Zukunft des Neuwieder Marktplatzes

Historisches Herz der Innenstadt soll pulsieren

Marktplatz wird aufgewertet: In der Online-Ideenbörse können Bürger bis zum 18. Juni eigene Ideen einbringen

28.05.2017 - 17:00

Neuwied. Der Marktplatz als pulsierendes Herz der Innenstadt. Nicht in Neuwied. Hier dient der Marktplatz in erster Linie dem Parken. Geht es nach dem Willen der Stadt Neuwied, muss das nicht so bleiben. Die Bürger sind eingeladen, Vorschläge einzubringen. Die Online-Ideenbörse auf der Homepage der Stadt ist bis Sonntag, 18. Juni geöffnet. „Unsere Planung ist noch ein weißes Blatt Papier“, versichert Bürgermeister Jan Einig. Soll heißen, alles ist möglich. In einem Pressegespräch im Rathaus bedauerte er, dass der Marktplatz seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Städteplanerisch habe ein Marktplatz eine zentrale Aufgabe. „Ziel ist eine deutliche Aufwertung in diese Richtung. Auch der Identifikationsgedanke spielt eine Rolle“, erklärte Jan Einig. Gemeinsam mit Jörg Steuler und

Nina Porz aus dem Bauamt zeigte er sich zuversichtlich, dass die Bürgerinnen und Bürger jede Menge Vorstellungen haben. Die werden je nach Intension auch unterschiedlich sein. Deshalb fragt die Stadt bei der Umfrage auch das Alter ab und ob der Mitmachende aus der Innenstadt oder den Stadtteilen kommt.

„Wir setzen mit der Befragung die Einbindung der Menschen in die Gestaltung der Zukunft fort“, unterstreicht der Bürgermeister und hofft auf eine breite Beteiligung. Auch von jungen Leuten. Wenn sich Antworten auf die beiden zentralen Fragen, „welche Nutzungen wünschen Sie sich zukünftig für den Marktplatz?“ und „was sollte auf dem Marktplatz zukünftig auf keinen Fall stattfinden?“ finden, kommen die Architekten ins Spiel. „Wir planen einen Wettbewerb für Architekturfreiraumbüros“, kündigt Jörg Steuler an. Deren Entwürfe würden dann den

Bürgern vorgestellt. Eine Jury, in der wiederum die Bürgerschaft vertreten ist, wird dann den besten Entwurf auswählen. Das letzte Wort hat der Stadtrat. Wie lange der Prozess insgesamt dauern wird, ist schlecht abzuschätzen. „Vor 2019 sehen wir wohl keine Bagger“, schätzt Jörg Steuler. Er erinnert daran, dass eigentlich dieser Tage mit dem Umbau der Marktstraße begonnen werden sollte. Allerdings reagierte im aktuellen Bauboom keine einzige Baufirma auf die Ausschreibung. Auch was die Kosten

anbelangt, halten sich die Verantwortlichen zurück. Letztendlich komme es ja auf das Ergebnis der Ideensammlung an. Vermutlich werde es aber ein hoher sechsstelliger Betrag. Sicher hingegen ist, dass das Land im Rahmen des Städtebauförderprogramms „aktive Stadtzentren“ bis zu 80 Prozent der Kosten übernimmt.


„Der Marktplatz ist ein emotionales Thema“


Bürgermeister Jan Einig und Bauamtsleiter Jörg Steuler erwarten einen spannenden Prozess. „Der Marktplatz ist ein emotionales Thema“, so Jörg Steuler. Stimmt, bereits 2003 fand eine ähnlich gelagerte Bürgerbeteiligung statt. Hintergrund war der damalige Umzug des Wochenmarktes vom Marktplatz auf den Luisenplatz. Heiß diskutiert werden sicherlich wieder die Parkplätze.

Denn deren Fortbestand in Summe ist je nach Ausgang des Ideenwettbewerbs nicht in Stein gemeißelt. Jörg Steuler setzt die Anzahl der Parkplätze in Relation.

Rund 120 stehen auf dem Marktplatz zur Verfügung. Im gesamten Innenstadtbereich sind über 3.000 Stellplätze vorhanden.

Ausdrücklich in die Neugestaltung des Marktplatzes eingebunden sind die angrenzenden Straßen, Kirchstraße und Pfarrer Werner Möhrchen Straße. Diese könnten verengt bzw. ganz wegfallen, um der Neugestaltung mehr Raum zu geben.

Die Erneuerung könnte auch dazu führen, dass der Marktplatz attraktiver für die Gastronomie wird. Eine Außengastronomie würde dem Gedanken der Stadt entgegenkommen. „Vorstellbar wäre ein Business- und Kommunikationszentrum“, so Jörg Steuler.


Historie des Marktplatzes


In den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten nach der Stadtgründung war der Marktplatz das Zentrum des öffentlichen Lebens.

