Mit schwerem Gerät erzwang die Unkeler KG am Sonntag die Schlüsselübergabe an Marie I.

Stadtchef Gerhard Hausen verhinderte mit seiner Kapitulation den Abriss des Rathauses

Stadtchef Gerhard Hausen verhinderte mit seiner Kapitulation den Abriss des Rathauses

Jecke Blauhelme eroberten für Marie I. den Schlüssel der Kulturstadt Unkel. DL

Stadtchef Gerhard Hausen verhinderte mit seiner Kapitulation den Abriss des Rathauses

Ganz klein wie „Bob der Baumeister“ wurde Gerhard Hausen am Rathausfenster, als der Radlader vorfuhr.

Unkel. „Alaaf, Ihr wildes Narrenvolk. Ihr kommt hier nicht rein, das Rathaus, das ist mein. Ihr bringt mit Euch auch kirchlichen Segen und könnt unser Mitleid so doch erregen“. So überheblich empfing der Unkeler Stadtbürgermeister Gerhard Hausen am später Sonntagvormittag die Heerscharen der Kulturstadt-Jecken nach der von KG-Ehrenmitglied Herbert Breuer zelebrierten Kölschen Mess. Als „Chef von der Entsorgungs- GmbH“ hatte er sich in seinen Büroräumen verschanzt, während er die Verteidigung des Schraatesaals seinem „Hausmeister“ Wolfgang Plöger, Beigeordneter von „Soll und Nixhaben“ überließ, dem einige wenige Ratsmitglieder zur Seite standen. Übersehen hatte der Stadtchef, dass Prinzessin Marie I. mit ihren Paginnen Jenny und Melina nur vom Bläserkorps der KG sowie den „Herzblättchen“, den Heisterer Möhnen und den „Kieselsteinchen“ umgeben wurden, während die Hunnen die Frankfurter Straße abriegelten und die Majoretten den Fluchtweg nach Süden verstellten. Vom Elferrat um Präsident Markus Winkelbach und den Vorsitzenden Manfred Himmelbach aber war keine Spur.

„So bunt und lustig Ihr hier vor uns steht, Ihr demoliert uns doch nur das Rathaus und erwartet einen leckeren Suppenschmaus. Wir aber wollen unseren guten Ruf als Kulturstadt nicht verlieren“, schwadronierte Gerhard Hausen munter weiter und rühmte sich und seine Mannschaft als Spezialisten der Entsorgung, die sich mit vermüllten Ecken und Schandflecken bestens auskennen und diese mit drakonischen Mittel beseitigen würden. Und während er noch die Mitglieder seiner Rathausmafia, darunter auch VG-Chef Karsten Fehr, als geistige Elite der Stadt auflistete, rollte der Elferrat an und das nicht nur mit Besen uns Schaufeln, sondern mit schwerem Gerät, einem Radlader mit ausladender Schaufel.

„Im vorigen Jahr standen wir mit allen Jecken hier und hängten den Pfändungsbeschluss an die Tür“, erinnerte der KG-Chef. Angesichts der Ebbe, die unvermindert in der Stadtkasse herrsche, habe niemand Interesse, das Rathaus zu übernehmen. Mit den Büroschlaf sei jetzt endlich Schluss. „Anders als Politiker machen wir Jecken unsere Androhung wahr, wir machen Ernst mit dem Pfändungsbeschluss aus dem vorigen Jahr. Wir schaffen Fakten, et ist wie et is: Erlebt die Räumung und den Zwangsabriss“, kündigte Manfred Himmelbach an. Beim Entsorgen von rund 800 Tonnen Müll am ehemaligen Güterbahnhof habe man keinen der Angreifer gesehen“, wetterte ein Stadtchef, der den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt zu haben schien. „Schwade könnt ihr joot, dat is äver nur heiße Luft wie bei den Sondierern in Berlin. Wenn mir am Bahnhof mitjemaacht hätte, wär der janze Bürokrate-Schrott auch mitentsorcht jeworde“, höhnte der KG-Vorsitznde und ließ den Radlader bis an die Rathaustreppe vorrücken. Der würde mit seiner mächtigen Schaufel keinen Stein auf dem anderen lassen, so dass die KG an Stelle des Rathauses ihre Wagenbauhalle neben dem Verwaltungsgebäude errichten könne. Die Bürokraten und Kontenüberzieher könnten ihre Sitzung dann im Gefängnisturm abhalten. Und wenn ihnen dort das Wasser wieder mal bis zum Hals stehen würde, dann nur, weil der Rhein erneut Hochwasser habe, lästerte Manfred Himmelbach.

Angesichts dieser nicht mehr zu übersehenden Bedrohung knickt Gerhard Hausen ein. „So will ich nun kapitulieren, Prinzessin Marie darf mit Jenny und Melina endlich regieren. Auf, lasst uns feiern ganz ohne Sorgen, am liebsten bis in den frühen Morgen“, gab Gerhard Hausen eine weißes Spitzenbützcher schwenkend klein bei. Wie in den Vorjahren übergab er an der Tür zum Rathaus der jungen Tollität den Schlüssel der Stadt und unterwarf sich damit ihrem jecken Regiment. „So tretet ein, Ihr Jeckengilden. Doch wehe, ihr feiert wie die Wilden. Gebt Acht, stoßt kräftig an, singet und lacht“, lud der Stadtchef in den Schrattesaal ein. „Ich ergebe mich und steh Euch nicht im Wege. Legt los, bevor ich’s mir anders überlege!“, überließ er den Jecken auch das lange Büffet, mit Gerhard Hausen eigentlich seine Verteidiger bei Kräften und Laune hatte halten wollen. Die ließen derweil einen Kamelle-Regen auf die jungen Zuschauer hernieder gehen, die damit schon einen Vorgeschmack auf den Rosenmontagszug erhielten.