Leserbrief vom Junggesellenverein Rech e.V. 1615

Kein Verständnis fürs Brauchtum ?

Kein Verständnis fürs Brauchtum ?

Als Kompromisslösung der Polizei musste der Maibaum vor Ort in Stück gesägt und anschließen abtransportiert werden. Fotos: privat

Kein Verständnis fürs Brauchtum ?

Die Weiterfahrt mit dem Maibaum wurde aufgrund der Überlänge, einem nicht zugelassenen Fahrzeug für Langholztransporte und der unzureichenden Ladungssicherung von den Beamten der PI Adenau untersagt.

Liebe Bürger, Werte Brudervereine, aus aktuellem Anlass möchten wir die Öffentlichkeit gegenüber einem Wandel an Bedeutung sensibilisieren, wie wir ihn uns selbst nicht hätten ausmalen können. Anlass war der geplante Transport unseres Maibaums vergangenen Samstag in unser Dorf. Besonders weit kamen wir jedoch nicht. In Höhe des Ahrbogens wurden wir von einer Streife der Polizeiinspektion Adenau angehalten. Der Sachverhalt war aus Sicht der Polizisten (auf die Veröffentlichung Ihrer Namen verzichten wir) schnell festgestellt. Ein Fahrzeug mit Überlänge, der Maibaum auf einem nicht zugelassenen Fahrzeug für Langholztransporte, sowie eine angeblich unzureichende Ladungssicherung. Das andere Fahrzeug beförderte unzulässiger Weise Personen auf dem Anhänger. Die vorgeschlagene Kompromisslösung der Beamten: Wenn der Maibaum sofort der Vernichtung zugeführt wird und in geeigneter Weise abtransportiert wird und die beförderten Mitglieder sich abholen lassen, würden Sie von einer Strafanzeige absehen. Da wir keine andere Möglichkeit sahen, die Beamten uns nicht eskortieren wollte und wir die beiden Fahrer (und damit die Verantwortlichen) vor einer Anzeige schützen wollten, sägten wir den Baum noch vor Ort klein. Alle außer den beiden Fahrern ließen sich per PKW abholen. Was uns am meisten enttäuscht hat, war dass mangelnde Verständnis gegenüber eines Brauchtums, welches bei uns dieses Jahr zum 400. Mal wiederholt wird. Die Beamten sahen Ihre Befürchtung, im Nachhinein in Regress gezogen zu werden, falls Sie uns unterstützen, im Vordergrund. Auf den Einwand hin, dass wir kulturelle Zwecke und die Pflege eines Brauchtums verfolgen und deswegen Ein- beziehungsweise Nachsicht erhofften, fanden wir kein Verständnis. Die Äußerung eines der beiden Beamten, dass er früher mal selber aktiver Junggeselle gewesen sei und dies kenne, half uns dabei auch herzlich wenig. Was lernen wir daraus? Für die Zukunft versuchen wir entsprechende Ausnahmegenehmigungen für den vorliegenden Fall gemäß § 49 Absatz 1 Nr. 5 und 5a (Ausnahme des Verbots der Mitnahme von Personen sowie Ausnahme der Vorschrift über Länge von Fahrzeugen und deren Beladung) zu erwirken, in der Hoffnung, dass wir den damit verbundenen Auflagen nachkommen können. Die Kosten in bisher unbekannter Höhe für den Antrag und gegebenenfalls ein Sachverständigengutachten muss der Verein tragen, Jahr für Jahr. Was können Sie für sich mitnehmen? Wundern Sie sich nicht, wenn traditionelle Brauchtumsvereine von der (kulturellen) Bildfläche unseres Landes verschwinden. An mangelnder Motivation unsererseits scheitert es die nächsten 400 Jahre jedenfalls nicht. Was erhoffen wir uns von der Exekutive? In dubio pro reo, liebe Polizei.

Junggesellenverein Rech e.V. 1615

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>> Artikel: 21.04.2015 - Stellungnahme der Polizei Adenau zum Leserbrief "Kein Verständnis fürs Brauchtum ?"