Rund 300 Zuhörer applaudieren dem Bad Neuenahrer QuAHRtett

Mehr als ein Schlagerstar

Mehr als ein Schlagerstar

Das Bad Neuenahrer QuAHRtett in der Konzerthalle im Kurpark. -FIX-

Bad Neuenahr. Auf „Merci, Cherie“ musste das Publikum nicht lange warten. Es war gleich das erste Lied beim Udo-Jürgens-Abend mit dem Bad Neuenahrer QuAHRtett in der Konzerthalle im Kurpark von Bad Neuenahr und der Auftakt einer geschickten Dramaturgie. So sang Johann-Jakob Taferner, der sonst seit 2011 die Klarinette im Bad Neuenahrer QuAHRtett spielt, diesmal aber ausschließlich als Vokalist und Moderator auftrat, zunächst den Titel, mit dem Udo Jürgens 1966 den Grand Prix Eurovision gewann. „Danach konnte er sich aussuchen, was er singen wollte“, stellte Taferner über den gebürtigen Österreicher fest.

Wie zum Beweis legte das QuAHRtett dann nicht die größten Jürgens-Hits nach, sondern präsentierte zunächst chronologisch eher weniger bekannte Songs von ihm.

Diese warfen ein Licht auf Udo Jürgens als nachdenklichen, zeitkritischen Interpreten, der mehr war als ein Schlagersänger. Den Song „Lieb Vaterland“ aus dem Jahr 1970 etwa, der viel Applaus bekam, auch weil die darin geschilderten Missstände im Land immer noch als sehr aktuell empfunden wurden. Oder „Auf der Straße der Vergessenheit“ und „Illusionen“ sowie das Plädoyer für mehr Dankbarkeit der Menschen für das, was sie haben: „Ist das nichts“.

„Herzlich willkommen in unserer Sauna“ hatte Taferner das Publikum zum Auftakt des Konzerts willkommen geheißen. Trotz hoher Temperaturen waren rund 300 Zuhörer gekommen, die vor allem im ersten Teil sehr aufmerksam den Texten und auf den Arrangements lauschten, die auch jeden der Instrumentalisten zur Geltung brachten. Statt sich wie Udo Jürgens selber am Klavier zu begleiten, überließ Taferner das Itai Sobol. Für immer wieder feine Melodielinien sorgte Edit Koledich an der E-Violine, und Kristof Dömötör überzeugte genauso an Sopran-Saxofon und auch mal an der Bassklarinette. Auch im Dialog und in mehreren Soli fanden die Instrumentalisten jeweils individuell Ausdruck bei diesem Auftritt. Das galt speziell für die langsameren und ernsteren Stücke, bei denen das Publikum andächtig zuhörte.

Der zweite Teil des Abends

Im zweiten Teil, mit Titeln wie „Mit 66 Jahren“, „Ich war noch niemals in New York“ und zum Schluss „Aber bitte mit Sahne“, hatte das Publikum Gelegenheit, mehr aus sich heraus zu gehen. Manchmal erklang schon bei der bloßen Ankündigung eines Liedes in froher Erwartung ein Raunen oder Seufzen aus den Publikumsreihen. Und dank der amüsanten Moderationen gab es auch immer wieder Grund zum Schmunzeln.

Wenn auch gerade bei den bekannteren Stücken klar wurde, dass der Kölner Johann-Peter Taferner nicht Udo Jürgens ist: Seine Stimme passte zu den Liedern, hatte Kraft und war mit einem entsprechenden Timbre versehen. Nach eigenen Angaben war es auch nicht Taferners Absicht, „Udo Jürgens 1:1 zu imitieren“. Auch Jürgens selbst habe seine Lieder immer wieder anders gesungen, stellte er fest, hatte aber eine gute Wahl getroffen aus dem umfangreichen Schaffen von Udo Jürgens. Mehr als 1000 Kompositionen werden dem Ende 2014 im Alter von 80 Jahren gestorbenen Pianisten und Sänger zugeschrieben. Taferner berichtete auch aus dessen Leben und Wirken. Bereits 2014 hatte das Bad Neuenahrer QuAHRtett viele Zuhörer mit einem Udo-Jürgens-Abend in die Konzerthalle im Kurpark gelockt. Deshalb gab es nach Angaben der Heilbad GmbH nunmehr eine Neuauflage, und es kamen noch mehr Zuhörer als damals. Mit „Vielen Dank für die Blumen“ hatte sich das QuAHRtett schon in die Pause verabschiedet, und auch mit „Aber bitte mit Sahne“ war am Ende des zweiten Teils „noch lang noch nicht Schluss“, wie Jürgens es wohl gefasst hätte: „Griechischer Wein“ musste auf jeden Fall noch sein.