Zukunft des Neuwieder Marktplatzes

Historisches Herz derInnenstadt soll pulsieren

Historisches Herz der
Innenstadt soll pulsieren

Mittels Online-Ideenbörse sind die Neuwieder eingeladen, an der Veränderung des Marktplatzes mitzuwirken. FF

Historisches Herz der
Innenstadt soll pulsieren

Neuwied. Der Marktplatz als pulsierendes Herz der Innenstadt. Nicht in Neuwied. Hier dient der Marktplatz in erster Linie dem Parken. Geht es nach dem Willen der Stadt Neuwied, muss das nicht so bleiben. Die Bürger sind eingeladen, Vorschläge einzubringen. Die Online-Ideenbörse auf der Homepage der Stadt ist bis Sonntag, 18. Juni geöffnet. „Unsere Planung ist noch ein weißes Blatt Papier“, versichert Bürgermeister Jan Einig. Soll heißen, alles ist möglich. In einem Pressegespräch im Rathaus bedauerte er, dass der Marktplatz seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Städteplanerisch habe ein Marktplatz eine zentrale Aufgabe. „Ziel ist eine deutliche Aufwertung in diese Richtung. Auch der Identifikationsgedanke spielt eine Rolle“, erklärte Jan Einig. Gemeinsam mit Jörg Steuler und

Nina Porz aus dem Bauamt zeigte er sich zuversichtlich, dass die Bürgerinnen und Bürger jede Menge Vorstellungen haben. Die werden je nach Intension auch unterschiedlich sein. Deshalb fragt die Stadt bei der Umfrage auch das Alter ab und ob der Mitmachende aus der Innenstadt oder den Stadtteilen kommt.

„Wir setzen mit der Befragung die Einbindung der Menschen in die Gestaltung der Zukunft fort“, unterstreicht der Bürgermeister und hofft auf eine breite Beteiligung. Auch von jungen Leuten. Wenn sich Antworten auf die beiden zentralen Fragen, „welche Nutzungen wünschen Sie sich zukünftig für den Marktplatz?“ und „was sollte auf dem Marktplatz zukünftig auf keinen Fall stattfinden?“ finden, kommen die Architekten ins Spiel. „Wir planen einen Wettbewerb für Architekturfreiraumbüros“, kündigt Jörg Steuler an. Deren Entwürfe würden dann den

Bürgern vorgestellt. Eine Jury, in der wiederum die Bürgerschaft vertreten ist, wird dann den besten Entwurf auswählen. Das letzte Wort hat der Stadtrat. Wie lange der Prozess insgesamt dauern wird, ist schlecht abzuschätzen. „Vor 2019 sehen wir wohl keine Bagger“, schätzt Jörg Steuler. Er erinnert daran, dass eigentlich dieser Tage mit dem Umbau der Marktstraße begonnen werden sollte. Allerdings reagierte im aktuellen Bauboom keine einzige Baufirma auf die Ausschreibung. Auch was die Kosten

anbelangt, halten sich die Verantwortlichen zurück. Letztendlich komme es ja auf das Ergebnis der Ideensammlung an. Vermutlich werde es aber ein hoher sechsstelliger Betrag. Sicher hingegen ist, dass das Land im Rahmen des Städtebauförderprogramms „aktive Stadtzentren“ bis zu 80 Prozent der Kosten übernimmt.

„Der Marktplatz ist

ein emotionales Thema“

Bürgermeister Jan Einig und Bauamtsleiter Jörg Steuler erwarten einen spannenden Prozess. „Der Marktplatz ist ein emotionales Thema“, so Jörg Steuler. Stimmt, bereits 2003 fand eine ähnlich gelagerte Bürgerbeteiligung statt. Hintergrund war der damalige Umzug des Wochenmarktes vom Marktplatz auf den Luisenplatz. Heiß diskutiert werden sicherlich wieder die Parkplätze.

Denn deren Fortbestand in Summe ist je nach Ausgang des Ideenwettbewerbs nicht in Stein gemeißelt. Jörg Steuler setzt die Anzahl der Parkplätze in Relation.

Rund 120 stehen auf dem Marktplatz zur Verfügung. Im gesamten Innenstadtbereich sind über 3.000 Stellplätze vorhanden.

Ausdrücklich in die Neugestaltung des Marktplatzes eingebunden sind die angrenzenden Straßen, Kirchstraße und Pfarrer Werner Möhrchen Straße. Diese könnten verengt bzw. ganz wegfallen, um der Neugestaltung mehr Raum zu geben.

Die Erneuerung könnte auch dazu führen, dass der Marktplatz attraktiver für die Gastronomie wird. Eine Außengastronomie würde dem Gedanken der Stadt entgegenkommen. „Vorstellbar wäre ein Business- und Kommunikationszentrum“, so Jörg Steuler.

Historie des

Marktplatzes

In den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten nach der Stadtgründung war der Marktplatz das Zentrum des öffentlichen Lebens.

Durch gräfliches Privileg vom 2. Juni 1662 wurden der Stadt die Marktrechte verliehen. Daran erinnern noch heute die jährlich stattfindenden Historischen Markttage im Oktober. Jährlich fanden vier Jahrmärkte statt. Am 24. September 1732 fand auf Geheiß von Graf Friedrich von Wied der erste Wochenmarkt statt. Die verkehrliche Bedeutung der Marktstraße als Zubringer zur Fährstelle am Rhein und die damit verbundene Bedeutung als Handelsweg unterstrich die Funktion des Marktplatzes als zentralen Handelsplatz und Treffpunkt der Bevölkerung oder als Ort für öffentliche Proklamationen.

Ebenso waren in diesem Bereich die wesentlichen Einrichtungen des Gemeinwesens der Stadt angesiedelt. Zum Beispiel die reformierte Kirche, das historische Rathaus, das „Comedienhaus“ (heute „Moselhaus“) und auch zwei Schulen. Im Laufe der Jahre hat der Marktplatz seine Funktion als Zentrum des öffentlichen Lebens in der Stadt eingebüßt. Eigentlich findet hier nur noch einmal im Jahr der französische Markt im Juli statt. Durch die Untersuchungen im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“ im Jahr 2010 wurden die Missstände bezüglich des Marktplatzes als reiner Parkraum bestätigt.

Die Platzumgestaltung wurde daher als Bestandteil in das Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“ aufgenommen. Mit den vorbereitenden Verfahren und Untersuchungen wird in diesem Jahr begonnen, damit die Umsetzung noch während der Laufzeit des Städtebauförderprogramms erfolgen kann.