Theater Total gastierte zum 17. Mal in Waldorf

Shakespeares „Wintermärchen“ zog die Besucher in seinen Bann

30.04.2016 - 14:32

Waldorf. Im Kulturprogramm der Ortsgemeinde Waldorf ist alljährlich das Gastspiel von Theater Total das Highlight. So auch in diesem Jahr, als das Ensemble auf seiner diesjährigen Tournee durch Deutschland in der vergangenen Woche wieder im Vinxtbachtal Halt machte. Bereits zum 17. Mal gastierte Theater Total auf der Bühne der Vinxtbachhalle. Das 1996 durch die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer gegründete und bis heute von ihr geleitetes Projekt ist seit 2000 ein fester Bestandteil des Kulturprogramms der Vinxtbachtalgemeinde. Waldorf genießt bei den jungen Schauspielern bereits Kultstatus.


Eine besondere Station im Tourneekalender


Jahr für Jahr sind aber auch die Besucher von den Aufführungen von Theater Total begeistert. Auch in diesem Jahr ist Waldorf wieder die Station der Tournee mit den meisten Aufführungen. Lediglich Bochum als Heimat von Theater Total übertrifft mit jeweils mehreren Aufführungen am Anfang und am Ende der Tournee das Programm in der Vinxtbachtalgemeinde. Die Ortsgemeinde Waldorf und der Vorbereitungskreis um Gerburg Lübbertsmeier und Elke Mercer sind stolz, dass die Gemeinde auch in diesem Jahr neben auf dem Tourneeplan steht. Von 30 Tourneeterminen fanden drei mit insgesamt vier Aufführungen in Waldorf statt. Bereits vor der Premierenvorstellung am vergangenen Donnerstag fanden mittwochs und donnerstags jeweils vormittags Vorstellungen für Schulklassen statt. Rund 400 Schüler unter anderem der Realschule plus Niederzissen, der Privatschule Carpe Diem Bad Neuenahr-Ahrweiler und dem Peter-Joerres-Gymnasium Bad Neuenahr-Ahrweiler waren zu Gast.

Ortsbürgermeister Hans Dieter Felten begrüßte die jungen Künstler mit herzlichen Worten bei der Premierenvorstellung am Donnerstagabend. Für die Schauspieler ist der Aufenthalt in Waldorf stets eine willkommene Abwechslung zu den anderen Tourneeorten, da sie hier bei Gastfamilien untergebracht sind. Die herzliche Aufnahme beeindruckt die jungen Schauspieler immer wieder und lassen sie sich stets gerne an den Ort im Vinxtbachtal zurückerinnern. Dies bestätigte auch Ann-Kristin Ziesemer als Sprecherin für das Ensemble. Der gute Ruf eile Waldorf unter den Schauspielern voraus. Fünf Tage verbrachten die Ensemblemitglieder auch in diesem Jahr bei den Gasteltern.

Im Gepäck hatten die 26 Ensemble-Mitglieder von Theater Total in diesem Jahr mit William Shakespeares „Wintermärchen“ erneut ein anspruchsvolles Stück. Eine Tragikomödie auf hohem Niveau, das die jungen Künstler mit viel schauspielerischem Talent auf die Bühne zauberten. Das „Wintermärchen“ forderte die Darsteller neben den schauspielerischen Qualitäten auch tänzerisch und gesanglich. Eine Mischung, die auch die vielen jüngeren Besucher begeisterte.


Die ganze Palette großer menschlicher Gefühle


Aber warum wählen 26 junge theaterbegeisterte Menschen ein derartiges Stück? Warum nicht eins mit einem Thema, das die Jugend angeht? Namen, die sich niemand merken kann. Beziehungsgeflechte, bei denen niemand durchsteigt. „Uns hat fasziniert, wie in einem Stück Tragödie und Komödie umgesetzt werden“, erklärte das Ensemble. Beim „Wintermärchen“ durchleben die Darsteller große Emotionen, denen die Figuren ausgesetzt sind: Eifersucht, Hass, Liebe, Verzweiflung, Gier, Treue, Vertrauen, Schmerz und Freude. „Immer wieder haben wir uns dabei ins kalte Wasser geworfen und uns gegenseitig aus dem Sumpf gezogen. Wir haben gemeinsam Grenzen überschritten und haben gemeinsam etwas erreicht, sodass wir uns heute mit Ihnen gemeinsam auf eine Reise begeben können, von Sizilien nach Böhmen, vom emotionalen Winter zum Sommer und durch die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens“, so das Ensemble.

