Ökumenisches Gemeindefest in Pech
In Wachtberg hat die Ökumene eine lange Tradition und entwickelt sich positiv weiter
Im Reformationsjahr rücken die beiden christlichen Konfessionen im Drachenfelser Ländchen enger zusammen
Pech. Vor 500 Jahren hatte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen und damit die Reformation eingeleitet, die zur Kirchentrennung zwischen katholischer und evangelischer Kirche führte. Im Drachenfelser Ländchen hingegen gehen die beiden christlichen Konfessionen schon seit Jahren immer enger aufeinander zu. Das wurde einmal mehr deutlich beim ökumenischen Gemeindefest zwischen den beiden
Kirchen in Pech. Selbst ein deftiger Hagelschauer konnte die Stimmung nicht vermiesen, denn die beiden Geistlichen, Pfarrer Michael Hoßdorf von der katholischen und Pfarrerin Kathrin Müller von der evangelischen Kirchengemeinde, suchten gemeinsamen Schutz unter einem Zeltdach und machten augenzwinkernd klar: „Wir lassen uns die Ökumene nicht verhageln, sondern rücken einfach noch enger zusammen.“
Gemeinsamkeit in den Vordergrund stellen und nicht das Trennende
Ohnehin plädierten beide dafür, die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu stellen und nicht das Trennende. So stand auch der von Müller und der katholischen Gemeindereferentin Claudia Schütz-Großmann geleitete Eröffnungsgottesdienst unter dem Motto: „In der Taufe sind wir eins“. Mehr als 400 Gläubige beider Konfessionen sorgten dafür, dass die katholische Erzengel-Kirche bis zum letzten Stehplatz und noch darüber hinaus gefüllt war, selbst Pfarrer Hoßdorf musste sich ganz hinten in eine Ecke quetschen. Was keinesfalls als Distanzierung von der Ökumene verstanden werden dürfe, machte er noch einmal ganz klar, er wolle sich auch weiterhin voll und ganz für die Ökumene einsetzen.
Viele wichtige Dinge funktionierten in Wachtberg ohnehin nur ökumenisch, wies Hoßdorf auf die Aktion „Zugabe“ oder die Flüchtlingshilfe hin, die vom ökumenischen Arbeitskreis organisiert werden. Die Ökumene werde in Wachtberg durch das gemeinsame Handeln gelebt und nicht nur durch Worte. Das zeige auch der enorme Zuspruch zum Ökumenischen Gemeindefest, bei dem die Gläubigen eine verbindende Schnur zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche mit hunderten von gelben und lila Tüchern knüpften, die die beiden Glaubensrichtungen repräsentieren.
Seit mehr als 30 Jahren auf einem gesunden Fundament
Die Ökumene müsse sich aber auch hier stetig weiterentwickeln, und das Reformationsjubiläum sei ein willkommener Anlass, die Gemeinschaft zwischen evangelischen und katholischen Christen weiter zu vertiefen, so Hoßdorf. Auch Pfarrerin Müller war der Ansicht, dass die Ökumene in Wachtberg stärker ausgeprägt sei als anderswo, auf jeder Ebene werde positiv zusammengearbeitet. Schließlich habe die enge Verbindung zwischen den beiden christlichen Religionen seit mehr als 30 Jahren Tradition und könne so auf ein gesundes Fundament bauen. „Das ist mittlerweile zur Normalität geworden, denn die Menschen sehen, dass uns weitaus mehr eint als trennt.“ Man müsse nur das Miteinander zulassen, bestätigte Hoßdorf.
Nach dem Gottesdienst spielten die Berkumer Dorfmusikanten zu einem kleinen Platzkonzert, anschließend brachte das Gesangs-Duo „BroMo - Brother Movement“ mit den Zwillingen Dennis und Marvin Ledermann aus Werthhoven seine neuesten Songs zu Gehör. Für die Kinder hatten sich evangelische Jugend, Pfadfinder und die Gruppe „Move“ eine Menge Aktionen ausgedacht, darunter das Kistenstapeln und Stockbrot brutzeln. Außerdem gab es ein spannendes Puppentheater des Waldorf-Kindergartens, Tanzaufführungen und einen Auftritt des Kinderchores, dazu eine gemeinsame Baumpflanzaktion der Kindergärten, ein Literaturcafé und den Bücherflohmarkt in der Gnadenkirche. Dort endete das ökumenische Gemeindefest auch mit einer gemeinsamen musikalischen Schlussandacht. JOST