Pierre Stutz begeisterte im Laacher Forum

„Lass dich nicht im Stich“

„Lass dich nicht im Stich“

Pierre Stutz.E.T. Müller

Maria Laach. Zum zweiten Mal konnte die Buch- und Kunsthandlung mit Pierre Stutz, einen der gefragtesten spirituellen Lehrer fürs Laacher Forum gewinnen. Der Schweizer Theologe sprach im Vortrag „Lass dich nicht im Stich“ über die spirituelle Botschaft von Ärger, Zorn und Wut. Als negatives Gefühl beurteilt, gestehen viele sich Ärger, Zorn und Wut oft nicht ein und versuchen diese durch Verdrängung zu überwinden. Viele wollen ja gute, sanfte Menschen sein. Dabei gehören auch herausfordernde Emotionen zum Menschsein dazu.

In seinem Vortrag spürte Pierre Stutz diesen Empfindungen nach und gab seinen Zuhörern Tipps an die Hand, sie spirituell zu lesen und aus ihnen einen Nutzen zu ziehen. „Was ist es, was uns verboten hat, Ärger zu spüren“, fragte der Referent selbstkritisch im Laacher Forum. Der meist negativ gebrauchte Begriff „Aggression“ kommt aus dem Lateinischen „ag-gredi“, was nichts anderes bedeutet, als sich in Auseinandersetzung hineinzubegeben.

Pierre Stutz: „Dass Sie am Montag aufgestanden sind, ist bereits ein aggressiver Akt.“ Und der Theologe gab den Rat, sich nicht mehr verbiegen zu lassen, sondern Gefühle wie Zorn und Wut ernst zu nehmen, die „falsche Versöhnlichkeit zu entlarven, mich nicht kleinkriegen zu lassen und mit lauter Stimme gewaltfrei Widerstand zu wagen. Es gibt zu viele, die zu viel in sich hineinfressen, die leiden, dass sie zu schnell aggressiv seien.“ Schließlich ist es wichtig, gut mit sich selbst umzugehen und sich ernst zu nehmen.

Kraft der

Aggression positiv freisetzen

„Es gibt nichts Schlimmeres, als eine falsche Versöhnlichkeit“, stellte Pierre Stutz fest und warb für einem konstruktiven Umgang mit Aggression, der damit beginne, Selbstvertrauen und Mut zu entwickeln, sich nicht im Stich zu lassen, sondern zu wehren. Die Kraft der Aggression solle positiv für einen alltäglichen Friedensweg freigesetzt werden. Gleichzeitig warnte der Referent, nicht in Wut, Ärger und Empörung stecken zu bleiben und anstelle von Meckern und Nörgeln Eigenverantwortung zu übernehmen. Hingegen stifte eine positiv verstandene Aggression Beziehung und könne damit zu einer lebendigen Auseinandersetzung führen.

Pierre Stutz: „Ein spiritueller Weg schenkt nicht nur Balance, sondern auch den Mut, sich nicht verbiegen zu lassen. Sich wehren zu können für die eigenen Rechte und die Menschenrechte sind zentrale Werte auf einem inneren Weg. Unsere Aggression, unser Ärger, unsere Wut und unser Zorn können sich nicht nur in abscheulicher Gewalt verirren, nein, sie können auch eine Brücke sein zu dem, was uns zutiefst heilig ist und wofür wir bereit sind, gewaltfrei mit beharrlicher Geduld zu kämpfen, indem wir der Angst vor Liebesentzug nicht die Regie in unserem Denken, Fühlen und Handeln überlassen.“