Bad Breisiger Abendmusik - karnevalistisch!

Jecke Tön auf Orgelpfeifen

Jecke Tön auf Orgelpfeifen

Willibert Pauelsund Sven Scheurengestalteten diekarnevalistischeAbendmusik.Fotos: FA

Jecke Tön auf Orgelpfeifen

Bad Breisig. Wer immer die Idee hatte, den auf Bühnen erfahrenen katholischen Diakon Willibert Pauels als Moderator der Abendmusik in der Karnevals-Woche einzuladen - er hat einen Volltreffer gelandet. Mit ihm und Sven Scheuren an der Bad Breisiger Ausnahme-Orgel waren gleich zwei Meister ihres Fachs in der Marienkirche aufgeboten, und ihre Namen hatten die Wirkung nicht verfehlt: Beide Kirchenschiffe waren nicht nur bis auf den allerletzten Platz besetzt - jede Menge Stehplätze wurden zusätzlich in Anspruch genommen. Was der virtuose Sven Scheuren auf der West-Orgel bot, war tatsächlich höchste Interpretations-Kunst, war reine Zauberei auf den Manualen, auf dem Pedalwerk und allen Registern dieses wunderbaren Instruments. Aber musikailscher Fantasie und kompositorisches Können sind eine Voraussetzung für die herrlich zusammengefügten Medleys aus unterschiedlichen Töpfen. Scheuren hatte mit einer „Festival-Toccata“ direkt aufhorchen lassen, dann aber mit einer musikalischen Rundreise durch deutsche Städte zwar durchweg populäre Klänge zusammengefügt, dies aber so kunstvoll in Noten gesetzt, dass man sich nicht satthören konnte. In einem weiteren Potpourri widmete er sich rockigen Klängen der siebziger Jahre - ABBA klingt halt auch auf der Orgel - wenn man’s soo kann. In der Folge ließ der Organist das Instrument „von 2000 Jahren Weltgeschichte“ erzählen und spielte

zum Schluss die dem barocken Gotteshaus angemessenen „klassischen und humoristischen Variationen“ über „Großer Gott, wir loben dich“. Die Brücke zwischen den einzelnen musikalischen Darbietungen schlug Willibert Pauels in seiner un

nachahmlichen, fröhlichen, symphatischen Art. Durchaus bedacht, die Würde des Gotteshauses zu wahren, schöpfte er aus seiner 17 - jährigen Erfahrung auf der Bühne des kölschen Karnevals seine Routine, dem Publikum Freude zu bereiten. „Lachen ist die glücklichste Art, über den Dingen zu stehen“. Diese Weisheit zog sich durch alle verbalen Beiträge. Die zweitausend Jahre alte Weisheit des griechischen

Philosophen Epiktet hat ihm einst aus seiner schweren medizinischen Krise geholfen - und wirkt heute noch nach: „Auf die Perspektive kommt es an.“ Solch hilfreiche Erkenntniss verpackte der Moderator immer in viel Witz. mit stets verschmitztem Lächeln dargeboten. Da konnte es durchaus deftig werden. Beispiel: Tünnes und Schäl sind nach einer durchzechten Nacht auf dem Melatenfriedhof eingeschlafen, Als Tünnes sich morgens seiner Umgebung bewusst wird, rüttelt er Schäl wach: „Los, Auferstehung - mir sen de erste!“ Der „bergische Jung“ erzählt, wieviel Anfeindung ihm seine Karnevals-Karriere eingebracht hat. Und er hält dem ehemaligen Chef, Kardinal Meisner, zugute, dass er nie böse interveniert hat. Er erzählt beiläufig, welche Stellung ein Diakon in der katholischen Kirche hat: „Er darf heiraten - der Priester nicht!“ Ein Witz aus dem Kohlenpott: Alle knien vor Bischof Hengstbach, nur einer bleibt stehen. Er sei von der anderen Konfession. Der Bischof: „Dann sind Sie also mehr für Dr. Martin Luther?“ Der Kumpel: „Nein mit dem Arzt von de Knappschaft will ich nix zu tun han!“ Und was seine Erfahrungen im Karneval angeht: „Vorsicht, wenn die Leidenschaft an der Tür reinkommt, flieht der Verstand aus dem Fenster!“ Die Kombination aus grandioser Musik und intelligentem Witz war ein Knüller! Der „Bergische Jung“ hat alles gehalten, was man sich von ihm versprochen hatte. Der Beifall wollte nicht enden.