkenfeld in einen bequemen Sessel und los ging’s: Bei der so genannten peripheren Blutstammzellspende – der Apherese – werden die Stammzellen aus dem venösen Blut herausgefiltert. Es ist die heute gängigste Entnahme-Methode. Eine Narkose oder gar eine Operation sind nicht erforderlich.

Zuvor musste sich der Koblenzer vier Tage lang ein Medikament spritzen, das seine eigenen Stammzellen dazu verleitete, sich zu vermehren. Das kann vorübergehend zu kleineren Einschränkungen führen. „Ich hatte Augenweh und konnte nicht pennen“, erinnert sich Trippen. Doch die Beeinträchtigungen gingen mit der Spende vorbei.

Ganz spannend findet der Tischtennis-Crack, was danach mit seiner Spende passiert: Die gewonnenen Stammzellen werden nach der Entnahme von einem Kurier sofort zur Klinik des Patienten gebracht, wo es diesem in Form einer Transfusion übertragen wird. In Trippens Fall handelt es sich um einen 52 Jahre alten Mann in England. Die Stammzellen siedeln sich im Knochenmarkraum des Patienten an – als neues blutbildendes System. Dort beginnen sie sich zu vermehren und bereits zwei bis drei Wochen nach der Transplantation sind die neuen Zellen im Blut des Patienten nachweisbar – wenn alles optimal läuft.

Als Spender bleibt man für den jeweiligen Empfänger einige Zeit reserviert, denn gelegentlich ist einer erneute Übertragung erforderlich. Thomas Trippen wurde tatsächlich im April noch einmal zu Nachspende gebeten - „dieses Mal ohne Spritzen, das war gut“, grinst er. Vom Tischtennis her weiß der 30-Jährige, wie wichtig es ist, einen verlässlichen Partner zu haben.

Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, lobt dieses Engagement des Koblenzers: „Der 52-jährige Patient in England hat in Thomas Trippen einen Partner gefunden, der ihn auf einzigartige Weise unterstützt hat – einen Lebensretter!“


Auch Sie können helfen!


Die nächste Gelegenheit, sich im Landkreis Mayen-Koblenz typisieren zu lassen, besteht bei den gemeinsamen Blutspende- und Typisierungsterminen, die die Stefan-Morsch-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem DRK-Blutspendedienst West und den DRK-Ortsvereinen bzw. Kreisverbänden anbietet:


Die Termine im Überblick


Donnerstag, 12. Mai 2016, 16.30 bis 20 Uhr, 56294 Münstermaifeld, Stadthalle, An den Gärten

Dienstag, 31. Mai 2016, 16 bis 20 Uhr, 56220 Urmitz, Peter-Häring-Halle, Kaltenengerser Str. 5

Mittwoch, 8. Juni 2016, 16.30 bis 20.30 Uhr, 56751 Polch, In der Maifeldhalle, Dechant-Riegel-Straße

Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?

Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden kompletten Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie), so dass die Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen lebenswichtig auf Blutübertragungen angewiesen sind. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.

Wie wird man Stammzellspender?

Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren Stammzellen spenden. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegengenommen – da jede Spenderregistrierung mindestens 40 Euro kostet.

Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Falls Sie Fragen zu den Ausschlusskriterien haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) an.


Die Stefan-Morsch-Stiftung


Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv „Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

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