Durch gräfliches Privileg vom 2. Juni 1662 wurden der Stadt die Marktrechte verliehen. Daran erinnern noch heute die jährlich stattfindenden Historischen Markttage im Oktober. Jährlich fanden vier Jahrmärkte statt. Am 24. September 1732 fand auf Geheiß von Graf Friedrich von Wied der erste Wochenmarkt statt. Die verkehrliche Bedeutung der Marktstraße als Zubringer zur Fährstelle am Rhein und die damit verbundene Bedeutung als Handelsweg unterstrich die Funktion des Marktplatzes als zentralen Handelsplatz und Treffpunkt der Bevölkerung oder als Ort für öffentliche Proklamationen.

Ebenso waren in diesem Bereich die wesentlichen Einrichtungen des Gemeinwesens der Stadt angesiedelt. Zum Beispiel die reformierte Kirche, das historische Rathaus, das „Comedienhaus“ (heute „Moselhaus“) und auch zwei Schulen. Im Laufe der Jahre hat der Marktplatz seine Funktion als Zentrum des öffentlichen Lebens in der Stadt eingebüßt. Eigentlich findet hier nur noch einmal im Jahr der französische Markt im Juli statt. Durch die Untersuchungen im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“ im Jahr 2010 wurden die Missstände bezüglich des Marktplatzes als reiner Parkraum bestätigt.

Die Platzumgestaltung wurde daher als Bestandteil in das Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“ aufgenommen. Mit den vorbereitenden Verfahren und Untersuchungen wird in diesem Jahr begonnen, damit die Umsetzung noch während der Laufzeit des Städtebauförderprogramms erfolgen kann. FF

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Eine Umleitung wird eingerichtet

Straßenschäden bei Neuwied: L 259 wird voll gesperrt

Neuwied. Im Zeitraum vom 02.04. bis voraussichtlich 19.04.2024 werden Instandsetzungsarbeiten am Überführungsbauwerk der L 259 über die B 42 zwischen Neuwied-Block und Heimbach-Weis durchgeführt. Die Fahrbahnbefestigung im Bereich des Überführungsbauwerks weist erhebliche Schäden in Form von Rissen und Belagsausbrüchen auf. mehr...

Die Betrüger wollten vermeintlich defekte Dachrinnen zu überhöhten Preisen reparieren

Bad Hönningen: Polizei unterbindet illegale Arbeiten

Bad Hönningen. Am gestrigen Nachmittag führten Beamte der Polizei Linz eine Kontrolle an einem Mercedes Vito durch. Dabei stellten sie fest, dass die beiden Insassen im Raum Bad Hönningen Hausbesitzern Reparaturarbeiten an Dachrinnen angeboten hatten, ohne über die erforderliche Reisegewerbekarte zu verfügen. Es kam zu keinem Vertragsabschluss an diesem Tag. mehr...

Regional+
 

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Alter Vorstand ist neuer Vorstand

Sinzig. In Sinzig fand Ende März die turnusmäßige Jahreshauptversammlung der Theatergruppe im Gasthaus „Zur Post“ statt. Der erste Vorsitzende, Wolfgang Staus, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und ließ das vergangene Theaterjahr Revue passieren. Auch die Chronistin Christine Alfter und der Kassierer Dirk Hansen trugen zum Rückblick bei, indem sie über vergangene Ereignisse und den Kassenstand berichteten. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Neulich im Kiosk

von Gregor Schürer

Gabriele Friedrich:
Ein echt blöder Artikel. ...
Thola2:
Sehr geehrter Herr Schürer, willkommen im Leben, willkommen in 2024! Und jetzt???? Was will mir der "Dichter" damit sagen?? Das Geschilderte ist ganz normal in Deutschland. Wollen Sie uns Belehren? Und: 8 Uhr "früh"?? Das können nur Studenten oder Arbeitslose behaupten. Ich "maloche" schon um...
K. Schmidt:
Danke für das Stichwort Weihnachtsmarkt. Zu diesen wurde, z.B. von der DUH, aber auch einigen Politikern, aufgefordert die Beleuchtung wegzulassen oder zu minimieren. Und am letzten Samstag wurde groß dazu aufgerufen, für eine Stunde soviele Lichter wie möglich abzuschalten, als Zeichen für Klimaschutz...
Julia Frericks:
Die Ramadan-Beleuchtungen in Köln und Frankfurt sind wegweisende Initiativen. Die Lichter sorgen für eine festliche Stimmung, egal welcher Religion ich angehöre. Eine Stimmung, die auch bei vielen Nicht-Christen aufkommt, wenn sie z.B. einen Weihnachtsmarkt besuchen. In Köln ging die Initiative für...
K. Schmidt:
Soviel Geld, wie der Steuerzahler für die kath. Kirchen Jahr für Jahr in die Hand nehmen darf (ich meine nicht den Kirchensteuerzahler, sondern wirklich jeden!), soviel Beleuchtung kann man für die anderen Glaubensrichtungen doch gar nicht aufstellen, sonst schaffen wir die Dunkelheit ja komplett a...

Kreishaushalte in der Krise

K. Schmidt:
Die meisten der Landrätinnen und Landräte gehören doch einer Partei an, die Fraktionen der Kreistage auch. Ein Apell des Landkreistages an die Landesregierung ist nett, aber doch nicht mehr als ein unnötiger Umweg. Die Parteien, die sich auf der Landkreisebene finden, sind am Ende die gleichen, die...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service