Niederzissenerin erhielt in Berlin den Obermayer German Jewish History Award

Hohe Auszeichnung für Brunhilde Stürmer

Hohe Auszeichnung für Brunhilde Stürmer

(V.l.:) Evelyne Herschler, USA, Brunhilde Stürmer, Harvey Berger, USA. Foto: Heimatverein

Niederzissen. An Höhepunkten reich waren die vergangenen Monate für Brunhilde Stürmer aus Niederzissen, deren Lebenswerk nicht nur mit der Herausgabe des Buches „Ein langer Weg – Die Geschichte der jüdischen Familien der Synagogengemeinde Niederzissen im Brohltal“ gekrönt wurde, sondern auch durch die Verleihung des Deutsch-Jüdischen Geschichts-Preises der amerikanischen Obermayer Stiftung vor wenigen Tagen eine besondere Note erhielt.

Bei einer eindrucksvollen Feier im Berliner Abgeordnetenhaus zählte Brunhilde Stürmer zu den Preisträgern des renommierten Preises, der zum 18. Mal verliehen wurde.

Die Auszeichnung geht zurück auf Dr. Arthur S. Obermayer, einen hoch angesehenen amerikanischen Unternehmer, Wissenschaftler und vielfältig engagierten Menschen, dessen Großeltern mütterlicherseits – wie väterlicherseits - aus Süddeutschland stammten. Auf seinen Deutschland-Reisen zu den Wurzeln seiner Familien traf Dr. Obermayer auf zahlreiche Menschen, die sich für ein stärkeres Bewusstsein für die jüdische Lokalgeschichte und die Wertschätzung der jüdischen Kultur einsetzten – eine Arbeit, die in seinen Augen öffentliche Anerkennung verdiente: „So viele Menschen in aller Welt, insbesondere Juden, haben den Deutschen bis heute nicht vergeben und wollen nicht anerkennen, dass nahezu die gesamte deutsche Bevölkerung von heute nichts mit dem Holocaust zu tun hatte und versucht, ihren Beitrag zur Wiedergutmachung für die Taten ihrer Vorfahren zu leisten“, sagte er in einem Interview kurz vor seinem Tod im Jahr 2016.

Im Laufe der Zeit interessierte und engagierte sich jedoch eine wachsende Zahl deutscher Einzelpersonen und Organisationen für jüdische Geschichte und Kultur. In jahrelanger Arbeit haben sie sich dafür eingesetzt, dass diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, oft unter großem persönlichem Einsatz und ohne öffentliche Anerkennung. Die Obermayer German Jewish History Awards schaffen eine Gelegenheit, die Leistungen derer zu würdigen, die den Funken jüdischen Denkens, der in Deutschland noch vorhanden war, wieder entzündet haben. Ihr Wirken spiegelt eine persönliche Beziehung zur jüdischen Geschichte wider und verkörpert das jüdische Konzept des tikkun olam (Reparatur der Welt).

Dies trifft in hohem Maße auf Brunhilde Stürmer zu, die seit 4 Jahrzehnten dazu beiträgt, den Kampf gegen Intoleranz voranzubringen. „Sie steht mit den anderen Preisträgern beispielhaft dafür, dass aus dem Anerkennen der dunklen Vergangenheit des Landes, die Motivation hervorgehen kann, Positives für Gegenwart und Zukunft zu bewirken“, wie es die Jury des Obermayer Preises in ihrer Begründung anführt. Zur Feierstunde im Berliner Abgeordnetenhaus zugegen waren, neben der Familie, auch Personen aus den USA, Israel und Deutschland, die gemeinsam mit weiteren Unterstützern, Frau Stürmer weltweit für die Nominierung vorgeschlagen haben.

Hierbei kam es auch zu erstmaligen Begegnungen von Verwandten, deren Vorfahren aus Niederzissen stammten und zur ehemals großen jüdischen Gemeinde gehörten.

Das trifft besonders auf Prof. Asher Friesem aus Tel Aviv, Israel, zu, der 2016 bei der 175 Jahrfeier des Niederzissener Synagogengebäudes für die damals anwesenden Nachfahren gesprochen hatte.

Die Laudatio auf die Preisträgerin Brunhilde Stürmer hielten die aus den USA angereisten Evelyne Herschler, Tochter der im vergangenen Jahr 101-jährig verstorbenen Karoline Berger-Leven, der letzten Überlebenden der jüdischen Gemeinde Niederzissen, und ihr Cousin Harvey Berger, Sohn Richard Bergers, über den vor 40 Jahren die ersten Kontakte Brunhilde Stürmers zur Aufarbeitung der jüdischen Geschichte begannen. Beide hoben hervor, dass die Geschichte der jüdischen Familien ohne ihr unglaubliches Engagement im Nebel der Vergangenheit untergegangen wäre. „Sie hat meine Familie, die aus der deutschen Geschichte verschwunden war, wieder zum Leben erweckt“, sagte Harvey Berger wörtlich und fügte unter Hinweis auf die 1962 in Berlin gesprochenen legendären Worte John F. Kennedys hinzu, dass er nun „ein Niederzissener sei“.