Marimba Duo im Augustinum

Ungewöhnliche Klangwelten mit vertrauter Musik

15.08.2017 - 08:51

Bad Neuenahr. In Bad Neuenahr gab es ein eher seltenes Konzerterlebnis. Im Theatersaal des Augustinums spielten die beiden weltweit anerkannten Kammermusiker Katarzyna Mycka und Conrado Moya virtuos auf ihren Konzertmarimbas fünf Stücke von Maurice Ravel, Emmanuel Sejourne, Libby Larsen, Daniel Nicholas Wirtz und Johann Sebastian Bach.

Es war ein fesselndes und meisterliches Konzert. Schon beim Einspielen bevor die Gäste in den Theatersaal gelassen wurden, war Frau Mycka eine Virtuosität und Spielfreude anzusehen, die ansteckend war. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Andrea Stilper, die Kulturreferentin des Hauses, die Konzertbesucher, darunter neben den Bewohnern des Augustinums auch eine Reihe von musikinteressierten Gästen aus der Stadt und führte kurz in den Verlauf des Abends ein.

Katarzyna Mycka gab vor dem ersten Stück noch einige Erläuterungen zum Instrument. Die Marimba, in Deutschland auch „fälschlicherweise“ Marimbaphon genannt, ist ein Aufschlagidiophon mit einem bis zu 5½ Oktaven großen Tonumfang von C bis g4, dessen Aufschlagstäbe mit Schlägeln angeschlagen werden. Im Gegensatz zu einem Vibraphon mit Metallklangstäben hat das Marimbaphon Holzklangstäbe, meist aus Honduras-Palisander, die wie bei einer Klaviatur in zwei Reihen chromatisch gestimmt angeordnet sind. Unter jedem Holzklangstab ist zur intensiveren Schallabstrahlung ein senkrechtes, meist aus Aluminium bestehendes Resonanzrohr befestigt.

Das auf afrikanische Vorläufer zurückgehende Musikinstrument wurde in Guatemala entwickelt, nach Bewertung von Frau Mycka stammt das beste melodische Holz auch aus Guatemala, das Instrument ist darüber hinaus vor allem in anderen mittel- und südamerikanischen Ländern sowie in Japan verbreitet. In ihrer heutigen Gestalt existiert die große Konzertmarimba erst seit Mitte der 80er Jahre.

Das erste Stück, „Departures“ von Emmanuel Sejourne, der selbst Marimba und Vibraphone spielt, begann zunächst als ruhig vorgetragenes Stück, bevor es eine intensive Dynamik offenbarte.

Der Titel „Like Blind Men Tapping in the Dark“ von der US-Komponistin Libby Larsen ist eine Komposition für zwei Spieler auf nur einem Instrument, wobei die Besonderheit darin liegt, dass sich die beiden Spieler gegenüberstehen, was bedeutet, dass der eine Spieler die Klaviatur „im Grunde falsch herum sieht“ und bespielt. Die beiden Künstler wechselten sich in dieser irgendwie fremden Rolle ab, ein seltsames, aber grandioses Musikstück.

Wie Katarzyna Mycka erzählte, ist die Marimba schon irgendwie ein „großes Klavier“, das man halt nicht mit zwei Händen, sondern mit vier Schlägeln unterschiedlicher Härteausprägung spielt. Maurice Ravel komponierte das Stück „Alborada del Gravioso“ ursprünglich für Klavier, in der Bearbeitung des Safri Duos für Marimba hört es sich so an, als sei es nie für Klavier geschrieben worden, es passt einfach.

Der Konzert-Höhepunkt waren die Goldberg Variationen BWV 988 von Johann Sebastian Bach, sie werden als sein größtes Meisterwerk erachtet und sind eines der schönsten Beispiele der Polyphonie in der Geschichte der Musik. Sie tragen den Namen von Bachs begabten Cembalo-Schüler Johann Gottlieb Goldberg.

Wie Frau Mycka erzählte fanden Besucher früherer Konzerte dieses Werk auf Marimba gespielt entweder als etwas Fremdartiges, beim Zuhören Anstrengendes oder sie bewerteten es als das allerschönste, was sie jemals gehört haben. Die beiden virtuosen Musiker, im Übrigen die weltweit einzigen, die sich mit der Marimba an dieses Werk von Bach herangetraut haben, erwecken mit ihren Instrumenten diese von vielen geliebte Musik zu neuem Leben. Sie erkunden dabei die enorme Klangwelt moderner Marimbas mit ihrem herausragenden Spiel.

Eine noch nie da gewesene Performance, mit der die Marimba als völlig neues Musikinstrument erlebt werden kann. Für das Konzert am Montag hatten sie die Aria und die Variationen Nr 1 bis 5, Nr 16 bis 23 und die Nr 29 ausgesucht. Als sie die Goldberg Variationen intonierten, gab es durch die Verbindung dieser barocken Komposition mit dem ungewöhnlichen Instrument ein völlig neues Erleben einer vielen Zuhörern eigentlich vertrauten Musik.

In ihrem meisterhaften Spiel nutzten sie die eine Klavierpartitur und teilten sie so auf, dass Conrado Moya quasi die linke Hand, also die Baßstimme spielte, während seine ehemalige Lehrerin Katarzyna Mycka die rechte Hand, also das Thema, die Melodie, spielte. Gerade in diesen Variationen zeigten sie, dass sie ein hervorragend eingespieltes Duo sind, dass sich nahezu blind versteht.

Hervorzuheben war hierbei, dass Conrado Moya nahezu die gesamte Partitur auswendig spielte, während Katarzyna Mycka, weil sie in jüngster Zeit eine Reihe anderer Konzerte gegeben hatte, die Noten nutzte, was aber der Virtuosität des Spiels überhaupt keinen Abbruch tat.

Zum Abschluss ihres Konzerts hörten die Besucher eine Komposition des jungen Neusser Komponisten Daniel Nicholas Wirtz, das er für Guitarren-Duos konzipiert hatte, das Stück zeigt sehr viel Rhythmus, klingt dabei auch lateinamerikanisch und ist allein schon deswegen ein Stück, das man einfach auf der Marimba spielen muss.

Ein sehr lebendiger wunderschön melodischer Konzertabschluss.

Nach dem Konzert zeigten sich eine Reihe der Besucher sehr interessiert in die doch schon fremdartigen großen Instrumente und Katarzyna Mycka beantwortete alle Fragen mit Charme und Freude am Interesse an ihrem Instrument und ihrer Musik. Es war für alle ein sehr gelungener Abend mit wahrlich meisterhaftem Spiel.

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