Burgfestspiele Mayen feiern mit „Pinocchio“ erste Premiere

Sympathischer Holzkopf im Abenteuerland

27.05.2016 - 10:00

Mayen. Nach einer kurzen und knackigen Begrüßung des Premierenpublikums durch den Intendanten selbst und Mayens Oberbürgermeister Wolfgang Treis geht es los mit der Geschichte von Pinocchio. Die Holzfigur mit der langen, spitzen Nase hat in Deutschland durch eine in Japan produzierte Trickfilmreihe, die ab 1977 vom ZDF ausgestrahlt wurde, nahezu Kultstatus erreicht. Das Original ist freilich viel älter, der Italiener Colloni hat es bereits 1881 veröffentlicht. Doch Staub hat das Märchen deshalb nicht angesetzt, auch wenn der in der Werkstatt des Tischlers Plaum zuhauf liegt, als seine Köchin, Frau Propper, dort eintrifft. Als die resolute Dame mit ihren schönen Schuhen am umgekippten Holzleim kleben bleibt, hat sie die Nase voll. Und beschließt, dem Schreiner eine Lektion zu erteilen. Doch ihr Besenstil trifft mit dem Holzlieferanten Gelbfink den Falschen.

Ein schwungvoller Auftakt voller Slapstick und Humor, so ist der Bann schnell gebrochen für die Hauptfigur. Denn Meister Pflaum hat auf seiner Werkbank eine lebensgroße Marionette gebaut, die plötzlich zum Erstaunen aller anfängt zu sprechen. Und nicht nur das. Später erwacht diese Holzpuppe gar zum Leben, kriegt den Namen Pinocchio und zieht hinaus, um ein richtiger Mensch zu werden. Auf diesem Weg begleitet ihn das Publikum und erlebt dabei spannende Abenteuer.


Schauspieler zeigen vollen Körpereinsatz


Peter Nüesch hat nicht nur als Autor ein sicheres Gespür für Pointen, sondern auch als Regisseur eine glückliche Hand mit der Besetzung, alle Akteure gehen förmlich in ihren Rollen auf. Da wird mit vollem Körpereinsatz gespielt, was der Charakter hergibt. Herrlich mit anzusehen, mit welcher Freude die Akteure samt und sondern dabei sind. Ob der gemütliche Werner Schwarz als Pflaum, der vielseitige Lorenz Schirren als Gelbfink oder Zirkusdirektor, die agile Luna Metzroth als Frau Propper oder Wirtin, alle lassen es krachen. Noch ärger chargiert Fabienne Hesse, die als Fräulein Süßholz eine Vorstellung der Extraklasse abliefert. Sehr zurückhaltend dagegen – und dies wirkt als bewusster Kontrapunkt – legt Michael Sobotka seinen Pinocchio an. Fast hölzern agiert er zu Beginn, wird dann aber je weiter er sich in die Welt hinaus wagt, lebendiger und menschlicher. Bis er zum Schluss tatsächlich zu einem echten Jungen wird.


Fantasievolles Bühnenbild


In einem bunten Bühnenbild voller Schiebeelemente, die zwischen zwei filigranen Wendeltreppen angelegt sind, geht der Weg von der Tischlerwerkstatt ins Marionettentheater auf dem Marktplatz, zu einem Gasthaus mit Zauberacker, mit der Eselskutsche ins Spielzeugland, in die Zirkusmanege, aufs weite Meer und in den Bauch eines Walfisches und zurück ins Dorf, wo alles begann. Verbunden werden die einzelnen Szenen geschickt durch Hitzgi, die Maus mit dem Schluckauf, von Alexandra Gehrmann-Plücker beweglich und liebenswert gegeben. Sie steckt in einem Fell, für das Marcel Zaba besondere Erwähnung verdient. Denn seine Kostüme weisen mit Fuchs, Kater und Eseln weitere Tiere auf, die man nicht alle Tage auf einer Bühne sieht. Und auch die Maske (Manuela Adebahr, Christine Hege) sei erwähnt, nicht nur, aber auch wegen der wachsenden Nase des Titelhelden.

Nach 90 kurzweiligen Minuten wird dank der guten Fee alles gut und das ganze Ensemble gibt ein Tänzchen und ein Ständchen für einen Bilderbuch-Pinocchio, in den man sich einfach verlieben muss. Es sei denn, man hat ein Herz aus Holz. Wer den sympathischen Holzkopf persönlich kennen lernen möchte, hat dazu in zahlreichen Vorstellungen, die noch bis 21. August laufen, Gelegenheit. SCHÜ

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