Zur Handlung selbst: Die Sandkastenfreunde Leontes (Fariborz Rahnama) und Polyxenes (Leon Häder) sind erwachsen geworden. Leontes ist der Herrscher über Sizilien, und Polyxenes herrscht über das Königreich Böhmen. Nach einem langen Staatsbesuch in Sizilien drängt Polyxenes darauf, wieder in seine Heimat zurückzukehren.

Doch Leontes will ihn nicht ziehen lassen. Zu sehr ist ihm die Erinnerung an die gemeinsame Zeit wieder vor Augen geführt, als dass er sie loslassen könnte. Er nötigt seine Frau Hermione (Viktoria-Anna Theil), sich Polyxenes anzunehmen und ihn zum Bleiben zu überreden. Als sie, mit den Mitteln der Frau, Polyxenes schließlich überzeugt, bricht in Leontes eine unterschwellige Angst durch.

Er steigert sich in einen eifersüchtigen Wahn, der alles mitzureißen droht: seine Kinder, seine Frau, seine Freundschaft und schließlich das ganze Königreich. Polyxenes, dem er vorwirft, Hermione „einen Bastard eingepflanzt“ zu haben, verlässt beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten mit Hilfe des gemeinsamen Freundes Camillo (Marius Meschede) schleunigst Sizilien. Daraufhin macht Leontes seiner Frau den Prozess als Ehebrecherin und Fluchthelferin. Der Prozess, an dessen Ende der Tod seines Erben Mamillius (Leonie Semmelroggen) und der Tod seiner soeben niedergekommen Frau steht. Durch die tatkräftige Unterstützung von Paulina (Noemi Clerc) kann der Tod der neugeborenen Prinzessin verhindert werden. Das Kind wird von Diener Antigonus (Linus Schläger), dem Mann von Paulina, an die ferne Küste Böhmens verschleppt und sich selbst überlassen. Er selbst fällt einem Bären zum Opfer. Nach einer stürmischen, orkanartigen Nacht findet ein alter Schäfer (Lennart Alessandro Naether) das ausgesetzte Kind und nimmt es bei sich auf, wo es fortan als Perdita (Paula Marlene Reiz) lebt.

16 Jahre später: Perdita, die sizilianische Prinzessin, wächst fernab der Konflikte der Königsfamilie bei den böhmischen Schäfern auf. Sie verliebt sich in Florizel (Tim Petrusch), den Thronfolger Böhmens. Das Paar trifft sich unter unschuldigen Umständen. Florizel verweigert seine royale Herkunft, und Perdita kennt ihre Wurzeln nicht. Beide leben ohne die Hypothek der Erbfolge. Ganz im Gegensatz zu ihren Eltern. Tragisch dann auch das Zusammentreffen von Polyxenes und seinem Sohn Florizel. Doch Camillo schafft es schließlich, alle nach Sizilien zu bringen, wo sich König Leontes schließlich in die jüngere Version seiner verstorbenen Frau verliebt. Als das steinerne Abbild seiner verstorbenen Frau wieder zu Leben erweckt wird und Leontes erkennt, dass Perdita seine eigene Tochter ist, nimmt er sich in einem Anfall von Scham und Selbsthass das Leben.

Nach dem letzten Vorhang dankten die Besucher den Darstellern mit stehenden Ovationen. Vom Veranstalter gab es Rosen für die Darsteller als Dank für eine gelungene Vorstellung. Die Akteure hatten neun Monate unter Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer geprobt. Die Inszenierung stellte sehr hohe Anforderungen an die Akteure, die während der knapp zweieinhalbstündigen Vorstellungen auch gleichzeitig Musiker, Bühnenarbeiter und Techniker waren, was die jungen Schauspieler aber mit Bravour bewältigten. Lang anhaltender Beifall war der Lohn für die gelungenen Darbietungen. Im Anschluss an die Vorstellungen bestand Gelegenheit, sich mit den Darstellern in geselliger Runde zu unterhalten, wovon auch bei allen Vorstellungen reger Gebrauch gemacht wurde.

WK

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service