Ausstellung im Museum: Die Bachstraße in historischen Fotos

„Schimmel’sche on sein Bachstrooß“

„Schimmel’sche on sein Bachstrooß“

Viele Fotos erzählen die Geschichte der Bachstraße.FA

Bad Breisig. Ein nicht alltäglicher Beweis für Heimatverbundenheit hat in diesen Tagen das städtische Museum im „Schultheissen-Haus“ in der Biergasse aufzuweisen: Der vor Jahrzehnten aus beruflichen Gründen von Bad Breisig nach Stuttgart umgezogene Franz-Gerd Hammes präsentiert seine mit Liebe und Akribie zusammengestellte Sammlung alter Fotos aus seinem früheren Lebensbereich, der quellenstädtischen Bachstraße.

Dort ist er in der einstigen Bäckerei Nachtsheim geboren und aufgewachsen. Dort durfte er als Jugendlicher täglich Brötchen austragen und wurde wegen seiner hellen Haare von den Kunden liebevoll „Et Schimmel’sche“ genannt. Der Spitzname hat sich gehalten, als seine Haare sich im Rentenalter von Blond auf Weiß färbten - und darauf ist Franz-Gerd Hammes stolz. In den Jahrzehnten, da er in der schwäbischen Metropole wohnte, hat er nie die Bindung zu seiner Familie und damit zu Bad Breisig verloren. „Es drängte mich einfach, so ungefähr einmal innerhalb von acht Wochen bei meinen Leuten und Freunden in Breisig vorbeizuschauen. Bei dieser Gelegenheit sammelte ich immer wieder Erinnerungsstücke, vor allem Fotos. Es hat sich doch über die Jahrzehnte so vieles verändert in der Bachstraße, dem Kern der Quellenstadt. Und dies alles mit Fotos zu dokumentieren, hat mich einfach gereizt. Ich habe häufig während meiner Besuche in Breisig bei den alteingesessenen Familien geklingelt, mich mit ihnen unterhalten und alte Dokumente ausgeliehen. Seitdem dies möglich war, habe ich alles digitalisiert, bearbeitet und vergrößert. Seit ich aus Gründen fortgeschrittenen Alters mir dafür mehr Zeit nehmen konnte, habe ich die Kontakte intensiviert und war erstaunt, wie bereitwillig die Bürger ihre alten, oft nahezu vergessenen Fotoschätze herauskramten und mir zur Verfügung stellten. So sind hunderte von vorzeigefähigen alten Ansichten zusammengekommen. Sie in Zusammenarbeit mit dem neu entstandenen Breisiger Museum, besonders mit dessen Initiator Andreas Windscheif, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war mein Anliegen...“ Nun hängen sie da, auf großen Stellwänden, die liebevoll bearbeiteten - und mit Legenden erläuterten - Fotos. Vom Augenblick der Eröffnung an interessierten sich scharenweise Bürger der Quellenstadt für die Ausstellung im kleinen Breisiger Museum. Angesichts der alten Fotos entbrannten heiße Diskussionen. „Guck mal: Die Bleidt’s hatten damals wirklich ein Café neben der ‚Alten Post‘ !“ „Hier - die Bürsching’s mit ihrem kleine Lebensmittelladen. Da kriegte man mit einem Apparat die Konservendosen verschlossen, die Mutter daheim mit Obst gefüllt hatte.“ „Man erinnert sich ja kaum noch an die Bahnschranken. Da kam der Witz auf: Du brauchst net nach Garmisch zu fahren - hier kannst du am Tag 360-mal die ‚Zugspitze‘ sehen! So oft gingen am Tag die Schranken rauf und runter.“ „Und da am Bahnübergang das Textilhaus Butenkemper - die hatten ‚Übergangsmäntel‘ im wahrsten Sinne zu verkaufen!“ „Och guck da: Der alte Plumpsklo vom Ockenfels Suitbert (genannt’ de Schwipp‘). So war dat damals - da hatte net jede Wohnung ihr WC!“ Viel Erinnerung kommt auf beim Betrachten der Aufnahmen vom einstigen Tanzlokal ‚Bürgerstübchen‘ mit dem wunderbar geschnitzten Interieur. „Eine Schande, dass dieses historische Haus dem Straßenbau weichen musste. Es war doch lange Jahrzehnte eine wichtige Pferdewechsel-Station der Thurn- und Tax’schen Postreiter. Dass man in Bad Breisig solch bedeutende Gebäude nicht zu erhalten versteht!“ „Erinnerst du dich noch: Karl Löbler, der Besitzer des ‚Bürgerstübchens‘, duldete nur Gäste mit korrekter Kleidung. Herren ohne Krawatte hatten keine Chance - und waren sie noch so berühmt!“ „Ach hier - Blick in die Grabenstraße. Damals eine Birken-Allee. Heute beiderseits voll bebaut!“ Die ständig wechselnden Besucher fanden immer neue Aspekte, die einer Diskussion wert waren, und Franz-Gerd Hammes („Ich bin und bleibe et Schimmel’sche“) wurde nicht müde, Details und Hintergründe der abgebildeten Sujets zu erläutern - aus purer Heimatliebe, denn der Eintritt zu der an allen Wochenenden bis Mai (Sa. u. So. jeweils von 14 - 17 Uhr) geöffneten Ausstellung ist frei.