Premiere in der Galerie Rosemarie Bassi in Remagen

Nicht APO undnicht Mafia – die Buchela sagt aus

Nicht APO und
nicht Mafia – die Buchela sagt aus

Sie waren an der Gestaltung des Abends beteiligt (v. l.): Wolf Schmoll genannt Eisenwerth, Rudolf Selbach, Christiane Sturm, Monika Littau sowie Martin Strohmeyer. Antje Dertinger

Nicht APO und
nicht Mafia – die Buchela sagt aus

Remagen. „Nein, ich wäre nicht nach Remagen gefahren. Ich hätte nicht diese Frau aufgesucht, damit ich höre, was mit mir los ist und wie es weiter gehen wird. Dass ich unglücklich war, wusste ich auch so, das musste ich mir von niemandem erzählen lassen.“

So die Eingangsworte von Werner, einem der Attentäter auf das Fallschirmjäger-Bataillon in Lebach, bei dem 1969 vier Soldaten getötet wurden. Er und die damals in Remagen ansässige Buchela, „Pythia von Bonn“ genannt, sind die Protagonisten eines Live-Hörspiels aus der Feder von Monika Littau, die bereits 2012 einen Roman über die hellsichtige Sintezza veröffentlicht hat („Vom Sehen und Sagen. Die Buchela“). Das Leben der Buchela, so sagte sie bereits damals, reiche aus für fünf (Kriminal-)Romane. Sie habe viel Stoff weglassen müssen.

Nun hat die Autorin einen der prominenten Fälle von Margarethe Goussanthier aufgegriffen und in der außergewöhnlichen Form eines Live-Hörspiels anlässlich des 30. Todestags der Seherin in der Galerie Rosemarie Bassi uraufgeführt. Trotz schönstem Sonnenschein fanden sich im Europäischen Kulturzentrum so viele Gäste ein, dass nach Stühlen gesucht werden musste. Die Gekommenen hörten konzentriert den Live-Reflexionen der Buchela (gesprochen von Christiane Sturm) und Werner (gesprochen von Rudolf Selbach) und den zuvor im Tonstudio mit weiteren Akteuren aufgenommenen Szenen aus dem Geschehen des Kriminalfalls zu. Ergänzt um zusätzliches Klangmaterial ergab sich im Wechsel von Live-Monologen und eingespielten Szenen ein Gesamtbild, aus dem sich mosaikartig das Bild des Geschehens ergab. Drei Homosexuelle aus der Kleinstadt Landau wollten ihrer engen Lebenswelt und der Verfolgung durch die Justiz – damals galt noch der Paragraph 175 – entfliehen. Dabei wurden sie zu Kriminellen und Mördern. Mit dem Soldatenmord von Lebach verbreiteten sie Schrecken, um anschließend Schutzgelder erpressen zu können. Die damals in Remagen lebende Buchela hatte der Presse mitgeteilt, dass keinesfalls in der APO engagierte Studenten, noch die Mafia, wie vermutet wurde, dieses Massaker verübt hätten. Möglicherweise geriet sie mit dieser Äußerung auf die Liste der Personen, die erpresst bzw. „beseitigt“ werden sollten. Am Ende kam es jedoch anders. Die Buchela konnte Aussagen zu einem gewissen Dr. Sardo machen, was zur Überführung der drei Täter beitrug. Dafür erhielt sie eine hohe fünfstellige Prämie.

Die Präsentation als Live-Hörspiel am Sonntagnachmittag war nicht nur innovativ, sondern abwechslungsreich: eine aufwendige künstlerische Umsetzung, die sich jedoch in jedem Fall gelohnt hat.