Die Unkeler Trinitatis-Gemeinde feierte den ersten Gottesdienst mit ihrer neuen Pfeifenorgel

Noch Spender und Orgelpaten zur Schließung der Finanzierungslücke gesucht

Noch Spender und Orgelpaten zur Schließung der Finanzierungslücke gesucht

Svetlana Winnekes und Kreiskantor Thomas Schmidt spielten sich vor dem Gottesdienst an der neuen Orgel ein. DL

Unkel. Zu einem Festgottesdienst mit einer Orgelmatinee mit Kreiskantor Thomas Schmidt im Anschluss an den Kirchenkaffee hatte die Unkeler Trinitatisgemeinde am Sonntagvormittag anlässlich der Einweihung ihrer neuen Orgel eingeladen. „Wir würden besser von einer In-Betrieb-Nahme sprechen, denn bei uns werden ja nur Menschen mit dem Segen geweiht. Ein Segen ist die neue Pfeifenorgel selber allemal“, so Pfarrer Michael Busch. Auf diese als Ersatz für ihre alt Orgel, die aus den 70-er Jahren stammt und längst nicht mehr der Qualität der heute mit Computertechnik ausgestatteten Digital-Orgeln entspricht, wartet die Gemeinde schon seit Jahren.

Auf eine Pfeifenorgel hatte man damals verzichtet, weil diese unter den Erschütterungen durch die Schifffahrt auf dem nahen Rhein zu sehr gelitten hätte. Dieses Problem besteht aktuell nicht mehr.

„Unsere alte Orgel hat zwar viel länger durchgehalten als erwartet und spielt klanglich sogar in einer Liga, die elektronische Orgeln nur selten erreichen. Mit 40 Jahren zählt sie aber zu den ältesten ihrer Art und ist in keinem einwandfreien Zustand mehr, sodass wir schon eine neue Lösung brauchten“, so Michael Busch. Eine Pfeifenorgel sollte es aber schon sein, werden die einst hochgelobten Digital-Orgeln, die auch keine langfristige Lösung bieten würden, vielerorts wieder abgebaut, weil ihre computertechnisch simulierten Orgeltöne den natürlich-lebendigen Klang einer Pfeifenorgel bei weitem nicht erreichen. Wie schon für das Gemeindezentrum in Rheinbreitbach habe man sich für den Kauf einer gebrauchten Orgel entschieden.

Froh konnten der Pfarrer und das Presbyterium dann im April vorigen Jahres verkünden, dass die Suche nach einem gebrauchten Instrument zusammen mit dem erfahrenen Orgelbauer Stephan Oppel und der landeskirchlichen Orgelsachverständigen erfolgreich gewesen war. In Fellbach bei Stuttgart haben wir eine neobarocke Orgel aus den 50-er Jahren gefunden, die allerdings noch zu bescheiden für den Einsatz im Gottesdienst war, ganz zu schweigen von unserem Wunsch, mit ihr Konzerte veranstalten zu können“, berichtete Michael Busch. Eine komplette Renovierung des Instruments mit Trakturen, Windanlage und Pfeifenwerk reichte somit nicht aus. Vielmehr musste Stephan Oppel in seiner Werkstatt in Schmallenberg neben dem Neuaufbau des Gehäuses zusätzliche Pfeifen einbauen, um das Instrument diesen Ansprüchen zu genügt. Das wurde dann im Sauerland wieder auseinandergebaut, um die Reise nach Unkel antreten zu können, wo schließlich die 876 Pfeifen intoniert wurden, von denen nur die 21 kräftig klingenden „Principale“ vom Altar aus rechts oben auf der Empore zu sehen sind.

„Eigentlich sollte unsere neue Pfeifenorgel ja schon Anfang Mai direkt nach der Konfirmation hier in der Kirche aufgebaut werden, aber diesen Termin mussten wir wegen Lieferschwierigkeiten beim Umbau des Instruments auf heute verschieben. So ganz fertig sind wir auch nicht geworden, wie die fehlende Abdeckung zum Kirchendach zeigt“, gestand der Pfarrer ein. Und auch die Ansteuerung sei noch nicht komplett. Trotzdem würde die neue Orgel ihrer Aufgabe, Gott zu loben, gerecht werden.

Zum Nulltarif ist das allerdings nicht zu haben. Rund 100.000 Euro hat sich die Gemeinde das „neue“ Instrument kosten lassen. Aktuell sind 41.000 Euro durch Spenden zusammengekommen. Aber ich hoffe, dass wir so auf 50 Prozent der Kosten kommen werden“, zeigte sich Michael Busch zuversichtlich und wies auf „Pfeifen-Patenschaften“ hin. Die kosten für nicht sichtbare Holz- oder Bleipfeifen je nach Größe zwischen 25 und 250 Euro, für eine Schmuckpfeife müsste man zwischen 300 bis 500 Euro locker machen. Aber kann man auch Pate mehrerer Töne oder eines ganzes Registers werden sowie einer Oktave oder einer kleinen Melodie werden. Hinsichtlich einer Patenschaft oder Spende kann man sich unter E-Mail: mi.busch@online.de, Tel. (0 22 24) 54 33, an den Pfarrer wenden.

„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, so der Psalm. Und eine Orgel hat ja Atem, braucht Wind, um ihre Pfeifen klingen zu lassen“, erklärte Michael Busch. Johann Sebastian Bach habe immer geprüft wie ein Orgel atme und hervorgehoben, dass es nicht auf einzelne Töne, ankomme, sondern auf den Zusammenklang. „Damit wird die Orgel zu einem Bild für Gemeinde. So wie die Harmonie aus Dissonanzen, schräge Töne braucht, so machen unterschiedlichste Charaktere auch eine Gemeinde lebendig, so wie sie an Pfingsten erstmals durch das Brausen vom Himmel entstanden ist“, erklärte Michael Busch. Wie damals die Jünger könne jeder Gottes Instrument sein. Die Orgel helfe, im Gottesdienst anzukommen. Sie wird uns bei Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten begleiten oder wie gleich nach dem Gemeindekaffee bei Konzerten und dabei für einige die Kirchentüren neu öffnen“, schloss der Pfarrer seine Predigt, in der die Orgel eine zentrale Rolle gespielt hatte.

Erstes vielversprechendes Konzert

„Hauptakteur“ war sie dann bei ihrem ersten Konzert, das Thomas Schmidt mit Georg Friedrich Händels „Voluntary XI D-Dur eröffnete, dem er „O Welt ich muss dich lassen“ aus den Choralvorspielen von Johannes Brahms folgen ließ. Erika Stöcker setzte die Orgel-Matinee mit Stücken aus der „Suite gothique“ von Leon Boellmann fort, bevor Svetlana Winnekes etwa mit „Solveigs Lied“ oder der „Morgenstimmung“ Sätze von Edvard Griegs „Peer Gynt“ zu Gehör brachte. Nach diesen spielt der Kreiskantor „Ritzy“ aus der Art Deco Suite von Nigel Ogden, bevor Anne Gerreser mit Matthias Michels „Intrade in Jazz“ das erste, vielversprechende Konzert auf der neuen Orgel beendete.