Der bekannte Singer-Songwriter und Gitarrist Biber Hermann gastierte im Stadthaus von Selters

Umjubeltes Konzert derExtra-Klasse in Selters

Umjubeltes Konzert der
Extra-Klasse in Selters

Umjubeltes Konzert der
Extra-Klasse in Selters

Umjubeltes Konzert der
Extra-Klasse in Selters

Selters. Das „Forum Selters“ landete einen richtigen Coup, als es ihm gelang, Biber Hermann im Rahmen seiner „Grounded-Tour“ nach Selters zu holen.

Biber Hermann hat sich in der Kleinkunstszene einen richtigen Namen gemacht, deshalb war es kein Wunder, dass das Studio im Stadthaus proppenvoll mit Besuchern gefüllt war. Viele Besucher harrten während des Konzertes im Stehen aus, weil einfach kein Platz mehr vorhanden war.

Zu Beginn des Konzertes begrüßte der Vertreter des „Forums Selters“, Herr Frank Pfuhl, die Besucher und versprach einen einmaligen Konzertgenuss. Frank Pfuhl sollte vollkommen Recht behalten, die Erwartungen wurden sogar noch weit übertroffen.

Von Anfang an nahm Biber Hermann die Zuhörer mit auf eine große Reise durch die Welt des Blues und der Folkmusik. An Instrumenten hatte Biber fünf Gitarren und eine Stomp-Box zur Verfügung, jeder Titel wurde handgemacht und unplugged vorgetragen.

Der überwiegende Teil der Songs stammt aus der Feder von Biber, einige wenige Songs hat er gecovert, aber dabei diesen Songs einen eigenen Stil eingehaucht.

Zwischen den einzelnen Songs erzählte Biber etwas zu deren Entstehung und welche Bedeutung diese für ihn haben. Dabei unterhielt er das Publikum mit humorvollen Anekdoten, wurde aber beim nächsten Song wieder ernst, wenn er von den Sklaven sang , die auf den Baumwollfeldern am Mississippi ausgebeutet wurden. Er interpretierte den Country-Blues von Bob Dylan „Maggies Farm“ auf seine Art; Gänsehaut pur.

Große Heiterkeit rief Biber beim Publikum hervor, als er erzählte, dass er den Kindergarten in seinem Heimatort im Rheingau besuchte, dieser befand sich in einem Kloster. Ca. 40 Kinder wurden von einer Nonne beaufsichtigt, der berühmten Schwester Apollinaris. Wollte diese mal den Raum verlassen, gab es von ihr zu den Kindern den folgenden Spruch: „Kopp uff de Tisch und still wie`n Fisch“. Wenn Schwester Apollinaris nach fünf Minuten wieder erschien, war bis dahin noch nicht ein einziger Mucks von den Kindern zu hören gewesen. Diese Art der Autorität hätte keinem Kind geschadet.

In dem Song „Sweet nun“ verarbeitete Biber seine unerfüllte Liebe zu einer jungen Nonne, die, wie er betonte, leider nie von seinen Gefühlen erfahren hat.

Biber wurde bei einzelnen Songs von seiner Lebensgefährtin Anja Sachs unterstützt, die zusammen mit ihm ein wundervolles, gesanglich genau abgestimmtes harmonisches Duett abgaben.

Eine besondere Ehre erfuhr Biber Hermann, als er für die Oper „Paul Bunyan“ von Benjamin Britten als Gitarrist in der Frankfurter Oper mitwirken durfte.

Anja Sachs begeisterte dann mit einem Solo das Publikum, als sie „Sweet sunny South“ mit klarer Stimme ohne Begleitung vorstellte.

Nach der Pause, die sich die Künstler redlich verdient hatten, ging es sofort wieder ab.

„Love is a caravan“ war der Einstieg, darauf folgten „Can`t be satisfied“ von Muddy Waters und „Little Red Rooster“ von Willie Dixon, weltberühmt geworden durch die Interpretation der „Rolling Stones“.

Bei diesen Songs setzte Biber auch seine Mundharmonika ein, zusammen mit dem virtuosen Gitarrenspiel und seiner kraftvollen Stimme, kam so richtig der Blues raus. Er riss die Zuhörer regelrecht mit, rhythmisches Klatschen und Stampfen mit den Füßen begleiteten Biber während seines Auftritts.

Es folgte der „Soviet Baby Blues“, in welchem Biber die Story einer russischen Heiratsschwindlerin erzählte. Harte Riffs wechselten mit gefühlvollen Passagen, dazu die markante, rauchige Stimme, alles passte zusammen.

Ein für ihn sehr bedrückendes Erlebnis versuchte Biber in dem Song „No one else does“ zu verarbeiten, als er selbst erlebte, wie im Nürnberger Zoo ein junges Mädchen von ihren Eltern immer wieder drangsaliert wurde, weil es Angst vor den Tieren hatte.

Zum furiosen Finale holte Biber einen echten Klassiker raus: „I just wanna make love to you“, nochmals von Willie Dixon im Original. Biber bearbeitete seine Gitarre „volle Kanne“, spielte dabei Mundharmonika und ergänzte alles mit kräftigem Gesang. Bereits während dieses Songs erhoben sich die Zuhörer und feierten Biber mit Standing Ovations.

Nicht enden wollender Applaus belohnte ihn für ein fast drei Stunden dauerndes sensationelles Konzert.

Natürlich wurde er nicht entlassen, ohne noch eine Zugabe zu geben.

Den letzten Song des Abends trug Biber zusammen mit Anja Sachs vor, den „Leaving Town Blues“. Dieser Blues handelt vom Abschied und Aufbruch zu Neuem, dass es immer weiter geht im Leben, egal, wie schmerzhaft manchmal die Geschehnisse sind.

Dem „Forum Selters“ war es gelungen, ein echtes high-light ins Stadthaus zu holen. Es ist schon erstaunlich, wie es der Gruppe immer wieder gelingt, mit bescheidenen Mitteln den Einwohnern aus Selters und Umgebung ein solches abwechslungsreiches kulturelles Programm anzubieten.

Der Funke sprang vom ersten Moment an auf das Publikum über, das lag ganz sicher an der Art und Weise, wie

Biber „seine“ Musik interpretierte. Ein Vollblutmusiker, der mit seinem ganzen Herzen bei der Sache war. Die Freude am Spielen war ihm bei jedem Song anzusehen und anzumerken, ohne dabei zu verkrampfen.

Sicherlich trug die intime Atmosphäre in dem kleinen Konzertsaal auf der Minibühne zu dieser intensiven Vorstellung bei.

Kein Geringerer als der bekannte Konzertveranstalter Fritz Rau, leider inzwischen verstorben, hatte Biber Hermann einst geadelt, als er sagte: “He is a real soul brother“. Damit ist alles gesagt. Biber, lass dich bald wieder in Selters sehen, du hast Freunde gewonnen. Danke, dass wir diesen unvergesslichen Abend erleben durften.