In Koblenz-Lay gehen Naturschutz und christlicher Glaube eine Verbindung ein
Karl-Heinz Jung - Herrscher über viele Insektenhotels
Koblenz-Lay. Fledermäuse, Marienkäfer, Wildbienen und alle anderen Käfer sind seine Freunde. Naturfreund Karl-Heinz Jung aus Lay baut mit enormer Energie Vogelhäuschen, Fledermausquartiere, Wildbienenhotels mit Schmetterlings- und Marienkäferunterschlupf wie am Fließband. Bis zu zwölf Stunden und mehr verbringt er mit dem „Wohnungsbau“ für die fleißigen Helfer der Natur.
Wer sein Haus und die Garage betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fertige Häuschen, Rohmaterial bereits zugeschnitten für neue Nistkästen, bereits verpackte Kartons, die zum Verschicken oder Abholen bereitstehen, findet man schön gestapelt und aufgereiht. Der gesamte Kellerraum und sogar die kleine Sauna werden als Trockenraum für die zugeschnittenen Hölzer genutzt. Über 200 Insektenhotels pro Jahr und etwas mehr als 30 Fledermauskästen täglich werden von „Karl“ wie seine Freunde ihn nennen, gefertigt. Sein Zuhause gleicht einer kleinen, feinen Schreinerei.
Die Bewahrung der Schöpfung als Lebensaufgabe
Bereits 1970 begann er gemeinsam mit seinen Brüdern, Nistkästen und Wohnstätten für Insekten, Vögel und Fledermäuse zu bauen. Sehr früh wurde aus diesem Hobby eine große Leidenschaft. Als ehemaliger „Banker“ hat er in seinem Leben viel Glück gehabt, und als gläubiger Mensch, der regelmäßig auf den Pilgerwegen unterwegs ist, hat er eine starke Zuneigung zur Natur entwickelt, daher ist die Bewahrung der Schöpfung für ihn nicht nur ein Lippenbekenntnis.
„Artenschutz am Pilgerweg“ ist europaweit vernetzt
Als ehrenamtlicher Helfer in der Jakobsbruderschaft betreut er seit Jahren den Jakobsweg an der Mosel. Dieser sogenannte Mosel-Camino führt die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela in Richtung Trier, Metz oder aber über Straßburg. Die Aufgabe der ehrenamtlichen Helfer besteht in der Markierung der Wege mit der Jakobsmuschel sowie der Erstellung von Flyern und Karten für die Pilger. Nachdem er einmal während des Pilgerns sah, mit welcher Gedanken- und Respektlosigkeit bisweilen mit Tieren und der Natur umgegangen wird, brachte ihn dies 2008 auf die Idee, diese Aufgabe mit dem Artenschutz zu verbinden, indem er die Wegmarkierung auf selbstgebauten Nistkästen anbrachte. Dies ist, wie er es nennt, „mein kleiner Beitrag zum Erhalt der Schöpfung“, und damit startete er das Projekt „Artenschutz am Pilgerweg“. Mittlerweile hat er mit seinem Projekt eine Vernetzung mit Nistkästen über Tausende von Kilometern durch ganz Europa erreicht. Zusätzlich hat er ein Netzwerk mit anderen ehrenamtlichen Betreuern der vielen Jakobswege und Herbergen in ganz Europa aufgebaut.
Bei der Führung durch sein Haus erklärt er mit leuchtenden Augen: „Das geht nach Madrid, das nach Montenegro, das nach Compostela, und der Inhalt aus diesem Karton wird demnächst im Kindergarten mit den Kindern und Eltern zusammengebaut.“
Am Anfang hat manch einer über sein Hobby gelächelt, wenn er in einem Baumarkt nach Resthölzern gefragt hat, die er für seine „Hotels“ kaufte. Heute ist er ein gern gesehener Kunde, und jeder weiß das große Herz, das in Karl-Heinz Jung schlägt, zu schätzen. Mittlerweile gehen die Nistkästen nicht nur, wie bereits erwähnt, nach Spanien oder Montenegro, auch Frankreich, Schweiz, Italien, Ungarn und Polen werden beliefert.
Dank vom Bischof und aus dem Vatikan
„Man braucht schon Biss“, sagt Jung lachend und erzählt von einem Brief, den ihm ein Pater aus Montenegro geschrieben hat. Dort entsteht ein „Schöpfungsweg“, der natürlich mit Nistkästen aus Lay bestückt ist. Die hängen mittlerweile auch im vatikanischen Garten in Rom und auch im Domgarten zu Trier, dies bezeugen die Dankschreiben aus dem Vatikan und des Trierer Bischofs, die er stolz präsentiert.
„Seid Hüter der Schöpfung und der Umwelt“, dieser eindringliche Satz, von Papst Franziskus geschrieben, hat sich Karl-Heinz Jung tief im Innern eingeprägt und ihn motiviert. Jung baut nicht nur die Nistkästen, er kontrolliert und säubert sie auch regelmäßig auf den Pilgerwegen. Wenn er wieder auf einen Pilgerweg geht, hat er immer ein paar neue Kästen im Gepäck. „Wenn die Verbindung von Beschilderung und Artenschutz auf allen Pilgerwegen Standard würde“, sagt Jung, „das wäre mein Traum.“ Erst kürzlich wurde er für sein Wirken mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Heute ist er wieder auf dem Weg. Buen camino!