Güllestopp für die Grafschaft gefordert

„Kein Import von Sondermüll aus Massentierställen in unserer Region“

Bürgerinitiative wehrt sich mit Protestaktion insbesondere gegen eine Gülleverklappung auf Grafschafter Äckern

„Kein Import von Sondermüll
aus Massentierställen in unserer Region“

„Uns stinkt’s!“ Mit Transparenten und zugehaltener Nase protestieren die Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Gülleimporte, offene Güllelager und Massentierhaltung.Foto: -JOST-

31.08.2016 - 08:00

Gelsdorf. Um das geplante Güllebecken in der Gelsdorfer Gemarkung ist es in den vergangenen Monaten ziemlich ruhig geworden. Dennoch lässt die „Bürgerinitiative gegen industrielles Güllelager und Massentierhaltung in Wohnortnähe“ nicht nach in ihrem Bemühen, die stinkende Brühe so weit wie möglich aus der Gemeinde Grafschaft herauszuhalten. Sie sieht sich nunmehr als „Bürgerinitiative gegen Gülleimporte, offene Güllelager und Massentierhaltung“ und wehrt sich insbesondere gegen eine Gülleverklappung auf Grafschafter Äckern, so der Vorsitzende Ulrich Hermanns aus Esch.

Am Samstag machten etwa 80 Mitglieder und Unterstützer ihrem Unmut Luft in einer Protestversammlung am Rande des Gelsdorf Gewerbegebietes. Ihre Forderung: „Kein Import von Sondermüll aus Massentierställen in unserer Region – Gülle-Stopp für die Grafschaft!“


Gestank erregt immer wieder die Gemüter der Bürger


Der Gestank besonders der Schweinegülle errege immer wieder die Gemüter der Bürger, die sich der Düngepraxis der Landwirte hilflos ausgeliefert sähen, so Hermanns.

Dabei handelten die Landwirte rechtlich einwandfrei, wenn sie sich an die Vorgaben der Düngerverordnung hielten. Die Praxis beweist jedoch, dass schwarze Schafe unter ihnen den Beruf der Landwirtschaft insgesamt aufs Spiel setzen. „Wir konnten bereits mehreren Landwirten den Verstoß gegen die gute fachliche Praxis nachweisen, was Bußgeldverwarnungen der ADD als Aufsichtsbehörde zur Folge hatte.“

Darüber hinaus sei klar, dass Monokulturen, modernste Landmaschinentechnik, hoher Pestizideinsatz und der enorme Einsatz von Gülle zu Düngung nachweisbar Flora und Fauna zerstörten. Ganz abgesehen von den gesundheitlichen Gefahren, die von der Gülle ausgingen.

Nicht nur deshalb müsse das Wasserrecht unbedingt und vorbehaltlos vor dem Düngerecht stehen.

Viele wissenschaftliche Dokumentationen belegten inzwischen sehr eindeutig die Gefahren durch Überdüngung der Böden für die Umwelt, so Hermanns weiter. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen habe im Auftrag der Bundesregierung in seinem jüngsten Umweltgutachten sowohl beim Gesetzgeber als auch bei der Landwirtschaft fehlenden Fortschritt beim Umweltschutz angemahnt.

Alle Umweltverbände warnten schon seit langer Zeit vor den Folgen der industrialisierten Landwirtschaft, „diesen Warnungen schließen wir uns vorbehaltlos an.“


Sondermüll wird auf Ackerböden verklappt


Massentierställe mit bis zu 60.000 Tieren, die in qualvoller Enge ein würdeloses Dasein ertragen müssten, produzierten jährlich ein Gülleaufkommen von mehreren 100 Millionen Litern, rechnete der BI-Vorsitzende vor. „Die Agrarlobby preist diese Gülle, im Fachjargon auch Wirtschaftsdünger genannt, als wertvollen Dünger an. Wir nennen es Sondermüll, der auf Ackerböden verklappt wird und die Bürger mit dem elendigen Fäkaliengestank belästigt.“

Inzwischen betreibt ein Landwirt in Grafschaft-Esch eine Schweinemastanlage mit fast 1500 Tieren. Je nach Wetterlage müssten die Bürger von Esch und Alteheck den beißenden Geruch aus der Anlage ertragen. Eine Auflage zum Einbau von Filtern in der Abluftanlage wurde mit der Baugenehmigung nicht erteilt.

Die Bürgerinitiative verweist auch auf den engen Zusammenhang von Massentierhaltung und Gülleverklappung. Nur wenn es gelinge, den Fleischkonsum und die Gier nach Billigfleisch zu reduzieren, könne damit auch der Güllefluss ausgetrocknet werden.

Die riesigen industriellen Massentierställe in den Niederlanden und vom Münsterland über Norddeutschland bis hin nach Mecklenburg-Vorpommern könnten nicht genügend eigene Flächen zur Entsorgung nachweisen. Güllebörsen vermittelten die Transporte inzwischen in sehr viele Regionen Deutschlands und auch in die Grafschaft.


Neuausrichtung der Agrarpolitik gefordert


Hermanns macht aber auch klar: „Wir protestieren gegen Agrarindustrie und Landwirtschaftslobby – und nicht gegen die Höfe mit familiärer kleinbäuerlicher Struktur und ihrer Kreislaufwirtschaft.“

Die Bürgerinitiative wende sich dagegen, dass die Grafschaft zu einer Entsorgungsregion für Exkremente aus der Massentierhaltung werde. Letztlich helfe nur eine Neuausrichtung der Agrar- und Subventionspolitik hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Deshalb appelliere man auch an die Politik, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen mit einer Gesetzgebung, die den Schutz der Bevölkerung, der Natur, der Nutztiere und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft fördere.

Weitere Informationen zur Bürgerinitiative gibt es im Internet unter www.guelle-stopp.de.

JOST

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02.09.2016 09:38 Uhr
K. Leinbauer

Die auszubringende Menge wäre geringer, aber die Gärreste aus den Anlagen würden wiederum als Düngemittel genutzt werden. Und den Mitgliedern solcher Bürgerinitiativen spreche ich größtenteils die Fähigkeiten und/oder den Willen ab, 1. das entsprechend zu differenzieren und 2. die Komplexität des ganzen Wirtschaftskreislaufs zu betrachten. Es wird nicht der gleiche "kleinbäuerliche" Landwirt die eigenen Gärreste auf eigenen Flächen ausbringen, die aus seiner eigenen Biogasanlage entstanden sind, gefüttert aus den Ausscheidungen der eigenen Tiere, die gefüttert werden mit den Pflanzen von den eigenen Flächen... Und selbst wenn, merkt dann der mündige Initiativenbürger, dass das immer noch stinkt, wird er seine Plakate wieder rauskramen und dem Kleinbauern erklären, wie er mit seinem wichtigsten Betriebskapital umzugehen hat.
Ich kann mich auch noch an die kleinbäuerliche Tierhaltung erinnern, monatelange Anbindehaltung etc., da sind die "Massen"ställe heute um Welten tierfreundlicher.



01.09.2016 15:31 Uhr
Uwe Klasen

Anstatt mit Maismonokulturen sollte durch due Gülle Gas zur Stromproduktion erzeugt werden.
Damit würden die Äcker und Nasen entlastet, genauso würde eine beständige Stromversorgung, im Gegensatz zu Windräden, zur Verfügung stehen.
Vermutlich wäre das Problem dann geringer, ohne den Menschen, wieder einmal (!), vorzuschreiben, was und wieviel sie Essen dürfen!



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