Schlosstheater Neuwied im März

„Othello“ - Liebe, Intrige und Tod

Vorstellungen noch bis zum 30. März

08.03.2018 - 17:06

Neuwied. „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“ Shakespeares „Othello“, ein Schauspiel um Liebe, Intrige, Eifersucht und Mord, steht im März auf dem Spielplan des Schlosstheaters. Die Inszenierung von Marcel Krohn ist drastisch,

gewagt aber auch authentisch. Die Schauspieler spielen glaubwürdig, allen voran Stefan Krause als Jago, der für den angekündigten aber leider für keine Vorstellung zur Verfügung stehenden

Martin Semmelrogge einspringt. Er ist ein durchaus guter „Ersatz“, spielt überzeugend den in der Beförderung Übergangenen und darum aus Hass intrigierenden Fähnrich des Othello (Jean-Philippe Adabra). Der „Mohr“, „Neger“, „Schwarzer“, alle politisch unkorrekten Begriffe tauchen auf - im 16. Jahrhundert schließlich üblich. Völlig unüblich für die

damalige Zeit ist der hohe Stand des Othello, er ist sozusagen ein „Emporkömmling“. Die Liebe zu Desdemona und die heimliche Heirat bringt ihm zusätzlich den Hass seines Schwiegervaters Branbantio (Josef Hofmann) und des abgewiesenen Verehrers Rodrigo (Laurius Phoulivong) ein. Jago benutzt Cassio - herrlich gespielt von Alexander Hanfland - um Desdemona in Verruf zu bringen. Eigentlich spekuliert er darauf, dass Othello aus der Armee ausgestoßen wird, seine Verleumdungen bewirken jedoch, dass Othello sich gegen seine Frau wendet. So nimmt das Schicksal seinen Lauf bis hin zu Mord und Selbsttötung. Die Handlung ist klassisch und fesselt den Zuschauer, der - das Ende kennend - den Verlauf des Intrigenspiels mit Interesse und aufsteigender Wut verfolgt. Vergleiche mit dem „mobbing“ unserer Zeit sind nicht zufällig

und nicht ungewollt, so scheint es. Einzig die Methoden sind heute andere, im Zeichen der modernen Medien. Jago musste seine fiesen Sprüche noch persönlich abliefern, ist aber genauso „erfolgreich“ wie die „fakenews“ in facebook und twitter des 21. Jahrhunderts. Vergebens wartet der Zuschauer darauf, dass zwischen den Beteiligten einmal ein klärendes Gespräch stattfindet, alles funktioniert mit Hörensagen und Weitersagen. So kann das Gift schließlich wirken, und auch wenn Jago am Ende zur Verantwortung gezogen wird, es ist für die Liebenden zu spät, sie sind tot.


Metall als Bühnenbild


Die Kostüme und die Ausstattung sind in Grautönen gehalten - nur Desdemona (Joanna Semmelrogge) trägt leuchtendes grün, gelb und orange. Und auch Othellos roter Mantel ist am Ende grau - ein Symbol für den Verlust der Liebe und de Vertrauens?

Bemerkenswert ist wieder einmal das Bühnenbild. Metallwände trennen und vereinen, bilden Räume, werden zwischen den Szenen laut scheppernd verschoben und auch schonmal zu emotionalen Entladungen benutzt.

Eine Treppe führt zu einer zweiten Spielebene, die eine recht gewagte Konstruktion darstellt. Ein wenig Angst bekam man schon beim gelegentlich turbulenten Spiel, weniger wegen des spritzenden (Theater)blutes, als vielmehr um die Stabilität des Bühnengerüstes, dessen Materialdimensionierung ziemlich sparsam, aber offensichtlich statisch ausreichend war, hoffentlich noch für viele Vorstellungen.


Weitere Vorstellungen


Noch bis zum 11. März, sowie am 14. und vom 23. bis 30. März kann man die Vorstellung besuchen, jeweils um 20 Uhr, am Sonntag, 11. März auch um 16 Uhr. Karten gibt es an der Theaterkasse, montags bis freitags 8-17 Uhr, Tel.: 02631 / 22288. Weitere Informationen unter www.schlosstheater-neuwied.de

-he-

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09.03.2018 19:45 Uhr
Traudi Löffler

Ich kann dieser Kritik nur zustimmen. Ich habe am 8. März Othello gesehen und war von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt. So kann man auch einen Klassiker auf die Bühne stellen- sogar in Neuwied! Weiter so!!!



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